Launenhaft
„Und der erste Engel blies seine Posaune ...”
Es war einmal ein alter Fischer, der lebte mit seinem kleinen Sohn in einer kleinen Hütte am Meer. Schon lange fing er nur noch kaum Fische und die beiden waren sehr arm, aber trotzdem sehr glücklich. Bis eines Tages der Fischer aufs Meer fuhr und nicht mehr wiederkam. Nur sein zerschollenes Boot wurde gefunden. Der kleine Junge musste zu einem unbarmherzigen Pfarrer, bei dem er beinahe all seine Träume und sein Lachen verlor. Bis ein fahrender Zirkus in den kleinen Ort kommt. Ein märchenhafter Film, voller Melancholie und poetischer Sprache, als auch Bilder – mit viel Liebe zum Detail. Sehr erstaunlich, dass dieser Film von einer Filmakademie stammt und nur mit wenigen Mitteln entstanden ist. Dafür ist er nämlich erstaunlich gut und zurecht hat er den Studenten-Oscar erhalten.
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Im Anschluss lief der Kurzfilm:
Kaltmiete
Deutschland, 2006
Regie: Gregor Buchkremer
Darsteller: Matthias Schloo, Henny Reents, Pippa Galli, Julian Schmieder
Der Mitbewohner einer WG kommt nicht mehr aus seinem Zimmer heraus, was die anderen Mitbewohner zunehmend nervt. Mit allen Mitteln versuchen sie ihn herauszulocken. Ein netter, kleiner Low-Budget-Film ist da entstanden, ebenfalls auf einer Filmhochschule, der absolut zu überzeugen weiß und ein wirklich überraschendes Ende hat.
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Haare. Haare. Haare. Und ich dachte schon, dass es im Gruselkabinett, bedingt durch die Fellmonster, sehr viele geben würde ... Ein Totenwächter verdient sich nebenbei noch etwas Geld, indem er die Haare der Leichen verscherbelt. Dass er eine noch viel engere Bindung zu Haaren hat, stellt sich erst nach und nach heraus. Sehr abgefahren wird das erst, als er eine Leiche mit nach Hause nimmt, deren Haare ständig nachwachsen. Von diesen Haaren landet auch etwas in einem Frisiersalon, der einen französischen Namen trägt: „Gilles de Rais” (harhar). Dort arbeitet die junge Yuko, womit sich zwei Erzählstränge verbinden. Denn neben dem surrealen Horror, den die Haare verbreiten, gibt sich der Film auch teilweise als trauriges Sozialdrama. Damit aber nicht genug, denn es gibt außerdem noch sehr viel Slapstick-Einlagen. Wie das alles zusammen passt? Weiß ich auch nicht. Man muss schon sehr flexibel sein, dann funktioniert das sehr gut. Im Gegensatz zu beispielsweise „Strange Circus” vom selben Regisseur ist dieser Film sowohl ernsthaft als auch lustig. Und ebenfalls beeindruckend. Ein Eindruck, der noch länger nachwirkt. Eben musste ich erst einmal gebannt auf eine Wunde schauen, die ich mir beim Abendessen bereiten reingeschnippelt habe, ob daraus nicht Haare wachsen ...
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Ein klassischer Slasher, bei dem während eines Klassentreffens, dass bei der Lehrerin stattfindet, ein ehemaliger Schüler nach dem anderen hingemetztelt wird. Man erhält wertvolle Tipps, was man beispielsweise mit Zirkel, Tacker oder Cutterklingen noch so anstellen kann. Die sich immer mehr ausbreitende Hasenmaske (gab’s übrigens ebenfalls bei "I'm a Cyborg, But That's OK”) war auch vorhanden. Natürlich wird man erst einmal in die Irre geführt, was die Identität des Täters betrifft. Aber der Film hatte auch noch etwa mehr zu bieten. Ausführlich wird den traumatischen Erlebnissen der Schüler aus ihrer Schulzeit nachgegangen, bei denen nachvollziehbar wird, warum die Lehrerin niemand mag. Ein solider Horrorfilm, den man sich durchaus ansehen kann, auch wenn er nicht herausragend ist.
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Ein Stummfilm in Schwarzweiß mit einer visuell traumhaften Umsetzung. Vergleichen lässt sich dies am ehesten mit den Filmen von Guy Maddin und den Quay-Brothers. Mr. TV versucht durch seinen Sender die totale Kontrolle über die Menschheit zu erlangen. Die Stimmen hat er den Menschen schon entzogen. Es bleiben ihnen nur die Worte, die in die Bilder des Films integriert sind. Aber auch diese sollen bald verschwinden. Neben der außergewöhnlichen Optik hat dieser Film also auch noch mehr zu bieten: Kritik an Diktaturen, Konsumzwang und Manipulation durchs Fernsehen. Das mag manchmal etwas plakativ umgesetzt sein, passt aber wunderbar zur Bildersprache. Mit Abstand das Beste, was ich bisher dieses Jahr auf dem FFF gesehen habe. Man muss sich allerdings auf diesen Film einlassen. "Der ist nicht für alle Tage”, meinte ein Bekannter.
