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Strike-Bike

Was passiert, wenn ein Betrieb verheuschreckt wird?
Es gibt ein paar Arbeitslose mehr.
Was passiert, wenn die Heuschrecken verschreckt werden?
Eine Betriebsbesetzung und selbstverwaltete Produktion.
Ein anarchistisches Märchen?
Nein, Realität.

Morgen startet die letzte Bestellrunde.


NeonWilderness - 2007.10.02, 01:53

Hab kürzlich die Reportage darüber im TV gesehen. So sympathisch und bemüht die Leute auch wirkten - irgendwie erinnerten sie mich in ihrem schon lange verlorenen Kampf gegen die Folgen der Globalisierung an ein Kind, das sich beim Versteckspielen die Hände vor die Augen hält und glaubt, nicht mehr gesehen zu werden. Tragisch. Und ein endlicher Versuch.

C. Araxe - 2007.10.02, 19:41

Sicher sind die Erfolgsaussichten minimal, trotzdem ist es einen Versuch wert. Vieles, was unmöglich erschien, wurde dann doch realisiert. Durchs Nichtstun ist jedenfalls nie etwas grundlegend geändert worden. Das bekannteste Beispiel einer erfolgreichen Besetzung und anschließenden Weiternutzung (nach wie vor) durch die Besetzer ist die Hafenstraße.
NeonWilderness - 2007.10.06, 00:03

Hmm, vielleicht hilft ein sanfter betriebswirtschaftlicher Blick weiter: Wie man liest, kann das Strike-Bike "ökonomisch" gebaut werden, wenn 1.800 Bestellungen zu EUR 275,- Vorauskasse eingehen (die Firma hat lt. Spiegel kein Material und keine Werkzeuge mehr). Von diesem Umsatz von € 495 Tsd bleiben bei einer gut gemeinten (!) Marge von 20% ca. € 99 Tsd über, was wiederum für jeden der 135 Mitarbeiter - so er denn sozialistisch gerecht an alle verteilt wird - einen Erlös von exakt € 733,33 bedeutet; brutto natürlich.

Das könnte also knapp für einen Monat reichen - und dann? Kommt dann der Aufruf für Strike-Bike #2? Und wer kauft das dann, wenn Strike-Bike #1 pressemäßig bereits abgearbeitet ist. Aber was mich wirklich schwarz sehen lässt, ist, dass sich jetzt die Anarchosyndikalistische Gewerkschaft Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union sowie die Linkspartei und auch die NPD öffentlichkeitswirksam eingeschaltet haben. Spätestens jetzt sollte jeder Verbliebene dort die Beine in die Hand nehmen und anfangen zu rennen.
C. Araxe - 2007.10.06, 13:15

Zugegeben: mit den ökonomischen Fakten hatte ich mich nicht näher beschäftigt. Brutto würde demzufolge das Durchschnitts-Nettogehalt 579 Euro betragen, was wohl noch knapp über dem ALG II liegen dürfte. Das allein dürfte für manchen in dieser Region leider schon genug Anreiz sein, sich überhaupt auf diese Aktion einzulassen.
Allerdings glaube ich nicht, dass die umfangreichere Berichterstattung in den Mainstreammedien für die Erfüllung der gesetzten Verkaufszahl von Strike-Bike #1 sorgte. Vor allem längerfristig sehe ich da soundso nur einen Nischenplatz in der Alternativszene. Dort wird sich oft auch von einer Solikampagne zur nächsten gehangelt. Und nicht gerade nur für kurze Zeiten. Die taz gibt es nun bald schon seit 40 Jahren, auch wenn sie inzwischen keine Einheitsgehälter mehr hat. Da gibt es noch eine ganze Reihe von selbstverwalteten Projekten, die sich seit den 80er Jahren gehalten haben, als so etwas „in” war. Nur ist es bei Strike-Bike ein vollkommen neuer Weg, der für mich vor allem Symbolcharakter hat. Von der NPD hat man sich übrigens gleich distanziert. FAU und Linkspartei dürfte aber genau die Konsumenten-Zielgruppe sein, die ein Überleben von Strike-Bike sichern könnte.
NeonWilderness - 2007.10.06, 19:15

Ein Überleben in der Nische ist natürlich möglich - ich glaube jedoch, dass die Produktnische "Alternativszene" keinen dauerhaften monatlichen Absatz von 1.800 Fahrrädern sicherstellt. Wahrscheinlich ist eher ein Volumen von einem Zehntel oder einem Hunderstel. Dies aber bedeutet, dass
a. der Nischenbetrieb bei weitem keine 135 Mitarbeiter ernähren kann und
b. die Fixkosten auf ein immer geringer werdendes Volumen umgelegt werden müssen, was die Stückkosten (und damit den Preis) pro Fahrrad weiter in die Höhe treibt - und das in einem eh einbrechenden Fahrradmarkt.

Durch die Globalisierung kommen Fahrräder (und andere Produkte) auf den deutschen Markt, die zu einem Bruchteil der Herstellkosten in Asien hergestellt werden.

Kämpfen ist OK. Aber es muss einen Sinn und ein Ziel haben. Beides sehe ich hier nicht - zumindest nicht im Erhalt des Status Quo.
C. Araxe - 2007.10.08, 10:00

Stimmt, in der Größenordnung wird es nicht funktionieren. In Relationen, die dem Möglichen entsprechen, ist es für mich aber nach wie vor einen Versuch wert.
NibblesChris - 2007.10.02, 12:53

Ich habe kein Fahrrad und ich will auch keins. Ich hoffe, mir dsagt man nun nicht nach, ich sei unsolidarisch...

C. Araxe - 2007.10.02, 19:43

Nun geht es ja (erst einmal) nicht mehr.

(Nibbles würde das sicher spannend finden, wenn Sie mit ihm durch die Gegend düsen. *g*)
joss - 2007.10.02, 14:05

3-Gang-Schaltung


C. Araxe - 2007.10.02, 19:44

Finde ich auch ausreichend. :·)
aiiiia - 2007.10.02, 20:57

es scheint, als würde hamburg neue "retter"-tshirts brauchen : )

C. Araxe - 2007.10.02, 21:04

Die Fabrik befindet sich ja in Nordhausen. Da könnte man das mit dem „Retter” auch missverstehen, da die Stadt vor allem dafür bekannt ist.
gulogulo - 2007.10.03, 07:34

das neueste modell ist das strike back bike.

C. Araxe - 2007.10.03, 15:19

Wo haben Sie denn das Bild meiner Karre her?
gulogulo - 2007.10.04, 13:59

ich hab eine bekannte aus bei ihnen in der stadt mit der digicam losgeschickt ... ;-)
C. Araxe - 2007.10.04, 14:07

So. Nun will ich aber ALLE Bilder sehen!