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Produktionsarbeit

Kurz PA genannt. Das war ein Unterrichtsfach in der Polytechnischen Oberschule zu DDR-Zeiten, welches zur Begegnung mit der Praxis des Arbeitsalltag führen sollte. Man kann auch Ausbeutung von Kindern (ab der 7. Klasse) und Jugendlichen dazu sagen. Nicht immer gab es geeignete Arbeit, so dass es oft in Formen einer Beschäftigungstherapie mündete. Frau Jette hatte es sehr gut getroffen, mit Ihrem Zoo-Einsatz. Unsereiner war zuerst unter der Obhut eines Elektrizitätswerkes , das aber viel zu weit weg von der Schule war, weswegen in Barracken in der Nähe z.B. der Anfertigung von Kartoffelhacken nachgegangen wurde. Ich habe den Verdacht, dass diese nie Verwendung gefunden haben. Später wurde dann im VEB Verpackungsmittelwerk der vielseitigen und interessanten Arbeit des Tütenzählens nachgegangen. Zwanzig Tüten abzählen, auf eine bestimmte Art falten, in eine andere Tüte rein, zuschweißen usw. - den ganzen Tag. Spaß hatten wir trotzdem dabei, indem wir die innen liegenden Tüten bekritzelten (war natürlich nicht so gut, wenn dies bei Stichproben entdeckt wurde) oder das Schweißgerät zweckentfremdeten. Das besondere an diesem Werk war, dass es hier in Hülle und Fülle Plastik(müsste authentisch Plaste heißen)tüten gab, die es ansonsten in der DDR so gut wie gar nicht gab, nur Papiertüten und Einkaufsnetze oder Stoffbeutel aus Dederon (eine DDR-Kunstfaser) mit den schrecklichsten Mustern, die man sich vorstellen kann. Und wenn sich schon mal jemand gefragt hat, woher nur all die Tüten für die Kaufhäuser und Supermärkte im Westen herkommen - ein Teil kam damals aus jenem Betrieb.

Edit:
... und wenn ich Beuys heißen würde, dann wäre so eine bekritzelte Tüte jetzt 380 Euro wert.

schlepplog - 2005.07.28, 11:50

Das ist mal eine wirklich interessante Geschichte für einen Wessi wie mich ... hm ... solche Sachen mußten Sie also in der Schule machen, wow, klingt ja wirklich ein kleines bisschen nach Kinderarbeit. Aber ihre Tüten gefallen mir sehr gut (und das ist keinesfalls anzüglich gemeint ;-) - sie sollten die Produktion wieder aufnehmen, brauchen sie eine Assistentin?

C. Araxe - 2005.07.28, 11:57

Heute ist bald Feierabend und dann ist erst einmal Urlaub!!!
Und danach, dann könnten wir ... ne, ne, jetzt mache ich mir keine Gedanken, was ich nach dem Urlaub mache.
Budenzauberin - 2005.07.28, 12:52

Urlaub - ich lese hier immer Urlaub.
C. Araxe - 2005.07.28, 13:16

Ja, da lesen Sie ganz richtig. Eben gerade habe ich die letzten Sachen fertig gemacht, gleich gehe ich noch einmal zur Agentur und dann, ja dann habe ich URLAUB!
Budenzauberin - 2005.07.28, 13:18

Für 24 Stunden.

*hehehe*
C. Araxe - 2005.07.28, 15:46

Das werden wir ja sehen, was in 24 Stunden ist.

*FrauAraxerichtetinDrohgebärdeIhrenStachelauf*

Ebenfalls hehehe.
Budenzauberin - 2005.07.28, 16:12

*mäp*

*lol*

Wußten Sie eigentlich, daß der Sinn der Chat- und "Sternchen"sprache u.a. auch darin liegt, daß sie nicht von jedem verstanden wird?
C. Araxe - 2005.07.28, 16:14

Verstehe ich nicht.
Budenzauberin - 2005.07.28, 17:01

Ich erklär's Ihnen.
In 24 Stunden.
C. Araxe - 2005.07.28, 17:02

Gut.
frau_floh - 2005.07.28, 12:07

Erinnert mich an Beschäftigungsterapie für Häftlinge. Müssen die nicht auch ab und an Tüten falten?

