Alien
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Dienstag, 20. September 2016

Der allerallerletzte Elternabend

War das nicht erst gestern? Oder zumindest vor höchstens ein, zwei Jahren? Noch 21 Wochen Schule mit anschließenden Prüfungen und dann war’s das mit der Schulzeit beim kleinen Monster, was ja, was die Körpergröße betrifft riesengroß ist. Mit Kindern vergeht die Zeit irgendwie noch schneller, als sie es ohnehin schon tut, je älter man wird. Wenn ich auf die vergangene Zeit zurückblicke, fühle ich mich schon etwas alt. Ansonsten glücklicherweise nicht. Oder peinlicherweise fürs kleine Monster. Denn irgendwie habe ich es bisher nach wie vor verpasst, erwachsen zu werden. Zum letzten Elternabend wollte ich gestern den Exorzismus der katholischen Kirche mitnehmen. Das schien mir angebracht, da es sich ja einerseits um ein katholisches Gymnasium handelt und andererseits das dicke Ende meist zum Schluss kommt. Und ja, da gab es auch noch The Priests (검은 사제들). Dem kleinen Monster schien das seltsamerweise nicht angebracht ...

Montag, 19. September 2016

My Big Night (Mi gran noche)

Spanien, 2015
Regie: Álex de la Iglesia
Darsteller: Carlos Areces, Carolina Bang, Mario Casas, Carmen Machi, Pepón Nieto, Jaime Ordóñez, Terele Pávez, Raphael, Santiago Segura, Hugo Silva, Enrique Villén

Es ist Oktober und die Studioaufnahmen zu einer Silvestergala laufen seit Tagen. Trotz einem tödlichen Unfall und nur Plastikessen auf den Tischen muss die Stimmung weiter angeheizt werden. Ein Statist übernimmt den Platz des Toten und ist mitten drin in diesem irrsinnig chaotischen Trubel. Unzählige Handlungsstränge überschneiden sich: da der abgehalfterte Sänger mit seinem ihn nicht ausstehen könnenden Adoptivsohn, dort ein sich ständig streitendes Moderatorenpärchen und, und, und. Auf der Bühne tobt die Show und hinter den Kulissen die Intrigen und draußen randalieren Demonstranten. Vollkommen hysterisch überdreht, dennoch grundsympathisch wird hier in hohem Tempo und großer Humordichte die Fernsehshowbranche treffsicher aufs Korn genommen. Unglaublich, dass das den ganzen Film durchgehalten wird! Meine Bauchmuskeln sind jetzt jedenfalls wieder bestens trainiert.

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The Priests (검은 사제들)

Italien / Südkorea, 2015
Regie: Jang Jae-hyun
Darsteller: Kang Dong-won, Kim Byeong-ok, Kim Eui-sung, Kim Yun-seok, Lee Ho-jae, Nam Il-woo, Park So-dam, Son Jong-hak

Ein oft unorthodox auftretender katholischer Priester versucht einen Dämon von einem Mädchen zu bannen und scheiterte bisher. Nach zehn verschlissenen Assistenten wird ihm ein junger und sympathisch rebellisch wirkender Priesterschüler zur Seite gestellt. Bei klassisch umgesetzten Exorzismusfilmen meint man eigentlich, dass es keinen weiteren mehr bedarf, da der Thematik kaum noch etwas Neues hinzuzufügen wäre. Das trifft auch auf diesen Film zu, er verleiht dem aber dennoch seine ganz individuelle Note, da er aus Südkorea stammt und viel asiatische Einflüsse erkennen lässt – so sind beispielsweise auch schamanische Riten zu sehen. Dennoch ist er größtenteils erzkatholisch bzw. wendet sich ernst gemeinter Authentizität zu, was gerade unheimlich wirkt. In dieser ungewöhnlichen Mischung steckt zudem auch noch einiger Humor. Alles andere als billig ist das sehr stylisch und professionell inszeniert. Auch wenn ich Filme wie Requiem mehr als bevorzuge – so kann man auch wieder mal einen Exorzismus über sich ergehen lassen!
Adiuro te, serpens antique …

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The Similars (Los Parecidos)

Mexiko, 2015
Regie: Isaac Ezban
Darsteller: Carmen Beato, Fernando Becerril, Humberto Busto, Cassandra Ciangherotti, Gustavo Sánchez Parra, Santiago Torres

1968 – irgendwo in tiefster Provinz Mexikos sitzen einige Menschen im Wartesaal einer Busstation aufgrund eines ungewöhnlich starken Dauerregens fest. Die (An-)Spannung zwischen den Wartenden wächst zusehends und nach anfänglicher Solidarisierung nimmt das Misstrauen zu. Was dann noch alles passiert, ist sehr rätselhaft spannend, aber vor allem ebenso unheimlich komisch. Mit viel Retro-Charme und ins Surreale gehender Phantasie verweist der Film sehr gelungen ans Horror- und Sci-Fi-Genre der 50er/60er Jahre. Das ganze Setting ist allein einfach schon bezaubernd. Neben den bizarren Einfällen, kommen auch soziale und politische Themen zur Sprache, so dass es sich hierbei trotz aller Skurrilitäten gleichfalls um einen ernst zu nehmenden Film handelt. Ein Augenschmaus und ein besonderer Genuss, insbesondere, aber nicht nur, für Retro-Liebhaber.

