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Etwas Erleichterung in anderem Umfeld

Seit einiger Zeit konnte ich einen sehr guten Freund von mir nicht erreichen. Er selbst hat in seinem Privatleben in der Vergangenheit ziemlich Mist gebaut. Vor ca. zwei Jahren flog ihm dann alles um die Ohren. Die Folge war eine schwere Depression, in der er immer noch mittendrin steckt. Jedenfalls habe ich ihn nun doch mal jetzt endlich erreicht. Er war schon vorher in stationärer Behandlung und ist es nun auch wieder. Auch wenn er keinen Schritt weitergekommen ist, bin ich nun sehr froh, dass ich endlich mal wieder mit ihm sprechen konnte. Meine schlimmsten Befürchtungen wurden glücklicherweise nicht bestätigt. Aber gut sieht es nach wie vor nicht aus. Ich bin jedoch trotzdem ziemlich froh, dass ich nun ein Lebenszeichen erhalten habe.
bonanzaMARGOT - 2017.03.04, 12:27

ja, es ist schön, wenn vergangene bzw. versunkene freundschaften wieder auftauchen...
hoffentlich schafft es dein freund aus der krise.

C. Araxe - 2017.03.05, 19:21

Es handelt sich hierbei weder um vergangene, noch versunkene Freundschaften, sondern um einen Freund, der richtig tief in einer Krise steckt. Daher meine Sorge, als ich ihn nun länger nicht erreichen konnte. Das alles dauert nun schon fast zwei Jahre an und mit der Hoffnung sieht es schlecht aus, da er in dieser Zeit keinen einzigen Schritt weitergekommen ist. Weder mit Medikamenten, noch mit Therapie hat sich irgendetwas an seiner Situation verändert. Nun werden als wohl letzte Behandlungsmöglichkeit Elektroschocks eingesetzt.
bonanzaMARGOT - 2017.03.06, 06:47

elektroschocks... gruselig!
rosenherz - 2017.03.05, 20:21

Und wir können uns als Lesende mit dir mitfreuen über das Lebenszeichen, das dich erleichtert.

Deine Posting erinnert mich an eine Aussage in der Biografiearbeit. "In den größten Krisen machen die Menschen die größten Schritte der eigenen Entwicklung." Was äußerlich als Stillstand bezeichnet wird, kann im Inneren eines Menschen neuen Seiten, neue Verhaltensweisen, neues Denken hervorbegracht haben.

Mir kommt an dieser Stelle ein Buch in den Sinn, in dem eine junge Frau erzählt, was sie als Schizophrene in einer Psychiatrie erlebte - und wie sie selbst die Schritte des Gesundens gesetzt hat.
Sie lernte zu erkennen, wie sie selbst die Krankheit geschaffen hat, um innerlich überleben zu können in einer extrem schwierigen Situation. Mich hat das Buch damals sehr berührt. Und wie sie heilsam ihren eigenen Anteil am Krankheitsprozess erkannte und als solchen anerkannte. Das ermöglichte ihr, die Schizophrenie hinter ihr zu lassen.

C. Araxe - 2017.03.05, 20:45

Es gibt nur leider keine Zeichen des Anerkennenswollen der Realität, bzw. wird jegliche Zukunft aberkannt.
rosenherz - 2017.03.05, 23:09

Schon verrückt, denke ich mir, in wievielen Formen sich Depression äußern kann. Ich kenne hier ein paar Leute, die sagen: Weder der stationäre Aufenthalt im Spital, noch die Therapiesitzungen hätten ihnen etwas gebracht. Besser geht es ihnen, seit sie angefangen haben, ihr eigenes Ding auf die Beinen zu stellen. Der eine hat begonnen mit dem Bergwandern als Sport und ist sehr glücklich darüber. Ein anderer macht ... macht irgendwas mit Architektur.
C. Araxe - 2017.03.06, 01:09

Ja, da muss aber irgendwo ein eigener Impuls vorhanden sein. Ohne dessen geht es nicht weiter.
rosenherz - 2017.03.08, 21:02

Ich war auf Reisen und habe in dieser Zeit ein Buch gelesen über neueste Ergebnisse aus der Hirnforschung. Darin, unter anderem, Beispiele zur Depression. Der Autor beschreibt dabei, wie ein bestimmter Bereich im Frontalhirn eine wesentliche Rolle spielt.

Er zeigt auf, wie der subgenale Gyrus im Gehirn die Aufmerksamkeit darauf fokussiert, dass der Depressive stets um das gleiche Problem kreist, ohne eine Lösung zu finden. Im Gehirn hat sich ein bestimmtes Gedanken- und Verhaltensmuster festgesetzt. Selbst wenn der Depressive eine Lösung wollte, kann er sie nicht umsetzen, da der subgenale Gyrus bei der Depression das Steuer fest in Händen hält. Der Gedankenlauf wird stets darauf zurückgeführt, dass man nichts tun könne. Hilflosigekit und Kontrollverlust vereinen sich. Im Gehirn ist keine Perspektive da, bei der es wieder Vorwärts gehen könnte.