C. Araxe - 2005.07.28, 12:16

Ganz sicher.
vienna-beads - 2005.07.28, 13:20

Sehr schön

und interessant Ihre Geschichte. Bitte mehr davon, bei Gelegenheit.
Als Österreicherin hat man so was ja überhaupt nicht mitbekommen, wie und was da in der DDR lief.

Und einen super-schönen Urlaub wünsch ich Ihnen!

zwilobit - 2005.07.28, 13:33

Wie unterschiedlich das aber auch war...
Berichten anderer Freunde zufolge, hatten wir mit dem Zoo irre viel Glück. Aber Ihre Tüten, die ham was. Und Urlaub ham Sie jetzt auch. Sie Glückliche!

Tubias - 2005.08.01, 18:12


Hm. Und was war eigentlich der Unterschied zu ESP?

In PA (auf Sächsisch: Bee-Ooh), das im übernächsten Dorf stattfand, haben wir Gegengewichte für Gewehrreinigungs- Bürsten (feilen, bohren) und Fensterscherengitter (nieten, nieten, nieten) angefertigt, Schwingungsisolatoren aus rostigem Gußeisen aufgebohrt und in einer „Eimerkette” weitergegeben. Später, das war allerdings aufregend, habe ich an einer Maschinensäge und sogar an einer großen Metall-Hobelmaschine gearbeitet. Die Handwaschpaste roch stark nach Marzipan. In Klasse 8 und 9 war ich in der E-Stapler-Werkstatt, in der Druckwalzen-Montage und im Kleinteile-Lager. In der E-Stapler-Werkstatt war ich mit einem Mitschüler. Wir hatte genügend Muße dort, kamen ins Gespräch und sind bis heute die allerbesten Freunde. Später, in der Druckwalzen-Montage, hatten wir mit einem Gummihammer Kugellager auf die Achsen-Enden der Druckwalzen zu schlagen, nachdem uns von einem Ausbilder vorgeschwärmt worden war, daß diese Druckmaschinen auf Hundertstel Millimeter präzise laufen. Auch bei dieser Arbeit hatten mein Freund und ich einige Muße und haben Schach gepielt. Ja, und ins Schraubenlager kam ich mit einem anderen Mitschüler, und der wurde mit Schrauben erwischt...

Aus all dem entnahm ich, daß ich keinen Metallberuf lernen will. Aber es waren interessante Erlebnisse.

Als viel ärgerlicher habe ich den Schulgarten- Unterricht erlebt (bis Klasse 4), wo die Lehrerin, die doofe Ziege, sich im Herbst die Ernte mit nach Hause genommen hat.

Dann hatten wir noch Nadelarbeit. Die Buchhülle habe ich heute noch.



C. Araxe - 2005.08.01, 22:02

In Ihrem PA-Unterricht haben Sie ja auch hochqualizierte Fähigkeiten erworben. ESP - Einführung in die sozialistische Produktion - war sozusagen das Pedant in der Theorie. Aber das wissen Sie doch sicher noch?

Das scheint wohl allgemein üblich gewesen zu sein, dass die Schulgarten-Pädagogen die Ernte einheimsen.
Tubias - 2005.08.02, 01:55

Ääh, ...


... das klingt plausibel. Hatte ich völlig vergessen. Bezeichnend, daß ich an PA so viele Erinnerungen habe und alles was mir zu ESP einfiel, war nur noch der Name. Ist ja auch schon seeehr lange her.

C. Araxe - 2005.08.02, 10:45

Nach dem genauen Unterrichtsstoff dürften Sie mich auch nicht fragen. Vielleicht hätte man die Bücher aufheben sollen, wenn man mal Schlafstörungen hat.
in-cognito - 2006.09.29, 10:59

viele bücher aus der zeit

besitze ich noch...
ich mag sie einfach nicht wegwerfen...
also bei uns wurde die schulgartenernte im dorfkonsum verkauft...
ach so...ich durfte meine mündliche abschlussprüfung in esp ablegen*ggg*
die frage lautete in etwa so:
ein traktor bestellt einen sozialistischen acker.
der motor dreht mit drehzahl X und der getriebeabgang mit drehzahl X.
berechnen sie das übersetzungsverhältnis...
C. Araxe - 2006.09.29, 11:32

ESP? Mein Beileid.
Wie haben Sie denn die Prüfung bestanden?