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Sonntag, 18. September 2016

Get Shorty

Dieser Jahrgang zum Jubiläum ist weitaus besser als das Jahr zuvor, hat aber auch seine schwachen Beiträge. Arcana macht den besonders langweiligen Anfang – das einzige Geheimnis ist hierbei, wie man auf die Idee kommen konnte, dass aus allerlei „gruseligen” Zutaten ein guter Film entstehen könnte. Es folgt der Zombiefilm Twenty Fourty Three, der schon wesentlich besser ist, aber auch nicht wirklich richtig gut. Interesting Ball ist dagegen richtig interessant und wartet mit ebenso vielen phantasievollen Ideen auf wie der Swiss Army Man der beiden Regisseure. Von den Nöten eines Heranwachsenden erzählt Growing Pains auf sehr herzerwärmende Weise. In Seth hat es ein junger Mann auch nicht leicht, vor allem, wenn es um die Liebe und Anerkennung seines Vaters geht – eine rührende Tragikomödie, die in ihren lustigen als auch bedrückenden Momenten gekonnt umgesetzt wurde. Uncanny Valley setzt auf hochtechnische Optik und das war es dann aber auch schon. Ein optisch und inhaltlich richtiger Leckerbissen ist dagegen Decorado, der im Gegensatz zum Vorgänger eben nicht nur Fassade ist. Der Gewinner der diesmal erstmals prämierten Kurzfilme dürfte jedoch mit ziemlicher Sicherheit zu recht The Black Bear sein – perfekt inszenierter schwarzer Humor, der durchweg bestens unterhält. Zum Abschluss gab es zum Nachtisch Kookie – ein kleiner, netter Horrorfilm, der zeigt, dass heimliches Naschen unheimlich werden kann.

Verlinkt sind jeweils (so weit vorhanden) Teaser, Trailer, Ausschnitte oder der komplette Film.
 

The Ones Below

Großbritannien, 2015
Regie: David Farr
Darsteller: Laura Birn, Deborah Findlay, Stephen Campbell Moore, David Morrissey, Clémence Poésy

Kate und Justin erwarten ihr erstes Kind und ziehen vor der Entbindung noch in ein Zweifamilienhaus um. Als Kate mitbekommt, dass die unter ihnen wohnende Theresa ebenfalls schwanger ist, ist die Verbindung zu den Nachbarn schnell geknüpft. Etwas seltsam wirkt Theresa von Anfang an. So überfreundlich und perfektionistisch – da kann einfach etwas nicht stimmen. Auch ihr Mann Jon sieht immer wie aus dem Ei gepellt aus. Aber sollte man seinen Nachbarn wirklich misstrauen, nur weil sie beispielsweise ihre Schuhe akkurat vor die Tür stellen? Was ist hier gesunder Instinkt und was übertriebene Paranoia? Ein gemeinsames Abendessen endet mit einem verheerenden Vorfall, der für die nachbarschaftliche Beziehung alles andere als förderlich ist. Die Spannung ist hier latent immer vorhanden, wird aber auch nie wirklich erhöht. Überraschende Twists gibt es ebenfalls nicht und vieles ist recht vorhersehbar. Es handelt sich also eher um einen recht ruhig inszenierten Psychohriller, der sehr professionell gemacht daher kommt und dessen Darsteller eine sehr gute Leistung zeigen. Etwas straffer inszeniert hätte das sein können und die Spannungsschraube mehr angezogen werden sollen. So ist es kein Hitchcock, aber dennoch gut gemacht.

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Samstag, 17. September 2016

War on Everyone

Großbritannien, 2016
Regie: John Michael McDonagh
Darsteller: Malcolm Barrett, Theo James, Caleb Landry Jones, Michael Peña, Paul Reiser, Stephanie Sigman, Alexander Skarsgår, Tessa Thompson

Gute Cops? Die wird man in diesem Film nicht finden. Den beiden korrupten, durch und durch skrupellosen Cops sollte man besser nicht über den Weg laufen – egal, ob man ein Verbrecher ist oder beispielsweise nur eine Pantomime. Hier wird wild um sich geschossen, mit Kugeln als auch Worten und es trifft jeden. Der trockene Humor ist selbstredend politisch nicht korrekt. Die Handlung ist eher untergeordnet zu sehen. Gewohnt, mit Erpressungen und durch Korruption, da und dort eine Nase nehmend, sorglos durch die Gegend zu ziehen, wird ihnen mit einem britischen Lord ein Gegner vorgesetzt, der sich womöglich als stärker erweist. Es ist aber nicht nur das unmoralische Verhalten und die lässig wirkende Härte der beiden, die gezeigt werden, sondern auch ihre empfindlichen Seiten, so dass diese böse Komödie mitunter sogar recht gefühlvoll ist. Wer „The Guard” (den vorherigen Film des Regisseurs) mochte, wird hier gleichfalls seinen Spaß finden und bestens unterhalten werden. Die deutsche Fassung wird übrigens „Dirty Cops” heißen.

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The Eyes of My Mother

USA, 2016
Regie: Nicolas Pesce
Darsteller: Diana Agostini, Olivia Bond, Will Brill, Flora Diaz, Kika Magalhaes, Paul Nazak, Clara Wong

Ein Farmhaus, mitten gelegen im Nirgendwo, von Wiesen, Weiden und Wald umgeben – in dieser scheinbar so friedlichen Umgebung wächst Francisca auf. Tod und Einsamkeit werden jedoch ihre ständigen Begleiter sein und tiefe Spuren in ihrer Psyche hinterlassen und ihr Handeln bestimmen. Mit einer irritierenden selbstverständlichen Beiläufigkeit wird hier auf poetische Weise ein verstörender Alptraum in beeindruckenden Schwarz-Weiß-Bildern gezeigt. Etwas störend – jedoch die faszinierende Wirkung nicht wirklich mindernd – ist, dass die Realitätsnähe sich manchmal selbst im Weg steht. Die Vergleiche, dass sich hierbei Lynch und Bergman zu einer unheilvollen Vision vereinigen, sind schon recht zutreffend. Und auch Takeshi Miikes „Audition” ruft dieser Film in Erinnerung. Ein Arthouse-Horrordrama, das man nicht so schnell vergisst und auf jeden Fall mehr als einmal sehen möchte, auch wenn dies nicht angenehm ist.

