Nahe dem Ende
Jetzt, wo der Tod von twoday.net unmittelbar bevorsteht, gibt es eigentlich nur drei Möglichkeiten, wie man darauf reagiert. (So gut wie oder) gar nichts mehr posten oder sich gleich nur neuen Gefilden zuwenden oder alles einem friedlichen Tod zu überlassen. Weitermachen wie bisher – sei es nun, weil man das Ende gar nicht mitbekommen hat oder weil man bis zum letzten Atemzug einfach so wie zuvor auch diese liebgewonnene Blogplattform nutzen will – die Aktivität also unabhängig von den Gegebenheiten in Anspruch genommen wird. Oder man legt noch mal richtig los wie beim Countdown und den Statistiken von Herrn Neon. So oder so hier nochmals der Link, wo sich alle eintragen können, wenn Sie weiterhin bloggen und der Community von twoday.net eine Chance geben wollen, dass nach Abschaltung der Plattform zumindest noch etwas Kontakt bestehen bleibt.
C. Araxe - 2018.05.14, 21:43
Aber twoday hatte seine eigene Geschichte. Ursprünglich war die Gründung ein Versuch: eine Gruppe wollte erkunden, ob sie mit Internetpräsenz Erfolg hätten. Sie hatten. Es schien so, dass die Blogger sehr bewusst auch ihre eigene Qualität zu schätzen wussten. Im Anfang gab es noch zusätzliche Features der Plattform. Man könnte aber sagen, dass die Plattform auch heute das leistet, was sie leisten soll.
Bis auf ...!
Ich weiß nicht, wer twoday so schaden wollte. Doch es musste eine Gruppe oder vielleicht nur ein beleidigter Blogger gewesen sein, der plötzlich Attacken auf twoday ritt. Massenweise eröffnete Neukonten mit unsinnigen Inhalten und Spam-Kommentare bis zum geht nicht mehr. Letztlich konnten sich die Administratoren nicht mehr anders helfen, sie setzten ein paar Sperren ein. Darunter auch die Sperre gegen Gründung von neuen Konten.
Das geschah schon vor einigen Jahren und bedeutete den Tod von twoday. Man stelle sich vor, es gäbe ein Gruppe von wohlerzogenen und gebildeten Menschen, die ein gemeinsames Interesse verfolgten. Diese werden älter und sterben langsam vor sich hin. Es gibt aber eine Regel in der Gruppe, dass es keinen Nachwuchs geben darf. Nach dieser Überlegung hätte twoday noch ein paar Dekaden vor sich hintümpeln können. Doch die Blogger wären irgendwann ausgestorben. Manche wollen diesem Tod nicht ins Auge sehen. Sie wollen gerne neue Inhalte lesen, neue Menschen kennenlernen und sei es nur, virtuell über das Blog.
twoday erlitt einen großen Verlust, als Eugene Faust von uns ging.
Es gäbe vielleicht neue Mitglieder mit ähnlichen Qualitäten. Sie hätten Eugene nicht ersetzen können, aber sie hätten neue Maßstäbe vorgeben können. Aber der Zutritt blieb ihnen verwehrt.
Ich mache den Administratoren von twoday keine Vorwürfe. Die haben ihr bestes getan. Doch es hätte mehr Investitionen bedurft, um twoday etwas einbruchssicherer zu machen. Dafür Geld zu investieren, sei es auch nur, die entsprechende Arbeitszeit zu belohnen, ist eine Entscheidung, welche die Eigentümer des Blogs treffen.
Ich selbst gehöre zu denjenigen, die sich schon ein bisschen früher vertschüsst haben, wenn man von einigen Kommentaren absieht. Ich schreibe aber auch sonst nichts, was kurze nennenswerte Mitteilungen angeht. Außer auf Facebook, - und da geht es nach Ansicht einiger Leser bei mir nur ums Fressen und Saufen, nein nicht Saufen, sondern Klavierspielen. Was ich wirklich schreibe, ist ein Buch. Und ehrlich gesagt fällt es mir sehr, sehr schwer.
Ich schreibe das Buch nur, weil ich vom Thema überzeugt bin und weil ich feststelle, dass meine darin vertretene These nirgendwo sonst vorkommt. (Und ich lese und schaue sehr viel im Metier on Science Fiction.) Weil es so schwer ist, das Buch zu schreiben, dauert es lange. Und heute benötige ich keine Konstrukte aus der Welt der Science Fiction. Die Handlung meines Buches kann bereits mit heute zugänglichen Erkenntnissen und technischen Errungenschaften substanziiert werden.
So schnell schreitet die Zeit voran.
Und das tut sie auch beim Bloggen, wie ich schon anderswo geschrieben habe.
Ich kann mich nicht mehr an den Namen der ersten Bloggerin erinnern, die ich gelesen habe. Es war Anfang der 90-er Jahre auf CompuServe. Ich kann mich aber erinnern, dass sie ihre Einträge nur mit den Mitteln von notepad und paint erzeugt hat. Und sie hat großartige Preise in den USA gewonnen. Ich glaube, letztlich hat ihre Bloggerei eine sehr gute Karriere ermöglicht.
Aber wie sie geheißen hat, muss ich jetzt erst einmal recherchieren, was schwer fällt, weil die Computer der damaligen Zeit alle weggeworfen wurden und ich nicht einmal mehr die Floppy Disks lesen kann.
Ich selbst habe mir Gedrucktes aus dem Jahr 1981 aufgehoben. Mit Commodore 3032 und Nadeldrucker ausgedruckt. Nichts Literarisches, sondern die Gebrauchsanleitung für Programme und für die Installation einer Messanlage. Und ich bin eigentlich begeistert, wie ich damals schreiben konnte. Obwohl technisches Schreiben ganz andere Voraussetzungen erfordert. Aber es ist nett, die gebundenen Hefte in die Hand zu nehmen. Die habe ich nicht weggeworfen, - leider einige schon.
Fünfzehn Jahre sind eine lange Zeit für einige hier, aber nicht für mich. Meine erste Konfrontation mit dem Computer im echten Leben war 1970, als ich als Werksstudent an einem Mainframe der Firma Siemens arbeitete. Und 1973 hatte ich meinen eigenen Computer auf der Uni, den nur ich benutzen durfte: eine PDP-11/10. Und von da an ging es weiter. Nicht als Programmierer, sondern in verschiedenen Berufen, bei denen aber immer der Computer ein Hilfsmittel war.
Twoday war ebenfalls ein Hilfsmittel zu einer Zeit, als der Computer kein Hilfsmittel mehr, sondern eine Selbstverständlichkeit war. Aber twoday war ein Hilfsmittel für das Denken und die Besinnung. Räsoniere ich nur wild vor mich hin oder versuche ich meine Gedanken zu ordnen? Das Wissen, dass andere meinen Text lesen würden, verursachte bewusstes Nachdenken und Strukturieren.
So, ich unterbreche hier meine Revue. Man kann mir glauben, dass ich da noch seitenlang weiterschreiben könnte :)
Das ging ja nun weit über twoday.net hinaus. Nadeldrucker, Floppy Disks – und ja wohl auch Blogs, sind inzwischen Historie.
Ich bin mir nicht sicher, ob Ihr Buch für mich (also rein subjektiv gesehen) interessant ist, aber ich würde mich freuen, wenn Sie mir mich in Kentniss setzen würden, wenn Sie es vollendet haben.