Gehen, einfach nur gehen. Wohin ist vollkommen egal. Und auch das Wo ist nicht so sehr von Bedeutung. Es ist zwar sehr schön, am Wasser entlangzugehen, der tosenden Meeresbrandung zuzuhören, einem breiten Strom zu folgen oder auch nur dem Murmeln eines Baches zu lauschen. Ebenso haben Wälder, Felder und Wiesen ihren Reiz. Man kann es auch genießen, durch menschenleere Straßen einer Großstadt zu gehen, wenn Regen und Kälte die Einwohner in die Häuser getrieben hat oder tiefnächtens, wenn die Schritte einsam auf dem Pflaster hallen und einem nur selten eine Nachtgestalt begegnet, die wie eine geisterhafte Erscheinung den Weg kreuzt. All dies ist gleichgültig, denn irgendwann wendet sich der Blick nach innen, nachdem er zuvor alles noch intensiver wahrgenommen hat.
Die Gedanken flattern nicht mehr hektisch in engen Kreisen um Alltäglichkeiten, sondern schwärmen aus in ferne Gefilde. Immer weiter werden die Bahnen und immer langsamer.
Schritt um Schritt, Kilometer um Kilometer kehrt immer mehr Ruhe ein, bis von ihr alles erfüllt ist. Ein Ankommen im tiefsten Innern.
C. Araxe - 2006.12.03, 19:22
Oft ist es schwer, alle Aspekte einer Persönlichkeit einer einzigen Person zuzuordnen. Noch schwieriger ist es, die ganze Vielfältigkeit überhaupt zu erfassen. Wer kennt jemanden schon wirklich? Wer kennt sich selbst bis in den letzten Winkel?
All das, was meist verborgen bleibt ...
"Ich ist ein anderer."
(Arthur Rimbaud)
C. Araxe - 2006.11.30, 18:57
"Mama guck mal! Ich war in einem Atomkraftwerk ... "

C. Araxe - 2006.11.30, 09:58
Das Glück liegt in einer Familienpackung Taschentücher,
in die man nicht sein Selbstmitleid schneuzt, sondern nur schnöden Schnodder.
Mehr braucht man nicht.
C. Araxe - 2006.11.28, 10:33
"Das ist ja der blanke Horror!", rief Miss Isidora Steingfrast außer sich. In ihrem Bette lag jemand, der haargenau so aussah wie sie.
Nun lässt zwar ihr Entsetzen leider keinerlei Rückschlüsse zu auf den es auslösenden Unbekannten - sehr wohl aber auf ihre Meinung über sich selbst.
Mark Sarg
Am diesjährigen Totensonntag gab es wieder die morbiden Miniaturen von Mark Sarg zu lesen. Letztes Jahr hatte ich sie doch sehr
vermisst, aber nun kann man erneut
tödliches Vergnügen wünschen.
C. Araxe - 2006.11.27, 08:58
Der letzte Häuptling sprach: "Ich weiß, wer ich bin, weil ich weiß, woher ich komme und was ich bin." Die Gewissheit über diese Identität hat man nur nicht automatisch, schon gar nicht, wenn alle Wurzeln gekappt wurden. Außerhalb von allem beginnt die Suche, wie sie schon die mythischen Helden auf sich genommen haben, die sich allerdings freiwillig ins Exil begeben haben. "Für manche beginnt das Abenteuer nie. Sie bleiben zurück, weil es großen Mut braucht, das Leben zu verlassen, das uns andere vorgeschrieben haben. Für andere dagegen wird das Abenteuer nie zu Ende gehen. Und wieder andere haben gar nicht die Wahl, seinen Ruf anzunehmen oder nicht, da das Exil ihre Heimat ist.
Hier findet das Abenteuer seinen Helden: draußen im Dunkeln, in einer Region, entlegener als jeder auf Karten verzeichnete Himmel. Die Konformität öffnet ihre Tore, und der Held ist auf dem Weg zu einem Horizont, wo das Licht in der Dunkelheit stirbt. Doch der Held fürchtet die Dunkelheit nicht. Wahrhaft schrecklich ist die Erkenntnis, dass er alleine auf die Suche geht. Keine Gruppe, keine Familie oder Gemeinschaft kann für uns auf diese Suche gehen, denn niemand kann uns eine Identität geben. Identität muss in der Dunkelheit, die in uns selbst liegt, von uns selbst erfunden werden. Für Außenseiter gibt es keine Grenzen, nur die unbegrenzte Welt der Möglichkeit. Die Entfremdung treibt uns aus der sicheren Geborgenheit unserer Gemeinschaft hinaus. Doch können wir im Exil eine eigene Sicherheit in uns selbst entdecken. Wir haben die Wahl, uns selbst zu erschaffen oder zu zerstören." schrieb ein anderer Indianer, Jamake Highwater.
C. Araxe - 2006.11.23, 11:09
Meistens gehe ich gleich morgens oder mal schnell mittags einkaufen, also ohne das kleine Monster. Nicht dass es anfällig für die Quengelware an der Kasse wäre, aber es geht allein doch schneller. Heute nun streikt der Kindergarten mal wieder, wofür ich auch vollstes Verständnis habe, nur muss ich da auch den Einkauf anders koordinieren. Das kleine Monster war also nach langer Zeit mal wieder mit mir zusammen einkaufen.