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Freitag, 16. September 2016

Trash Fire

USA, 2016
Regie: Richard Bates Jr.
Darsteller: Fionnula Flanagan, Adrian Grenier, Matthew Gray Gubler, Sally Kirkland, AnnaLynne McCord, Angela Trimbur

Der dritte Film von Richard Bates Jr. überrascht nach Excision und Suburban Gothic erneut. Die Hoffnung, dass sich der Regisseur noch einmal surreal eingefärbtem Arthouse-Horror zuwendet, schwindet inzwischen leider immer mehr. Hierbei wendet er sich erneut einer anderen Richtung zu. Hauptdarsteller Owen hat so ziemlich viele Probleme, vor allem mit sich selbst: Epileptiker und neurotisch, bulimisch sowie äußerst unsensibel insbesondere gegenüber seiner Freundin Isabel. Die Beziehungsprobleme werden äußerst wortreich in scharfzüngigen Dialogen ausgefochten (man fühlt sich fast an Woody Allen erinnert, nur ist dies weitaus zynischer). Als Isabel schwanger wird und unbedingt Owens restliche Familie – die Eltern kamen bei einem Brand ums Leben – kennenlernen will, bemerkt sie recht schnell, warum er keinen Kontakt mehr zu seiner Großmutter und seiner Schwester hatte. Mit der Schwester stimmt zwar auch einiges nicht, aber vor allem seine fanatisch religiöse Großmutter, deren Worte nur so vor Gift sprühen, ist der Horror schlechthin und somit für den Zuschauer äußerst unterhaltsam. Hier mischt sich viel pechschwarzer oder eher bitterböser Humor mit Familiendrama und etwas Horror auf überzeichnet groteske Art und Weise. Wenn man den Film so nimmt, wie er ist und vor allem die bissigen Wortgefechte genießen kann, dann kann man damit sehr viel Spaß haben. Eine Weiterentwicklung in Richtung „Excision” mit mehr Tiefgang bzw. ausgearbeiteteren Charakteren hätte ich dennoch lieber gesehen.

Filmausschnitt (kein Trailer vorhanden)

They Call Me Jeeg Robot (Lo chiamavano Jeeg Robot)

Italien, 2015
Regie: Gabriele Mainetti
Darsteller: Stefano Ambrogi, Francesco Formichetti, Gianluca Di Gennaro, Luca Marinelli, Ilenia Pastorelli, Claudio Santamaria, Maurizio Tesei, Daniele Trombetti, Antonia Truppo

Hach … der Blick schweift über die Dächer von Rom bis hin zur „Schreibmaschine” – so beginnt dieser Film. Dann gibt es eine wilde Verfolgungsjagd , bei welcher der kleine Ganove Enzo quer durch Rom gehetzt wird und sich bei der Engelsbrücke (hach …) in den Tiber (iiiiihhh …) rettet. Wer den Tiber kennt, weiß, dass das eine dreckige Angelegenheit ist. Enzo erwartet dort zudem auch noch radioaktiver Müll, welcher ihn zum Superhelden mutieren lässt. Seine außergewöhnlichen Kräfte entdeckt er erst nach und nach, aber die mangabesessene, mehr oder weniger verrückte Alessia, Tochter von einem benachbarten Gangster, sieht in ihm sofort Jeeg Robot, einen Mangahelden, und klettet sich an ihn. Der super criminali macht fortan von sich reden, in dem er sich beispielsweise mal einfach so einen Bankautomaten mit nach Hause nimmt, aber eigentlich braucht er nicht viel mehr als seine Ruhe, Pornos und den Kühlschrank voller Joghurt. Die überdrehte Alessia, als auch der größenwahnsinnige Kleingangsterboss Lo Zingaro/Fabio (großartig gespielt!) durchkreuzen seinen Wunsch nach friedlicher Einsamkeit … In diesem Superhelden-Film wird stimmig so viel zusammengemischt, dass man gar nicht weiß, wo man mit dem Aufzählen anfangen soll: knallharter Gangsterfilm, emotionales Außenseiterdrama, unschmalzige Liebesromanze, insbesondere italienische als auch allgemeine Sozial- und Gesellschaftskritik – das alles gewürzt mit viel Humor und mal actionreich, dann wieder vielfach sehr ruhig bis ins Melancholische gehend inszeniert, vor allem aber mit einer sehr charmanten Leichtigkeit. Fantastico!

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We Go On

USA, 2016
Regie: Jesse Holland, Andy Mitton
Darsteller: Jay Dunn, Clark Freeman, John Glover, Laura Heisler, Annette O’Toole, Giovanna Zacarius

Tagsüber von Panikattacken und Nacht für Nacht von Alpträumen gequält, in denen Miles stirbt, setzt er eines Morgens voller Verzweiflung eine Anzeige in der Zeitung auf, in der er eine Prämie von 30.000 Dollar für den Beweis von Leben nach dem Tod aussetzt. Massenweise erhält er Post von allen möglichen Spinnern oder einfach nur Leuten, die auf das Geld aus sind. Auch seine Mutter liest die Anzeige. Resolut versucht sie ihn von seinem Plan abzubringen und appelliert an seine Vernunft, besser einen Psychiater aufzusuchen, aber Miles bleibt dabei. Seine energische Mutter steht ihm skeptisch bleibend fortan zur Seite, nachdem er drei Kandidaten ausgewählt hat. Geisterhaft wird das alles auch, aber vielmehr recht geistreich. Wenn es auch Gruselelemente gibt, so setzt der Film mehr auf eine realitätsnahe Atmosphäre, in der er es vor allem darum geht, sich seinen Ängsten und seiner Vergangenheit zu stellen und nicht in ihnen steckenzubleiben. Der Humor kommt aber auch nicht zu kurz, da es gleichfalls einige skurrile Szenen gibt. Ein feiner, kleiner Indie-Film, der sehr sympathisch rüberkommt.

