Alien
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Sonntag, 10. September 2017

Playground (Plac zabaw)

Polen, 2016
Regie: Bartosz M. Kowalski
Darsteller: Patryk Świderski, Michalina Świstuń, Przemysław Baliński, Paweł Brandys, Anita Jancia-Prokopowicz, Paweł Karolak, Małgorzata Olczyk, Nicolas Przygoda

Der Film ist in einzelne Kapitel unterteilt. Zunächst werden die Hauptdarsteller am Morgen des letzten Schultages portraitiert. Die pummelige Gabrysia wächst behütet in einem Reihenhaus auf. Der Schönling Szymek lebt in einer Plattenbausiedlung und muss sich um seinen behinderten Vater kümmern. Der rüpelhafte Czarek lebt ebenfalls in schwierigen familiären Verhältnissen. Schon hier sind Szenen enthalten, die sehr verstörend wirken. Ganz nah dran und dokumentarisch beobachtend folgt der Film den Darstellern. Langsam steigert sich die aufkommende bedrohliche Stimmung bis deren beklemmende Wirkung kaum erträglich ist. Jeglicher fiktiver Horror wird nie das erreichen, zu dem die Realität fähig ist. Hierbei handelt es sich um die Verfilmung von wahren Begebenheiten (James Bulger – bewusst kein Link, da man noch einmal überdenken sollte, ob man diese Grausamkeiten wirklich erfahren möchte). Die unaussprechlich grausame Tat, in die alles mündet, wird im Gegensatz zum zuvor Gezeigten nur aus der Distanz gezeigt – nicht die Gewalt steht im Vordergrund, sondern die Frage, warum Kinder solche unmenschlichen Brutalitäten begehen und vor allem, wo die Ursachen hierzu liegen. Die vorherigen Portraits bieten Ansätze zur Erklärung – letztendlich bleibt jedoch offen, ob überhaupt akzeptable Antworten gefunden werden können. Dieser Film ist alles andere als ein Unterhaltungsfilm, regt jedoch sehr zum Nachdenken über gesellschaftliche Verhältnisse an, wenn man sich vom Schlag in die Magengrube erholt hat.

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Vidar the Vampire (VampyrVida)

Norwegen, 2017
Regie: Thomas Aske Berg, Fredrik Waldeland
Darsteller: Thomas Aske Berg, Penda Faal, Henrik Rafaelsen, Ingvar Skretting, Brigt Skrettingland, Kim Sønderholm, Fredrik Waldeland

Vidar hat es schon als Kind nicht leicht gehabt. Es fällt schwer zu entscheiden, was schwerer zu ertragen ist: die Arbeit oder die Mutter. Zudem ist das Leben auf dem Bauernhof einfach nichts für Langschläfer. Das Image als Bauerntölpel bekommt er auch als Erwachsener nicht weg, was bei der Partnersuche erschwerend ist und so lebt er mit 33(!) Jahren immer noch bei seiner Mutter auf dem Bauernhof. Verzweifelt fleht er Jesus an … und wird erhört! Nun ist er jedenfalls ein Vampir. Dieses geschieht auf sehr unvorhersehbare Weise, wie auch der ganze Film voller absurder und grotesker Ideen steckt, wobei Jesus eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Neben dem oft schwarzen Humor findet sich in dieser Vampirkomödie gleichfalls viel Melancholisches wieder. Vidar ist auch als Vampir nicht auf der Gewinnerseite – da kann auch ein Psychiater nicht helfen. Das Tragisch-Komische der Hauptfigur macht vor allem den Charme dieses Films aus. Unterstützt wird das musikalisch vor allem von den Songs der Folkbluesband General Forsamling (glücklicherweise mit Untertiteln, denn gerade die Texte sind so passend). Nach Eat Local gibt es hiermit also wieder einmal eine sehr gelungene und besonders eigenständige Bluttransfusion.

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Bitch

USA, 2017
Regie: Marianna Palka
Darsteller: Kingston Foster, Jaime King, Rio Mangini, Marianna Palka, Jason Ritter, Brighton Sharbino

Vier ständig fordernde Kinder und ein meist abwesender Ehemann, der sich am liebsten nur im Büro aufhält, um sich seiner Karriere als auch Affäre zu widmen – da kann man schon Selbstmord begehen wollen. Oder auf den Hund kommen. Besser gesagt Hündin. Als der Selbstmord von Ehefrau Jill misslingt und sie nach wie vor keinerlei persönlichen Freiraum und Zuspruch als Mensch hat, nimmt sie sich diesen, indem sie sich in eine Hündin „verwandelt”, d. h. nicht äußerlich, sondern vom Verhalten her. Und dabei ist sie weder ein Schoßhündchen, noch stubenrein. Gezwungenermaßen muss Ehemann Bill sich nun um alles kümmern und ist schon von der ersten Minute an überfordert. So wenig, wie er sich bisher um seine Familie gekümmert hat, ist es schon ein Wunder, dass er weiß, wie viele Kinder er hat – manchmal sogar dieses nicht. Jills Verwandlung vollzieht sich also ebenso wie bei Gregor Samsa aus Überforderung – im Gegensatz zu Kafkas Erzählung entwickelt die Familie bzw. vor allem Bill ein anderes Verhalten. Der Fokus liegt hauptsächlich auf Bill und seine ebenfalls, wenn auch anders geartete, stattfindende Verwandlung (die in der Realität wohl meist eher Wunschvorstellung sein dürfte). Das alles ergibt eine sehenswerte feministische Dramödie, bei der Anspruch als auch Humor nicht zu kurz kommen, die aber weitaus bissiger hätte sein können.