Der Autor schreibt, der Leidensdruck der Depressiven in diesem Stadium sei enorm. Er zeigt auch auf, wieso die klassische Gesprächstherapie in diesem Fall wirkungslos bleibt. Jedoch wenn zum Gespräch die Bewegung dazu kommt, kann sich so etwas wie Interesse und eine bessere Stimmungslage einstellen. Kurz gesagt, der Autor therapiert seine Depressionspatienten, in dem er mit ihnen gewisse Strecken geht oder läuft während sie miteinander reden. Und er wendet die sogenannte Konfrontationsbehandlung an.

Interessant fand ich auch, wie im Buch beschrieben ist, weshalb die medikamentöse Behandlung beim Depressiven wirkungslos bleibt. Jedoch der Elektroschock hilft - und die Konfrontationsbehandlung, die die besten Erfolge zeigt, allerdings nicht von den Kassen bezahlt wird.
C. Araxe - 2017.03.08, 21:43

Dass Bewegung gut tut, merkt man auch schon bei leichteren depressiven Verstimmungen. Jedoch ist das auch wiederum etwas, dass man in einer tiefen depressiven Phase nicht von sich aus bewältigt. Ich weiß nicht, ob bei diesem Freund gleichfalls eine Gesprächstherapie in Bewegung erfolgt. Er wird jedoch zumindest zu Bewegung angehalten und trägt einen Schrittzähler. So eingesperrt auf einem Areal wäre das, selbst wenn man einen Drang auf Bewegung hätte, eine ziemlich eintönige Aktion, also erst recht nicht motivierend. Nun habe ich mir vor ca. einem Monat selbst so ein Fitnessarmband zugelegt und kann somit einschätzen, was für Aktivität seine Schrittzahlen bedeuten. Im Rahmen der Möglichkeiten schätze ich diese zumindest gar nicht so schlecht ein. Manch ein Büromensch wird weniger haben. In welchem Zusammenhang nun seine Bewegung steht, weiß ich wie gesagt nicht genau. Am Wochenende werde ich ihn sehr wahrscheinlich besuchen und dann genaueres erfahren. Er ist derzeit allerdings nach wie vor davon überzeugt, dass er sich keine Zukunft vorstellen kann. Also keine, die für ihn eine wäre.

Können Sie kurz etwas dazu schreiben, warum Medikamente hierbei nicht wirken? (Ich bin da ja selbst sehr skeptisch, was jegliche Medikation betrifft.)

Ich bin derzeit übrigens sehr froh, dass ich mir so ein Fitnessarmband zugelegt habe. Eigentlich tat ich dieses, um wieder etwas mehr in Bewegung zu kommen. Andererseits war ich neugierig, wie meine alltägliche Bewegung einzuschätzen ist. Ich muss dazu sagen, dass ich mit Sport im Allgemeinen nichts anfangen kann, mich aber trotzdem gern bewege. Vornehmlich zu einfach zu Fuß. Dass es dann doch nicht so viel ist, habe ich mit dem Fitnessarmband festgestellt. Mit den 3,5 km zu Fuß zur Arbeit ist es allein nicht getan, um auf die empfohlenen 10.000 Schritte pro Tag zu kommen. Und eigentlich sind 15.000 Schritte erst das von dem man sagen könnte, dass hier effektiv etwas gemacht wurde. Nun habe ich jedenfalls etwas, das mich wirklich motiviert und gerade jetzt merke ich, wie gut diese Bewegung tut, auch wenn ich ursprünglich andere Beweggründe [sic!] hatte.
rosenherz - 2017.03.10, 12:26

Zu Ihrer Frage der Medikation bei Depression:
In einer Depression erscheint die Person als eingefroren in einem Zustand, in dem nichts weiterzugehen scheint. In einem tieferen Verständnis der Depression befindet sich die Person - vereinfacht gesagt - in einer Art Starre: Sie hat irgend ein Gefühl erlebt, das die Person auf keinen Fall wieder erleben möchte und friert den freien Fluss der Gefühle ein. Um Depression zu heilen, bedarf es jedoch dessen, dass die Person das blockierte Gefühl in sich fühlt und so den blockierten Energie- und Gefühlsfluss wieder zulässt - ohne sich jedoch weiter mit dem besagten Gefühl zu indentifizieren. Um welches blockierte Gefühl es sich dabei handelt, das ist völlig individuell. Jeder Mensch stellt eine einzigartige Persönlichkeit dar.

Medikamente wirken wie eine Art Zement auf die Situation von Depressiven. Sie dämpfen oder zememtieren die Selbstwahrnehmung der Person und damit halten sie das Symptom Depression insgeheim aufrecht, ohne den Zugang zum blockierten Gefühl und zur Selbsterkenntnis zu öffnen.

Da stellt sich die Frage, was können wir selbst für eine depressive Person tun?
Das Bewerten aufgeben, ob seine Situation nun gut oder schlecht, richtig oder falsch, aussichtslos oder verfahren oder sonstwas wäre. Und unser ehrliches Mitgefühl spüren. Der Person und dem Fluss des Lebens vertrauen, dass die Person ihren Weg des Heilens auf ihre individuelle Weise gehen wird. Das öffnent der depressiven Person den Weg zu ihrem eigenen Fühlen und zu ihrem innersten Wissen.