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Donnerstag, 15. September 2016

We Are the Flesh (Tenemos la carne)

Frankreich / Mexiko, 2016
Regie: Emiliano Rocha Minter
Darsteller: María Evoli, Diego Gamaliel, Noé Hernádez

Die Geschwister Lucio und Fauna finden in einer post-apokalyptischen Welt Unterschlupf bei dem Einsiedler Mariano, zu dessen Bedingungen sie bleiben können. Während sie die Unterkunft zu einer gebärmutterartigen Höhle umbauen, drängt der irre wirkende Mariano (leicht an Charles Manson erinnernd) sie zunehmend dazu, all ihre Hemmungen zu überwinden, ihren Gelüsten freien Lauf zu lassen und Tabus zu brechen. Ein delirierender Abstieg ins Unbewusste beginnt. Das Gezeigte, insbesondere die Sexualität, ist nicht Gegenstand des Films, sondern der Antrieb zu einer grenzüberschreitenden Ästhetik. Georges Bataille kam mir hierbei sehr schnell in den Sinn. Wer sich nie mit Bataille'scher Transgression, de Sade'scher Philosophie, Jung'schen Archetypen oder allgemein tiefenpsychologischen Themen beschäftigt hat, wird diesen Film rigoros ablehnen. Eine Offenbarung ist es für alle anderen, auch wenn diese in der Minderzahl sind. Schon lange nicht mehr hat mich ein Film so stark beeindruckt. Emiliano Rocha Minter – diesen Namen sollte man sich unbedingt merken! Einer der Produzenten war übrigens Moisés Cosío, der auch die letzten Jodorowsky-Filme mitproduzierte, was mich jetzt nicht verwundert. Ebenso nicht überraschend: Die Danksagung am Ende des Abspanns umfasste viel zu viel Namen, als dass man alle hätte lesen oder gar behalten können, aber Georges Bataille war dabei. Und auch Antonin Artaud (Théâtre de la Cruauté!) – dessen Worte man hier zitieren könnte: „Ich glaube, um all diesen Leuten etwas begreiflich zu machen, müsste man sie töten.” Diejenigen, die diesen Film begreifen, das sehen, was über die Möglichkeit des Sehens hinaus geht, werden eine tiefe Dankbarkeit empfinden.

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Antibirth

Kanada / USA, 2016
Regie: Danny Perez
Darsteller: Emmanuel Kabongo, Natasha Lyonne, Maxwell McCabe-Lokos, Chloë Sevigny, Meg Tilly, Mark Webber

Lou hat eigentlich immer eine Flasche, einen Bong oder irgendetwas zum Zudröhnen zur Hand. Die Folgen einer wilden Partynacht werden auch ihr trotz aller Drogeneskapaden irgendwann klar: sie ist schwanger. Kein Grund, ihren Lebenswandel zu ändern. White Trash in Reinkultur. Und so könnte man meinen, dass es sich hierbei um ein Sozialdrama handelt. Dieser Gedanke wird recht bald korrigiert, wenn man mitbekommt, dass es sich hierbei um keine normale Schwangerschaft handelt… Diese trashige Horror-Komödie mit surrealen Versatzstücken wird vor allem durch die abgefuckte Hauptdarstellerin getragen. Auf seine skurrile Art ist das schon unterhaltsam, wenn auch nicht rundum gelungen. Der Soundtrack u. a. mit Suicide oder Tonetta (Druggie and a Bitch) gibt allerdings auch noch mal Pluspunkte. Ganz nett, wenn man in trashiger Erwartung ist.

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Mittwoch, 14. September 2016

Here Alone

USA, 2016
Regie: Rod Blackhurst
Darsteller: Gina Piersanti, Adam David Thompson, Lucy Walters, Shane West

Eine Frau streift allein durch die Wälder und versucht in der Wildnis zu überleben. Mühsam ist es, sich die Nahrung zusammenzusuchen und einsam ist es. Bis sie ihren Lagerplatz mit zwei anderen Menschen teilt – Stiefvater und Tochter. Das klingt jetzt nicht nur sehr vertraut, sondern erinnert ganz stark an The Survivalist. Hierbei ist die Zivilisation allerdings nicht durch das Ende der Erdölproduktion zusammengebrochen, sondern durch einen Virus, der fast alle in Zombies verwandelt hat. Ähnlich ruhig und sehr realistisch umgesetzt ist die Thematik hierbei jedoch auch. Es wird allerdings weitaus mehr gesprochen und es werden viel mehr Rückblenden eingesetzt. Die zwischenmenschlichen Beziehungen stehen ebenfalls sehr stark im Mittelpunkt. Und so kann die Emotionalität eines Teenagers mitunter gefährlicher sein, als ein Zombievirus. Der weitaus minimalistischere und auch mehr durchdachte The Survivalist hat mir zwar wesentlich besser gefallen, dieser post-apokalyptische Thriller ist dennoch empfehlenswert, gerade weil es kein typischer Zombiefilm ist.

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Deep in the Wood (In fondo al bosco)

Italien, 2015
Regie: Stefano Lodovichi
Darsteller: Maria Vittoria Barrella, Teo Achille Caprio, Stefano Pietro Detassis, Camilla Filippi, Filippo Nigro, Giovanni Vettorazzo