Und was fragt mich die Kassiererin? "Ist das Ihr Bruder?"
*lol*
C. Araxe - 2006.11.21, 13:47
Zwar kein Urlaub, aber doch ein etwas späteres Aufstehen, da das kleine Monster heute nicht im Gruselkabinett weilt.
Keine drängelnden Telefonanrufe, da ich an einem Langzeitprojekt bastel, das mal ausnahmsweise nicht unter Termindruck steht. Also zur Abwechslung ganz entspanntes Arbeiten, bei dem man auch noch die Ruhe hat, ein
Hörspiel mit passendem Titel
"The Retreat Diaries - Tagebuch eines Rückzugs" zu genießen.
Bitte weiter so!
C. Araxe - 2006.11.20, 11:57
Kanada, 1990
Regie: Guy Maddin
Darsteller: Kyle McCulloch, Kathy Marykuca, Ari Cohen
Dieser Film scheint der expressionistischen Stummfilmära entsprungen zu sein und als Regisseure könnten auch David Lynch, Luis Buñuel und Ed Wood im Team in Frage kommen. Während des Ersten Weltkrieges entspinnt sich in der russischen Stadt Archangelsk ein vertracktes Liebesdreieck zwischen einem kanadischen Soldaten, einer russischen Krankenschwester und deren Ehemann. Sie wollen um jeden Preis lieben, wissen aber beim besten Willen nicht mehr wen, denn Gedächtnisverluste stellen sich permanent ein. In diesem delirierenden Melodram kommt auch schwarzer Humor nicht zu kurz. Mit anderen Worten: Ein Film, der genau nach meinem Geschmack ist.
(Eine umfangreiche Retrospektive des kanadischen Filmemachers Guy Maddin gibt bzw. gab es zurzeit in einigen Städten in Deutschland und in der Schweiz zu sehen.)
C. Araxe - 2006.11.19, 13:46
Heute öffnet das
Plastinarium in Guben seine Pforten. Dort kann man Gunther von Hagens über die Schulter schauen und erhält einen Einblick in die Herstellung von speziellen anatomischen Dauerpräparaten, den Plastinaten.
Zweimal habe ich mir bisher die
Körperwelten angesehen. Das erste Mal konkurrierten die Lebenden mit den Toten. Beim über fünfstündigen Anstehen ist das Warten schon ein Erlebnis für sich und in der Ausstellung ging es auch sehr lebendig zu. Beim zweiten Mal hatte ich dagegen mehr Muße, mich dem Ausgestellten in aller Ruhe zu widmen.
Ich glaube, niemand, der dies gesehen hat, würde von Leichenfledderei und einem unwürdigen Umgang mit Toten reden. Zwar mögen zunächst voyeuristische Neigungen und Lust am Gruseln im Vordergrund stehen, aber bald wandeln sich diese in ehrfurchtsvolles Staunen über die Vollkommenheit und Schönheit im Innern. Manch einer, von denen, die jetzt nur noch ein paar Scheiben sind, mag zu Lebzeiten nie so viel Aufmerksamkeit erhalten haben.
C. Araxe - 2006.11.17, 13:21
... für diesen schönen Abend!
Wenn man vom Teufel von jemandem spricht, der die Höllensprichwörter zitiert, dann braucht man sich nicht wundern, wenn er quasi vor der Tür steht.
Also, eigentlich wundere ich mich ja doch darüber, aber wie heißt es so schön? Die Wege des Schicksals sind unergründlich und somit schließt sich der Kreis. Und diese Wege gehe ich sehr gern, auch wenn sie noch so unerwartet sind.
Ein fettes Dankeschön geht auch an die Frau Sünderin, die mich ebenso spontan unterstützte wie ich spontan diese spontane Einladung annahm. Ein Loblied auf das Schicksal, den Zufall, die Spontaneität oder was auch immer.
C. Araxe - 2006.11.17, 01:39
(Hugo Lederer: Das Schicksal, Ohlsdorf)
Vorherbestimmt oder auch nicht. Vieles entzieht sich dem Einfluss, es selbst in die Hand zu nehmen. Gegen manches wehrt man sich wiederum selbst mit Händen und Füßen. Und stets die Frage: Kampf oder Aufgabe? Etwas zu bezwingen muss nicht zwangsläufig zum Sieg führen. Sich fügen, weil es nicht zu ändern ist oder dann doch nur aus Feigheit und Bequemlichkeit nachgeben. Immer und immer wieder muss man die Antworten finden.
C. Araxe - 2006.11.16, 11:16
Die Kellnerinnen bewegten sich mit einer natürlichen Lässigkeit zwischen den Tischen. Sie waren vollkommen nackt, aber kaum jemand beachtete dies. Es handelte sich auch nicht um ein Etablissement im Rotlichtmilieu, sondern eher um ein Studentencafé. Einige Gäste hatten sich ebenfalls ausgezogen und so saß ich auch nackt dort. Dann wurde mir jedoch kalt und ich suchte nach einer Decke. In einem Café nach einer Decke zu suchen, muss nichts Ungewöhnliches sein; ich habe hier schon mehrfach dieses Angebot bei kühleren Tagen gesehen. Aber ich fand keine Decke und fror. So wachte ich dann auf - und suchte nach meiner Decke.
C. Araxe - 2006.11.15, 08:38