Wilde Jungs machen einen los
Es ist sehr komfortabel in einer Großstadt zu leben, weil man meist jederzeit spontan etwas unternehmen kann. Manches ergibt zwar einen netten Abend, ist aber nicht unbedingt erwähnenswert. (An dieser Stelle können die Leser des Gruselkabinetts mal dankbar sein, dass ich nicht alles blogge.) Andererseits entdeckt man so oftmals viel Neues, dass einen länger erfreut an diese Abende zurück denken lässt. Die Pickers gehören dazu. Beim ersten kurzen Reinhören vorab war ich etwas erstaunt, dass Franz Ferdinand nun komplett deutsche Songs singen, aber da steckt bei dieser Band musikalisch noch einiges mehr drin – bis hin zu den frühen Beatles. Ganz zu Anfang des Konzerts wirkten die Jungs etwas unterkühlt und lustlos. O.K., kann man ja verstehen – die sehr kleine Location war nicht mal richtig voll und die Massen von kreischenden Teens fehlten vollkommen. Mit dem Opener „Ich will nicht mehr jung sein” wurde auch gleich klar, dass das wohl eigentliche Zielpublikum mehrheitlich nicht so vertreten war. Nun ja, die Jungs werden irgendwann auch nicht mehr jung sein, aber es bleibt ihnen zu wünschen übrig, sich dann noch jung zu fühlen. Nichtsdestotrotz wurde sich sehr schnell warm gespielt. und die straßenmusikerprobte Band legte richtig los. Könnte sehr gut sein, dass sie irgendwann oder sehr bald richtig groß rauskommen – das Zeug dazu hätten die Pickers –, dann würde ich die Konzerte allerdings den kreischenden Teens überlassen.
C. Araxe - 2013.04.12, 12:07
Gleich mal checken, was demnächst für Konzerte in anderen Richtungen laufen.Grunge ist damals ja komplett an mir vorbeigegangen, da mir das zu der Zeit viel zu sehr Mainstream war. Ich weilte da ziemlich nerdig in Industrial-Untergrundgefilden. Alle Veröffentlichungen, die über 500 Stück hinausgingen, waren mir da schon suspekt. Im Nachhinein sieht’s allerdings anders aus.
Kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Der „Schwung” ist bei mir ein Selbstläufer – wenn mich etwas interessiert, dann kann ich meist gar nicht anders, als diesem Interesse zu folgen und mich in die Thematik immer weiter reinzufressen, was nicht immer zielstrebig in eine Richtung gehen muss, sondern vielmals in alle möglichen Richtungen mäandert.
"Man verliert sich in seinem Leben, in dem, was man schreibt, in dem Film, den man gerade dreht, wenn man nach der Identität einer Sache fragt. Dann ist die Sache »verpfuscht«, weil man sich auf Klassifikationen einlässt. Es geht darum, etwas hervorzubringen, das zwischen den Ideen geschieht und das man nicht benennen kann. Man muss vielmehr ständig versuchen, ihm eine Farbe, eine Form, eine Intensität zu geben, die niemals sagt, was sie ist. Das ist Lebenskunst. Lebenskunst heißt, die Psychologie zu töten und aus sich heraus wie auch zusammen mit anderen Individualitäten, Wesen, Beziehungen, Qualitäten hervorzubringen, die keinen Namen haben. Wenn man das nicht schafft, lohnt dieses Leben nicht gelebt zu werden."
Benjamin hätte dieses Erkennen und Gestalten durch Verrätseln in der Praxis bestimmt gefallen.