Mit einem Krampusumzug in den Dolomiten beginnt dieser Mystery-Horror-Film schon mal sehr einnehmend stimmungsvoll. Während der Feierlichkeiten verschwindet der kleine Tommaso in der Tiefe der Wälder, wofür sein Vater verantwortlich gemacht wird. Fünf Jahre später wird ein Kind gefunden, dessen DNA mit dem verschwundenen Jungen übereinstimmt. Zunächst kein Wort von sich gebend und sehr verängstigt kommt dieser Junge zurück in sein Heimatdorf zu seiner Familie. Die Aufnahme erfolgt alles andere als herzlich. Die Mutter kann ihren Sohn in diesem Jungen nicht wiedererkennen, der Großvater reagiert misstrauisch, der Hund bellt die ganze Zeit und auch die Dorfbewohner verhalten sich sehr argwöhnisch, teilweise sogar zutiefst verängstigt. Einzig der Vater hat (zunächst) keinerlei Zweifel. Schnell wird so klar, dass mit dem Jungen etwas nicht stimmt. Geht es hier mit dem Teufel zu oder ist der Junge gar selbst der Teufel? Die dämonische Atmosphäre scheint überall spürbar zu sein. Der Film entwickelt aber auch noch ganz andere Qualitäten. Es handelt sich hierbei nicht nur um einen klassisch wirkenden Gruselfilm, sondern ebenfalls um ein Familiendrama. Die Hauptstärke besteht jedoch in der Auflösung von dem, was hinter all den rätselhaften Geschehnissen und Verhaltensweisen steckt. Das wird hier natürlich nicht verraten, aber Deep in the Wood sei allen teuflisch empfohlen, die Horrorfilme mögen, die ohne die üblichen Klischees auskommen. Einen Extrapunkt gibt es auch noch für die Verwendung von der Musik von Fever Ray.

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Dienstag, 13. September 2016

Imperium

USA, 2016
Regie: Daniel Ragussis
Darsteller: Nestor Carbonell, Toni Collette, Burn Gorman, Seth Numrich, Daniel Radcliffe, Chris Sullivan, Sam Trammell

„Das Wort baut Brücken in unerforschte Gebiete” soll Hitler laut einer seiner Sekretärinnen, Christia Schroeder, gesagt haben. Im Deutschen ist dieses Zitat vollkommen unbekannt – zu finden ist es in Zollers „Hitler privat: Erlebnisbericht seiner Geheimsektretärin”, 1949 im Düsseldorfer Droste-Verlag erschienen. Die englische Übersetzung ist dagegen weitaus verbreiteter und steht am Anfang dieses Thrillers über einen FBI-Agenten, der sich unter Neonazis mischt. Als FBI-Agent kann Nate sich nicht mit Fäusten behaupten (mal ganz abgesehen von seiner Statur), also kann er wirklich nur mit Worten von sich überzeugen. Und damit dringt er tief in die rechte Szene ein. Angefangen von prügelbereiten Skins, über rechtsextreme Radiomoderatoren („Ich bin nur Entertainer …”) hin zu unscheinbar wirkenden Ideologen, die im Hintergrund um so wirkungsvoller agieren. Das alles ist ziemlich glatt inszeniert. Hierbei handelt es sich nicht um eine tief gehende Milieustudie wie American History X. Als reiner Unterhaltungsthriller ist dieser Film dennoch nicht zu sehen – dazu ist er dann doch zu politisch. Seine Stärke ist vor allem die gezeigte Vielfalt von rechtsextremen Erscheinungsformen. Ganz so authentisch wirkt das mitunter auf mich leider nicht bzw. ist gerade Radcliffe, trotz guter darstellerischer Leistung nicht so glaubwürdig in seiner Rolle (als Leiche war er jedenfalls besser). Dennoch ein sehr sehenswerter Film, gerade wieder in heutiger Zeit (anmoderiert wurde der Film mit dem Hinweis, dass er nicht in MeckPomm spielt).

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The Devil’s Candy

USA, 2015
Regie: Sean Byrne
Darsteller: Shiri Appleby, Ethan Embry, Kiara Glasco, Pruitt Taylor Vince

Ein psychisch gestört wirkender Mann versucht laut E-Gitarre spielend die satanischen Stimmen, die er hört zu übertönen – das kommt im Elternhaus, in dem er wohnt, nicht so gut an. Dies wiederum kommt bei diesem Mann und seinen Stimmen nicht so gut an und so ist er nun eine erwachsene Waise. Ein Maler zieht mit seiner Familie nun genau in dieses Haus ein und fängt auch an, die bösen Stimmen zu hören. Außerdem ist noch viel Metal-Musik in diesem Film zu hören, was aber gar nicht so schlimm ist, zumal auch solche Sachen wie Sunn O))) dabei sind. Viel schlimmer ist der Film insgesamt. Also richtig schlimm! Aus der Geschichte hätte man eigentlich einen netten Horrorfilm machen können, raus kam nervtötende Langeweile geboren aus schlechten Darstellern, schlechten Dialogen, klischeehafter 08/15-Umsetzung und dies weder gruselig, noch in gar irgendeiner Weise ernst zu nehmen. Ganz besonders schlimm ist dann auch noch das Ende. Da hätte ich mal auf meine innere Stimme hören sollen, denn ursprünglich wollte ich den Film nicht unbedingt sehen, aber die Frau Sünderin wollte sich dieses Teufelszeug ansehen. Nun ja, mit einer Dauerkarte waren dies nur 90 Minuten verschwendete Lebenszeit.

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Kidnap Capital

Kanada, 2016
Regie: Felipe Rodriguez
Darsteller: Pedro Miguel Arce, Michelle Arvizu, Lara Gilchrist, Carlos Gonzalez-Vio, Michael A. Miranda, Paulino Nunes, Joseph Pierre, Michael Reventar, Johnathan Sousa, Juan Carlos Velis

Willkommen in Amerika! Dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, dem Land der großen Freiheiten. Aber nicht für jeden. Für illegale Einwanderer ist nichts frei. Nicht nur der Weg zur und über die Grenze kostet Geld, auch die eigene Freiheit in den USA muss erkauft werden. In sogenannten Drop Houses wird mit aller Brutalität das Lösegeld eingefordert. Hiervon handelt dieser Film. Manolo ist zusammen mit seiner Freundin aus Guatemala aufgebrochen, um ein besseres Leben zu suchen. Gefunden haben sie, wie viele andere auch, ein entwürdigendes Dasein, geprägt von Gewalt und Leid, denn es ist für sie trotz aller Drohungen und Einschüchterungen mehr als schwierig, das Geld aufzutreiben. Auf sehr realistische Weise werden diese unmenschlichen Zustände gezeigt, welche es schon längere Zeit in den USA gibt. Der Menschenschmuggel ist inzwischen lukrativer als der mit Drogen. Da wo Leid ist, wird häufig am meisten verdient – das betrifft zwar auch die Legalität, aber vor allem die Illegalität. Ein Film, der mehr als ein Denkanstoß ist, über Menschenrechte nachzudenken.

