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Die lieben Kollegen, Teil 51

Angedacht war das schon länger, aber nun gibt es eine konkrete Planung. Im August ist es soweit – der Kollege aus China, der dort als Grafiker tätig ist, kommt zu uns zu einem Praktikum. Zuvor musste er erst einmal etwas mehr Englisch lernen, da seine Sprachkenntnisse etwas dürftig waren (in China ist es in der Schule meist üblich, dass man Englisch nur in schriftlicher Form lernt, wenn überhaupt). Und meine chinesischen Sprachkenntnisse gehen doch eher gegen Null, auch wenn ich bei chinesischen Übersetzungen dann doch schon einige „Fehler” entdeckt habe (machen die doch einfach aus der deutschen Mutterfirma eine Tochtergesellschaft …). Der gestalterische Bereich dieses chinesischen Kollegen betrifft eigentlich nur Nebenprojekte, alles andere wird hier gemacht – inklusive Umsetzung auf Chinesisch. Diese Nebenprojekte habe ich allerdings auch schon öfters in der Mache gehabt, um diese zu optimieren bzw. dazu Verbesserungsvorschläge zu machen. Dabei taten sich aus grafischer Sicht Abgründe auf, die in meinen Augen unbeschreiblich sind. Man muss da wohl bei Null anfangen und erst einmal erklären, dass das Corporate Design nicht irgendetwas ist, das in Ablage P oder so gehört. Oder dass man nicht einfach aus dem Internet irgendwelche Bilder verwenden kann – mal ganz abgesehen davon, wenn diese nicht mal Druckqualität haben. Das wird also richtig spannend werden, was diese Zeit betrifft. Noch spannender finde ich allerdings wie dieser Kollege jenseits des Beruflichen so tickt. Mir wurde von anderen chinesischen Kollegen erzählt, dass er etwas crazy sei – so wie ich. Hm. Und meine Chefin meinte, dass der genauso rumläuft wie ich. Selbst die Frisur wäre ziemlich ähnlich – irgendetwas Verschwurbeltes mit schwarzen Haaren (ich kenne allerdings auch Fotos mit orangenen Haaren). In den zwei Wochen, in denen er hier sein wird, wird sich die Betreuung auch wieder nicht nur auf dieArbeitszeit beschränken, sondern auch auf die Abende und Wochenenden. (Dies werde ich jedoch nicht für die ganze Zeit übernehmen.) Somit könnte man sich bestimmt auch jenseits der üblichen Unternehmungen etwas überlegen. Bei meinem neuen Kollegen hier, kam auch gleich Begeisterung auf, weil man dann eher etwas machen könnte, was den eigenen Interessen näher liegt. Ganz so deckungsgleich sind diese zwar nicht, aber es gibt genug Überschneidungen. Immerhin habe ich diesen Kollegen sozusagen geheadhunted, was zwar maßgeblich an seiner Kompetenz liegt, aber letztendlich habe ich ihn auf subkulturellen Pfaden kennengelernt und vor ein paar Tagen traten wir im Partnerlook auf, was ich gleich als Arbeitskleidung für unsere Abteilung deklariert habe und meine Chefin darauf hingewiesen habe, dass sie nicht entsprechend gekleidet ist (die andere Kollegin ist gerade im Urlaub – zählt also nicht). Ich musste die Begeisterung meines Kollegen allerdings auch wieder etwas dämpfen, als ich ihm mitteilte, dass für solche Aktionen der Kiez Tabu ist. Andererseits ist es dort auch zunehmend weniger attraktiv (Hasenschaukel, Cobra Bar, King Calavera… so vieles gibt es nicht mehr). Nun ja, und allgemein muss man unabhängig davon aufpassen. Ein, zwei Bier ist bei Chinesen schon grenzwertig (echt krass). Aber ich bin mir sicher, dass das alles irgendwie doch alles zusammenzubringen ist. Culture Clash, Sprachschwierigkeiten u.s.w. Ich werde auf jeden Fall berichten.
bonanzaMARGOT - 2017.06.17, 07:20

wird sicherlich spannend. hier in berlin sehe ich chinesen hauptsächlich in gruppen... urg. persönlich kenne ich keinen.
sollen ja sehr gelehrig und strebsam sein. aber das ist wahrscheinlich ein mythos.
gilt man schon als crazy, wenn man seine haare dämlich frisiert? nach außen auf crazy machen, aber innendrin spießer - das sind mir die liebsten... urg.

C. Araxe - 2017.06.17, 10:32

Das ist ja gerade das Spannende, dass man vom Äußeren nicht unbedingt auf das Innere schließen kann. Wenn jemand äußerlich nicht so angepasst ist, macht mich das zumindest neugieriger als wenn jemand wie alle rumläuft.
bonanzaMARGOT - 2017.06.17, 11:06

klar, macht mich das auch neugieriger... kann mich aber auch abstoßen. je nachdem.
und am schlimmsten finde ich eben jene, die auf irgendeinem exzentrischen hype mitschwimmen, egal ob punk, hippie oder sonstwas. solche sind nicht authentisch.
ich liebe die originale dieser welt, von mir aus auch einen original spießer. aber ich hasse die mache.
C. Araxe - 2017.06.25, 23:22

O.K., ich wollte erst nicht auf diesen Kommentar eingehen, weil es da einfach zu viel erklären gibt. Das versuche ich jetzt auch nicht umfangreich, sondern nur ansatzweise. Also gerade die beispielhaft aufgezählten Beispiele (Punk und Hippie) sind ursprünglich das, was von der Intention her kein Hype war. Das wurde es erst im Laufe der Zeit. Vom grundsätzlichen Verständnis hat das auch nicht nur mit Musik oder einem Trend zu tun, sondern einer Einstellung zu gesellschaftlichen Verhältnissen. Bei Hippies klink ich mich (persönlich) jetzt mal aus, aber Punk ist immer noch eine Lebenseinstellung. Und das ist dann authentisch. Auch wenn ich mich nicht als Punk bezeichnen würde (Schubladendenken), ticke ich eher in die Richtung.
bonanzaMARGOT - 2017.06.26, 06:06

manche wechseln ihre lebenseinstellungen wie die klamotten. gestern noch ein hippie, morgen ein banker, und übermorgen ein neopunk.
eine wertige nachhaltige lebenseinstellung wächst aus soliden erfahrungen, erlebnissen und emotionen und daraus möglichst selbstständig abgeleiteten gedanken. man näht sich sozusagen seine "klamotten" selbst.
von massentauglicher ware halte ich nicht viel, schon gar nicht im falle von ideologien und lebenseinstellungen.
C. Araxe - 2017.06.26, 17:12

DIY ist eines Schlagworte des Punk. *g*
bonanzaMARGOT - 2017.06.27, 05:10

sehr schön!