(Bei mir waren es mündlich übrigens Astronomie und Russisch.)
in-cognito - 2006.09.29, 11:45

mit ner glatten eins*lach*

war ja wohl auch nich schwierig denen da das geheimnis der lösung(ich glaub 2:1)zu verraten...
irgendwie gabs noch ne zusatzfrage dazu,die aber auch nicht wirklich das problem war.
nur an die erinnere ich mich nicht mehr...
russisch...sie ärmste...
und für astro musst man doch nich viel wissen...
das halbe jahr unterrichtsstoff...
bei mir wars mündlich noch musik...
ansonsten hatte ich schriftlich die ehre auf physik und bio und geo,was aber auch nicht wirklich probleme brachte...
ich hab heut noch diese formschöne hellbraune plaste&elaste-zeugnismappe mit güldenem emblem da...

ansonsten bestand unser pa-unterricht aus recht nützlichen dingen wie baustromschränke zu basteln,für die reichsbahn irgendwelche spezialbesen herzustellen und die letzten zeit durft ich in der elektrowerkstatt der falgard zubringen,in der übrigens ein heutiger arbeitskollege bereichsmeister war...
C. Araxe - 2006.09.29, 11:59

Nö, schwierig fand ich ESP auch nie, aber tödlich langweilig. Das konnte nur noch durch Stabü getoppt werden.

Astro war wirklich nicht schwer und Russisch - erinnern Sie mich lieber nicht daran ... Die Prüfungskommission bestand aus fünf Leuten (inkl. Direx). Naja, in beiden Fächern dennoch 'ne Eins.

Ja, die Zeugnismappe habe ich selbstverständlich auch noch und das kleine Monster findet die seeeht interessant. Zum Thema Zeugnis gab's übrigens auch schon mal einen Blogbeitrag .

Ihr PA-Unterricht hört sich ja auch höchst interessant an ...
in-cognito - 2006.09.29, 12:30

jo...

*lol*
so in etwa hören sich meine beurteilungen auch an...
"es besteht eine diskrpanz zwischen mündlichen und schriftlichen leistungen"

ich les grad...stabü...immer ne 2,pa auch,auch in esp...
oh gott...mein schlechtstes zeugnis...2,51...uff...und immer wieder der satz:in-cognito wird versetzt...glück gehabt;)
in-cognito - 2006.09.29, 12:33

die allererste beurteilung aus dem 1.halbjahr 1980...

in-cognito gelingt es noch nicht,sein temperament in genügendem maße zu zügeln.er muss es noch lernen,sich willig unterzuordnen und anweisungen ohne widerspruch auszuführen...
genauso siehts heut noch aus...
der geborene rebell*lach*

und beim zusammenzählen hab ich es auf genau 60 entschuldigte! fehltage gebracht.
C. Araxe - 2006.09.29, 12:37

"sich willig unterzuordnen und anweisungen ohne widerspruch auszuführen"
*lol*

Naja, Versetzungsprobleme habe nicht mal in weiter Ferne gehabt. Zu den Strebern gehörte ich ganz gewiss nicht, habe aber trotz massiver Faulheit mit Eins abgeschlossen. Und nun raten Sie einmal, welches das einzige Fach war, in dem ich eine Drei hatte? *g*
in-cognito - 2006.09.29, 13:03

nadelarbeit"fakultativ"*lach*

nein,streber war ich auch keinesfalls...
mich hat vieles einfach nur gelangweilt...
die allerletzte beurteilung:
in-cognito zeigte im ersten halbjahr eine recht unzufriedene lerneinstellung.er besitzt wenig interesse am unterricht,arbeitet lustlos und oberflächlich.
seinen fähigkeiten entsprechend und bei einer besseren lernhaltung könnte er die 10.klasse mit "gut" abschliessen.

tja,ich war schon immer mehr praktiker als theoretiker...
aber fürs abi (bundeswehrabendschule) hats dann doch noch gereicht;)
C. Araxe - 2006.09.29, 13:07

Nur ein Jahr. Dann war mir das zu blöd.
in-cognito - 2006.09.29, 13:15

das glaub ich gern...

die mädels bei uns mussten so ne art mr.bean-teddy stricken*lol*
C. Araxe - 2006.09.29, 13:19

Das hätte ich nun wiederum interessant gefunden. Wäre sicher etwas Monsterartiges herausgekommen.
in-cognito - 2006.09.29, 13:37

hihi...

jaaa.kannsch mir vorstellen...so n simpsons-fisch mit 3 augen*g*

uups,ich bin ja n monster geworden...