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Montag, 12. September 2016

To Steal from a Thief (Cien años de perdón)

Argentinien / Frankreich / Spanien, 2016
Regie: Daniel Calparsoro
Darsteller: Marian Álvarez, Raúl Arévalo, José Coronado, Rodrigo De la Serna, Luis Tosar, Patricia Vico

Filme über Banküberfälle gibt es inzwischen sicher mehr als Banken – vielfach glatte Hollywood-Produktionen. Der Plot dieses Thrillers hört sich auch nicht unbedingt anders als andere an: ein ausgefeilter Plan, die Bank wird überfallen und dann läuft es wegen unerwarteter Hindernisse doch nicht mehr nach Plan. Drinnen folgen selbstredend Reibereien zwischen den Bankräubern, draußen folgt das Polizeiaufgebot.
Hinzu kommen allerdings Verstrickungen zur Politik, die bald ahnen lassen, dass es hierbei nicht um einen simplen Bankraub geht. Und so wendet sich der Film zum Politthriller, ohne dass dies einen Bruch ergeben würde. Das alles ist halbwegs spannend inszeniert und bietet auch gute Darsteller, so richtig begeistern konnte mich dies aber nicht. Großes Kino sieht anders aus – als Fernsehfilm jedoch durchaus ansehbar.

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Psycho Raman (Raman Raghav 2.0)

Indien, 2016
Regie: Anurag Kashyap
Darsteller: Mukesh Chhabra, Sobhita Dhulipala, Vicky Kaushal, Anuschka Sawhney, Nawazuddin Siddiqui

In den 60ern trieb der Serienkiller Raman Raghav in Bombay, dem heutigen Mumbai sein Unwesen – dieser Film betont, dass es sich hierbei nicht um eine Verfilmung eines der berüchtigsten Mörder Indien handelt. So spielt die Handlung in heutiger Zeit, wenn auch die Parallelen erkennbar sind. Ohne jegliche Empathie tötet Raman. Nie aus Versehen, aber auch nie aus einer nachvollziehbaren Absicht heraus, sondern einfach weil er es will. Sein Gegenpart ist Raghav, ein verkommener Cop, der Raman an Niederträchtigkeit oft in nichts nachsteht. Wer nun immer noch glaubt, hier handelt es sich um eine süßlich-kitschige Hochglanz-Bollywood-Produktion, in der gesungen und getanzt wird und zwischendurch wird ein Mörder gejagt, irrt sich gewaltig. Ein paar Mal wird zwar gesungen, aber die Texte sind alles andere als süßlich, es sei denn, man meint den Leichengeruch, der von ihnen ausgeht („worms crawling up his filthy skin …”). Oft weiß man gar nicht, was einem bei diesem Film am tiefsten unter die Haut geht: die oft beiläufige Gewalt (die nie explizit zu sehen ist), die zynische Amoral, die Behandlung von Frauen oder das direkt gezeigte Elend der Slums. Der Film lässt auch deutlich erkennen, dass die beiden Hauptdarsteller nicht von Geburt an psychotisch sind. Inhaltlich geht der Film weit darüber hinaus, nur einen Serienkiller zu porträtieren. Und dies nur als reine Gesellschaftskritik, insbesondere der indischen, zu sehen, ist gleichfalls zu kurz gegriffen. Hier geht es ebenfalls um die großen philosophischen Fragen. Trotz der Härte in alldem, ist der Film flüssig inszeniert, wodurch er allerdings alles andere als einfach konsumierbar ist. Ein großartiger Film, der zutiefst beeindruckt! Eisenstangenhart.

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Sonntag, 11. September 2016

The Greasy Strangler

USA, 2016
Regie: Jim Hosking
Darsteller: Sky Elobar, Gil Gex, Michael St. Michaels, Abdoulaye NGom, Elizabeth De Razzo

Ein Serienkiller geht um in der Stadt: ein fetttriefender Würger. Es ist jedoch sofort klar, wer der Mörder ist – der Bratfett über alles liebende Big Ronnie, der mit seinem erwachsenen Sohn Big Brayden zusammenlebt. Sie verdienen ihr Geld mit Nepper-Disco-Stadtführungen und auf einer davon lernen sie die sie (und sonst niemanden) verzaubernde Janet kennen, wodurch das Zusammenleben erheblich gestört wird. So könnte man die Handlung zusammenfassen, wenn in diesem Film eine Handlung Bedeutung hätte. Hat sie aber nicht, denn hier geht es um Mut zur Hässlichkeit und schlechten Geschmack. Der Schwerpunkt des Humors liegt eindeutig im Ekelbereich und weniger im Absurden, wodurch der Film für mich meilenweit von den Werken Quentin Dupieuxs (Wrong!) entfernt ist. Dennoch entwickelt man Sympathie für die „Bullshit Artists” und all diesen Trash. Einer der schlechtesten Filme, die in letzter Zeit gedreht wurden – dies ist jetzt allerdings nicht negativ gemeint!

