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Mad World

Die Unterscheidung zwischen verrückt resp. krank und normal finde ich meist nicht so einfach definierbar, wenn es um eine wirklich objektive Diagnose geht. In letzter Zeit bin ich jedoch aufgrund vermehrter Erlebnisse überzeugt von der Annahme, dass es in dieser Welt doch ziemlich viel Verrückte gibt. Und damit meine ich gar nicht (nur) die große, weite Welt, sondern vielmehr mein unmittelbares (zwar etwas weiter gefasstes) Umfeld. Irgendwie bin ich dann doch weitaus normaler, als oft (subjektiv) gemeint wird. Auch wenn ich heute wiederum das beste Gegenbeispiel geboten habe und das auch noch beruflich. Aber in etwas Kenntnis meiner Persönlichkeit plus etwas Charme meinerseits ist das dann auch wieder alles vollkommen Chico und der Affront wurde nicht mal ernsthaft bewusst wahrgenommen.
NeonWilderness - 2018.05.15, 01:24

Ich würde das jederzeit und überall unterschreiben, dass es in dieser Welt ziemlich viel Verrückte, ja komplett durchgeknallte Leute gibt. Jedoch, wie ich schon bei R. schrieb: manchmal ist es nicht unwichtig zu wissen, was die Masse denkt. Nicht, dass die Masse immer Recht hätte, im Gegenteil, aber in manchen Fällen hat sie ein Gespür für das Richtige. Und so braucht man für das Urteil, dass alle anderen falsch liegen und man selbst richtig, eine ziemlich breite Brust und gute Argumente. Einfach, weil die Wahrscheinlichkeit gegen einen spricht.

Ich halte Sie z.B. für ziemlich cool, aber die Masse würde sich sehr wahrscheinlich sicherer fühlen, wenn Sie auf ein atombombenverseuchtes Südseeatoll verbannt würden. Und herrje, ich glaube fast, die Masse hätte in dem Fall recht. Aber Ihre Neigung, Affronts zu produzieren, hat schon was. So ne sympathische unbändige verschwendete Kraft. ;)

C. Araxe - 2018.05.17, 21:45

Ad hoc finde ich dieses Zitat nicht mehr, aber sinngemäß ging es bei Hesse darum, dass das Kranke weniger im Individium zu suchen ist, sondern mehr in der Gesellschaft. Also der Masse. Was gibt Ihnen die Gewissheit, dass die Mehrheit/Masse/Gesellschaft Recht hat (O.K. – Sie haben das relativiert)?
NeonWilderness - 2018.05.18, 14:09

Hm, ich denke, ich habe da zu ungenau formuliert. Die Masse ist relativ gut in banalen Entscheidungen (z.B. auf welcher Straßenseite man mit dem Auto fährt) — gottseidank, sonst gäb's ja auch ungesund viele Falschfahrer. In solchen Dingen ist es naheliegend klug, sich nicht gegen die Mehrheit zu stellen.

Abgesehen davon nutze ich die Masse oft als Kontraindikator, weil die meisten Menschen aufgrund ihrer charakterlichen Disposition eher bereit sind, anderen zu folgen ohne selbst nachzudenken oder abzuwägen. Sieht man schön im Straßenverkehr an Ampeln, wo plötzlich alle in einer Spur warten. Sieht man auch an der Börse. Sieht man in der Mode. Sieht man an Arschgeweihtattoos. Menschen sind ein Herdentier und denken ungerne nach, weil es anstrengend ist und 30% der eigenen Körperenergie verbraucht. Daher übernehmen sie gerne Entscheidungen, die andere schon getroffen haben. Die nicht nachdenkende, manipulierbare Masse kann gefährlich werden, wenn jemand die richtigen emotionalen Trigger drückt. Das kann man krank nennen. Eine Gesellschaft kann krank werden, wenn sie die falschen Werte entwickelt und erkannte Fehlentwicklungen nicht radikal stoppt, z.B. dass in letzter Zeit Feuerwehrleute, Sanitäter oder Politessen massiv körperlich angegriffen werden oder dass so ein Arschloch wie Tim Wiese seinen Lamborghini auf einem Behindertenparkplatz so abstellt, dass ein Rentner nicht mehr in sein Auto kommt (und diesen dann noch körperlich angreift).

[Edit:] Wobei eben die kranke Masse dann doch wieder aus einer Ansammlung kranker Individuen besteht, die auch einzeln zur Rechenschaft gezogen werden müssen.
C. Araxe - 2018.05.23, 21:30

„Eine Gesellschaft kann krank werden” – Nein, das ist sie und schon lange. Also, was „unsere” Gesellschaft betrifft. In letzter Zeit (weit gefasst und nicht nur auf die derzeitige Gesellschaftsform bezogen) gab es keine Form, die ich nicht als krank bezeichnen würde. Oder insgesamt keine, die Relevanz hätte, um sie nicht als krank zu bezeichnen. Mag sein, dass dies eine idealistische Sichtweise ist, aber als gesund würde ich eine Gesellschaft empfinden, die jedem die Möglichkeiten bietet, sich frei zu entfalten, unabhängig davon, was die jeweiligen Vorausetzungen sind. Einzige Einschränkung wäre nur ein sozial kompatibles Verhalten. Quasi frei nach dem Wicca-Credo: „An’ it harm none, do what ye will”.
NeonWilderness - 2018.05.24, 15:17

Owei, ich wusste ja nicht, dass Sie eine latente Anhängerin abstruser Utopien sind, bei denen im Gepäck gleich noch das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) daherkommt, damit auch bloß jeder sich völlig "frei entfalten" und immer das tun kann, wonach es ihn/ihr mittags (nach dem Aufstehen) gelüstet. Denn mit Freiheit so ganz ohne Geld ist es ja auch nicht so doll.

Nur blöd, wenn dann jeder Bildhauer, Guerilla-Gärtner und Streichelzoovorsteher werden will und keiner mehr die für das BGE erforderlichen Steuern erarbeiten will. Ah richtig, stimmt, das wird ja dann den "Reichen" und Großunternehmen abgenommen, die sich das auch ganz bestimmt gefallen lassen und brav in Deutschland bleiben.

Komisch nur, dass Finnland das BGE-Experiment kürzlich abgebrochen hat. Und selbst im Kommunismus wurden individuelle Entwicklungsentscheidungen beplant und es gab keine freie Berufswahl. Ach komm, wird schon irgendwie gutgehen, was haben wir schon zu verlieren bei rund 1,4 Milliarden hart erzogenen Chinesen ohne Aussicht auf BGE, die Deutschland bald deklassieren werden, während wir überlegen, wie wir das Nichtstun fair vergüten können.