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Ein Mädchen meint ein Cyborg zu sein und deswegen braucht sie kein Essen, sondern nur Batterien. In der Anstalt wimmelt es an skurrilen Kranken und so reiht sich eine witzige Szene an die andere. Eine Love-Story hat der Film auch noch zu bieten und außerdem wunderbare Bilder. Das war’s aber auch schon. Allzu beliebig und oberflächlich erscheint das Ganze. Mir ist das zu trivial. Mag sein, dass dieser Film sehr schräg ist, aber wohl eher für den Mainstream-Kinogänger.
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Laut, dreckig und gemein. Ob nun die Underdogs einer Band oder der erfolgreiche, äußerst zynische Erfolgsautor, der bei den "Feminists” als Drummer einsteigt – alle sind behindert. Inwieweit man dies als Zuschauer ebenfalls ist, darf man sich nach diesem Film gern selbst fragen. Denn es kann hierbei viel gelacht werden, auch wenn es dazu eines "etwas” derberen Humors bedarf und das alles andere als politisch korrekt ist. Manchmal bleibt einem auch jegliches Lachen im Halse stecken und das Ende, was sich unvermutet sehr hinzieht und eine unerwartete Wendung nimmt, lässt diesen Film dann doch nicht so witzig erscheinen, wie er manchmal anmutet, wenn man ihn nicht allzu ernst nimmt. Der Film hat aber auch noch zudem einige einfallsreiche Ideen zu bieten, so dass es nicht verwunderlich war, dass es im Anschluss Publikumsbeifall gab. Auf jeden Fall empfehlenswert, wenn man nicht sehr zart besaitet ist.
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Psychisch Kranke kommen in den besten Familien vor, auch wenn das nicht so dramatische Wendungen zur Folge haben muss wie in diesem Film. Der Wahn des erwachsenen Sohnes, der zunehmend drastischere Folgen hat, wird sehr anschaulich und überzeugend, teilweise mit experimentelleren Umsetzungen, die ins Surreale gleiten, dargestellt. Es nimmt kein gutes Ende, als er die Pflege seiner kranken Mutter eigenmächtig übernimmt. Eine bewundernswert gute schauspielerische Leistung, die einen aber doch immer nur als Zuschauer zulässt, der auf Distanz gehalten wird. Sehr verstörend wirkt dieser Film, der alles andere als leichte Unterhaltung ist und deswegen gerade ein qualitativ sehr guter Film ist. Man fragt sich schon, wie man dazu kommt, so etwas zu machen, zumal der Regisseur den Film seinen Eltern widmete. Die Frage und auch noch einige andere hätte ich sogar nach dem Sehen stellen können, wenn ich nicht andere dringende Bedürfnisse gehabt hätte und ich mich wahrscheinlich soundso nicht getraut hätte, denn der Regisseur war danach anwesend. Auf Vieles wird man aber keine Antwort bekommen können, wie es eben auch im Leben und nicht nur bei Filmen ist.
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Von diesem Film habe ich nicht sehr viel erwartet, aber trotzdem wurden meine Erwartungen noch unterboten. „SAW” mag ich ja auch nicht – „Dead Silence” stammt vom gleichen Team –, weil der Film (die Nachfolger habe ich nicht gesehen) mir einfach zu oberflächlich ist und mich dadurch langweilt, denn Blut allein macht mich nicht glücklich. Von „Dead Silence” habe ich auch nicht mehr erwartet, nur dachte ich, dass er doch ganz angenehm für’s Auge sein wird und für etwas Unterhaltung sorgt. Denn ein Gruselfilm nach alter Schule, in dem Puppen vorkommen, hört sich nicht ganz so schlecht an. Aber das Ergebnis war mir einfach zu kitschig (mal ganz abgesehen von den ganzen Fehlern, die von der Handlung her unlogisch waren). Gut, man kann sich den Film ansehen. Muss es aber nicht.
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Hart und direkt. Eine schon etwas ältere Hure und eine zwölfjährige Ausreißerin sind auf der Flucht. Vor wem und warum sie flüchten, erfährt man in diesem Film. Und auch, wie diese Flucht endet. Am Rande der Gesellschaft geht es brutal zu - das wird einem schonungslos vermittelt, ohne dass hierbei Gewalt nur vordergründig um der Gewalt willen eingesetzt wird. Was in manch anderem Film einfach nur aufgesetzt wirken würde, wie beispielsweise, dass jedes zweite Wort ein „fuck” oder „fucking” ist, wirkt in diesem Film absolut authentisch. Dies ist vor allem der wirklich hervorragenden schauspielerischen Leistung aller (!) Darsteller zu verdanken. Es gibt in diesem bedrückenden Film sogar so etwas wie ein Happy End, wodurch der Film nicht minder glaubwürdig ist, aber man wird das Gefühl nicht los, dass dadurch auch nicht alles besser wird.
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