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The Girl with All the Gifts

Großbritannien / USA, 2016
Regie: Colm McCarthy
Darsteller: Gemma Arterton, Glenn Close, Paddy Considine, Sennia Nanua

Zombies sind untot und das Zombiefilmgenre ist richtig tot. Man erwartet zumindest nicht mehr, dass den Untoten auf der Leinwand noch mal überzeugend Leben eingehaucht werden kann. Dieser Film zeigt jedoch, dass da durchaus noch mit Frischblut zu rechnen ist. Fast die ganze Menschheit ist dem Zombietum verfallen (O.K., das ist nichts neues), nur auf einigen Militärbasen haben sich die letzten Uninfizierten verschanzt. Außerdem befinden sich dort Zombiekinder, die durch Erziehung geheilt werden sollen bzw. ansonsten Forschungszwecken dienen. Unter ihnen auch die sehr intelligente Melanie (es gibt intelligente Zombies!), die sich größtenteils sehr sozial verhält. Als die Basis von Zombies überrannt wird, geht der Überlebenskampf los und man fragt sich, inwieweit die Sozialisation Bestand hat. Auf hohem Niveau wird hier in professioneller Inszenierung und mit hervorragenden darstellerischen Leistungen (insbesondere Melanie/Sennia Nanua) ein spannender, gut erzählter Zombiefilm gezeigt, der ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Drama uns Horror hat. Für anspruchsvolle Zuschauer ist dies also durchaus mehr als empfehlenswert. Aus meiner Sicht ist mir der Film aber fast schon wieder zu glatt bzw. dem Mainstream verhaftet. Trotzdem sehr überzeugend und das auch gerade, wenn man kein Zombiefan ist.

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Carnage Park

USA, 2016
Regie: Mickey Keating
Darsteller: Ashley Bell, Larry Fessenden, Pat Healy, James Landry Hébert, Darby Stanchfield, Michael Villar

70er Jahre: Zwei Bankräuber sind samt Geisel nach einem missglückten Überfall auf der Flucht und landen mitten in der fast menschenleeren Wüste Kaliforniens. Fast menschenleer, denn dort wohnt ein psychotischer Vietnam-Veteran, der gern auf Menschenjagd geht... Der von Ennio Morricone geprägte Sound von Giona Ostinelli und die sepiagetränkten Farben unterstützen die stylische und dreckige Atmosphäre. Die Stimmung trägt den Film ziemlich lange bis er dann doch immer mehr zu einem reinen Exploitationfilm wird. Sehr schade, dass inhaltlich nicht mehr geboten wird, denn der Retro-Style wirkt durchaus sehr einnehmend. Rau und ungeschliffen kommt der Film daher, allerdings ohne, dass sich ein Diamant dahinter verbirgt.

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Samstag, 10. September 2016

Eine ganz besondere Premiere

Nun war es so weit! Im Golem trat Roland von der Birkenheide (aka der Schlendrian) erstmals allein auf. Genau genommen handelte es sich hierbei nicht um ein Konzert sondern um die Darbietung eines live generierten Soundtracks zu Dreyers „Vampyr”, der dementsprechend auch gezeigt wurde. Die zufällig ablaufende Klanginstallation, die die gepatchten Module erzeugten, passte hervorragend zu diesem einer meiner liebsten Vampirfilme. Der kleine Vorführungsraum war sehr gut gefüllt, das interessierte Publikum blieb gebannt sitzen, schaute diesen wunderbaren Film und lauschte den düster-schaurigen Klängen. Da verzichtet man doch gern auf Nazibratwürste (wobei diese sicher noch irgendwann bei mir auf dem Grill landen werden)! Dieser erste Auftritt endete erfolgreich mit Applaus. Ein sehr schönes Erfolgserlebnis für den Schlendrian, das am gleichen Tag auch noch verdoppelt wurde, denn in Australien setzte ein Kunststudent einen Track bei einem Wettbewerb ein. Falls dieser gewonnen wird, ist der Schlendrian Roland von der Birkenheide klanglich im zweitgrößten Museum Australiens vertreten. Die nächsten Projekte sind ebenfalls schon mehr oder weniger greifbar. Dies wird ebenfalls live klanglich unterstützt werden. Und die ersten Kontakte zum Westwerk scheinen auch zu einer Zusammenarbeit zu führen (mein Bücherregal hat hierbei möglicherweise auch unterstützend mitgewirkt). Mit anderen Worten: läuft!

Shelley

Dänemark / Schweden, 2016
Regie: Ali Abbasi
Darsteller: Björn Andrésen, Peter Christoffersen, Ellen Dorrit Petersen, Cosmina Stratan

Fernab von jeglicher Zivilisation lebt ein kinderloses Paar allein im Wald an einem See ein einfaches Leben ohne Strom und fließend Wasser. Als eine rumänische Haushaltshilfe einzieht, entsteht nach einiger Zeit der Plan, diese auch als Leihmutter einzusetzen. Von Anfang an wirkt in diesem Film vieles unheimlich, ohne dass dies benennbar wäre. Beitragen wird hierzu sicher auch der oft nebelverhangene See oder andere beeindruckende Landschaftsaufnahmen. Aber es ist mehr das, was nicht gezeigt oder gesagt wird. Das, was zwischen kleinen Gesten oder Blicken spürbar ist. Das Unhörbare in der Stille. Mit der Schwangerschaft der Rumänin nimmt das Unheimliche zu. Es wird immer deutlicher, dass etwas nicht stimmt. Die ruhige und langsame Inszenierung hat hierbei nichts mit Zähigkeit und Langeweile zu tun, sondern betont die rätselhafte und düstere Atmosphäre. Polanskis „Rosemaries Baby” hört man sicher recht deutlich im Hintergrund schreien, der Film schafft aber eine ganz eigene Umsetzung, reduziert nur auf’s Unheimliche ohne jegliche christlich/satanische Dämonisierung. Psychologischen Deutungen werden hierbei viel mehr Raum gewehrt als purem Horror. Ein wunderbarer Film für all jene, die dezente Horrordramen mögen, die nicht auf oberflächliche Effekte abzielen.

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The Lesson

Großbritannien, 2015
Regie: Ruth Platt
Darsteller: Evan Bendall, Rory Coltart, Tom Cox, Dolya Gavanski, Robert Hands, Michaela Prchalová

Die Jugend von heute … endlos könnte man über diese klagen. Dumm, faul und frech. Da sind sich alle einig. Auch schon vor 5000 Jahren, wenn man die Inschriften alter sumerischer Tontafeln liest. Selbst Sokrates hat also nur wiederholt, was schon etliche Zeit zuvor beklagt wurde. Dennoch bleibt die starke Überzeugung, dass die heutige Jugend ganz besonders schlimm ist. Und am allerschlimmsten ist die britische Jugend. Diese Einschätzung wird im ersten Drittel dieses Films zumindest gestärkt. Die Kids haben nur Dummheiten im Kopf und keinerlei Respekt. Da aber auch das soziale Umfeld gezeigt wird, Vergangenheit und Gefühle mit einbezogen werden, könnte man meinen, dass es sich um ein Sozialdrama handelt. Dies ändert sich jedoch schlagartig [sic], als ein frustrierter Lehrer seine eigene Methode entwickelt, um zwei seiner Schüler Wissen wortwörtlich einzuhämmern. Trotz der drastischen Darstellung ist dies bald ermüdend, wie eben auch der übliche Frontalunterricht mit ständigen Wiederholungen. Bei den vom Ansatz her guten Ideen ist die magere Handlung einfach viel zu sehr in die Länge gezogen – eine straffere Inszenierung als Kurzfilm wäre passender gewesen. Das Zusammenspiel von Bildungsanspruch und extremer Gewalt ist quasi nicht vorhanden, so dass hier zwei vollkommen verschiedene Welten aufeinanderprallen. Nichtsdestotrotz überzeugen die sehr guten Darsteller. Sehr schön auch, was für erfreuliche Früchte die grausamen Lehrmethoden am Ende tragen. Die Kombination von Bildungsbürgertum und blutiger Brutalität ist sicher nicht für jeden was und auch ansonsten muss man den Film nicht gesehen haben, kann ihn sich aber durchaus ansehen. Im Nachhinein jedenfalls sehr zum Nachdenken anregend.

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Freitag, 9. September 2016

Creepy (クリーピー 偽りの隣人)

Japan, 2016
Regie: Kiyoshi Kurosawa
Darsteller: Ryôko Fujino, Masahiro Higashide, Teruyuki Kagawa, Haruna Kawaguchi, Hidetoshi Nishijima, Misaki Saisho, Takashi Sasano, Yûko Takeuchi

Nach einem dramatischen Erlebnis hat Profiler Takakura seinen Job bei der Kripo aufgegeben und widmet sich ganz einem ruhigen Leben als Uni-Dozent für Kriminologie und dem trauten Zusammenleben mit seiner Frau. Ein Umzug, der neue Nachbarn mit sich bringt und die Bitte eines Ex-Kollegen sorgen allerdings Schritt für Schritt dafür, dass sich aus dem ruhigen Leben ein beunruhigendes Dasein entwickelt. Langsam, aber unaufhörlich entwickelt der Film eine beängstigende Spannung, die einen packt, ohne dass man gleich merkt, wie tief sich die Klauen dieser unheimlichen Atmosphäre eingekrallt haben. Wenn man nicht allzu innige Kontakte zu seinen Nachbarn hat, wird man jene nach diesem Film ganz sicher nicht vertiefen wollen. Stattdessen werde ich mich nun aber sicher vor allem in die früheren Werke von Kurosawa vertiefen, denn diese langsam aufgebaute latent spannend-bedrohliche Stimmung scheint typisch zu sein. Also bestens geeignet für alle, die Psychothriller mögen, welche ohne billigen Spannungsaufbau auskommen. Kurz zusammengefasst: Gruseln auf hohem Niveau.

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Swiss Army Man

USA, 2016
Regie: Dan Kwan, Daniel Scheinert
Darsteller: Paul Dano, Daniel Radcliffe, Mary Elizabeth Winstead

Hank ist auf einer einsamen Insel gestrandet und seines Lebens überdrüssig. Genau in dem Moment, in dem er sich umbringen will, wird eine Leiche an den Strand gespült und einer der skurrilsten Filme beginnt. Die Leiche Manny (Harry Potter ist tot) erweist sich nicht nur durch ihre starken Flatulenzen, die sie als Jet-Ski benutzbar machen lässt, als Rettung aus der Wildnis zurück in die Zivilisation – die Vielseitigkeit der nützlichen Eigenschaften scheinen schier unbegrenzt. Was sich zunächst nach einem pubertären Gagfeuerwerk anhört (was es durchaus ebenfalls ist), bietet noch viel mehr, denn die Leiche kann auch sprechen, weiß allerdings nichts mehr über das Leben. Und so wird über das Leben philosophiert oder hinterfragt, was wirklich wichtig ist. Ein Comedy-Drama, dass durch Herz, Witz und Phantasie besticht, leicht inszeniert und dennoch voll poetischer Melancholie, die durch den absurden Ideenreichtum nicht zerstört wird. Manchmal ist die Grenze zu kitschigen Holywood-Schmonzetten nur ganz knapp, wird aber nicht überschritten. Ein würdiger Eröffnungsfilm für das 30. Fantasy Filmfest ist dies auf jeden Fall und ansonsten auch mehr als sehenswert.

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Das Grauen ist 30 Jahre alt

Gestern startete hier, wo alles begann, das Fantasy Filmfest und konnte somit auf 30 Jahre voller Filme, die ansonsten größtenteils nie auf großer Leinwand zu sehen gewesen wären, zurückblicken – von A wie Arthouse bis Z wie Zombies ist alles vertreten. Seit Bestehen des virtuellen Gruselkabinetts schreibe ich kurz etwas über die Filme, die ich auf dem Fantasy Filmfest gesehen habe. Die Liste hat auch schon eine beachtliche Länge erreicht, stellt jedoch nur einen Bruchteil aller gezeigten Filme dar. Sehr gespannt bin ich, was nun wieder für interessante (oder auch nicht) Filme hinzukommen – der gestrige Start war schon mal für den Anfang sehr gut.