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Nekrophile Kostbarkeiten und morbide Entdeckungen

Es gibt wohl keine Stadt in Europa, in der Tod und Verwesung mehr daheim sind als in Wien. Und es ist wohl auch unschwer zu erraten, dass allein aus diesem Grund diese Stadt eine große Anziehungskraft auf mich hat, auch wenn es noch tausend andere Gründe gibt.

Neben den vielen sehenswerten Friedhöfen, die ich unbedingt noch einmal ausführlicher ansehen muss, bietet Wien mit dem Bestattungsmuseum eine Ausstellung, die man sich ansehen sollte, wenn man sich für Wien interessiert, denn nirgendwo wird man es so gut kennen- und verstehenlernen, dieses besondere Verhältnis zum Tod. Es sind nicht nur die rund 1000 ausgestellten Exponate - von barocker Üppigkeit bis zu von Sparsamkeit geprägte Kuriositäten wie der „Klappsarg” Kaiser Josefs II. (Klappe auf, Klappe zu - fertig), sondern vor allem die kenntnisreiche und sehr unterhaltsame Führung durch Museumsleiter Wittigo Keller machen einen Besuch zu einem besonderen Erlebnis. Man sollte sich also keineswegs von der notwendigen Voranmeldung abschrecken lassen. Sehr erfreut hat mich, dass ich dort in den Räumlichkeiten der Bestattung Wien sogar einen Friedhof erwerben konnte - das ideale Geschenk für das kleine Monster, welches sich auch sehr darüber gefreut hat.

Dem Verwesungsprozess entkommen waren hingegen die meisten Ausstellungsstücke im Narrenturm, dem pathologisch-anatomischen Museum. Die Führung durch die nicht frei zugänglichen Bereiche von einem Medizinstudenten war hierbei auch sehr informativ und professionell. Hypochondern rate ich von einem Besuch ab. Nicht nur die echten Präparate sind sehr anschaulich, sondern auch die Moulagen.

Größtenteils nur dem Anatomischen ohne pathologische Befunde zugewendet sind wiederum die Wachsmodelle im Josephinum, dem Museum des Instituts für Geschichte der Medizin. Daneben gibt es ebenso wie im Narrenturm allerlei historische Gerätschaften zu sehen. Auch hierbei sollte man unter Umständen besipielsweise keinen anschließenden Besuch beim Zahnarzt planen. Momentan wird im Josephinum die Ausstellung 04_blanco_05 mit Werken von Vero de Vetter gezeigt, die tief unter die Haut gehen und Blicke in Abgründe wagen.

twoblog - 2006.05.24, 21:31

Reality.

So sah und sieht jeder von uns diese Stadt anders.

C. Araxe - 2006.05.24, 21:35

Sehen und Sehenwollen

Bei den Aktionisten verweilten Sie sicher nur kurz. *g*
twoblog - 2006.05.24, 21:42

Ja, auch mein Guide wollte kein Blut (lange) sehen.
C. Araxe - 2006.05.24, 21:44

Hm, jetzt könnte man eine Grundsatzdiskussion anfangen: Was ist ein echter(!) Wiener und gibt es ihn noch?
ConAlma - 2006.05.25, 01:35

Da frag ich mich doch, ob echte Wiener derlei Attraktionen ihrer Stadt auch kennen! Den Zentralfriedhof hab ich gerne als Kinderwagenparcours benützt, als noch Bedarf an Kinderwagenschieben bestand. Wohnte ja unweit davon. Aber dann wird's schon eng ...
Dafür gab es - vor Kind(ern) und aus damals akuten Verliebtheitsgründen - eine Nahverbindung zum späten aktionistischen Potential der Stadt: großartige Besäufnisse mit noch lebenden Proponenten dieser Stilrichtung bei einem von ebendiesen sehr frequentierten Strebersdorfer Heurigen (naturbelassener Wein aus Dopplern füllte auch meinen Kühlschrank daheim) sowie ab und an Tuchfühlung mit Prinzendorf-Aktionen (ich sage nur: Nitsch). Ja das waren meine frühen Achziger.
C. Araxe - 2006.05.25, 08:58

Sie sagen es. Einer Wiener Bloggerin war beispielsweise das Bestattungsmuseum unbekannt, obwohl Sie sich für derartiges interessiert und so zeigte ich ihr die Lage. Das entbehrte natürlich nicht einer gewissen Komik. Aber das ist ja oft so, dass man sich in der eigenen Stadt nicht so gut auskennt, d.h., was es so an Sehenswertem gibt.

Ja, ich fand's sehr passend, dass während meines Aufenthalts gerade die Sammlung Hummel im MUMOK gezeigt wurde. Ihre frühen Achziger hören sich sehr spannend an.
herold - 2006.05.24, 21:36

haben Sie bei den besichtigungen manchmal leichtes gruseln verspürt?

C. Araxe - 2006.05.24, 21:42

Sie meinen ein heimeliges Gefühl?
theswiss - 2006.05.24, 22:06

da frage ich mich doch ein bisschen, warum Sie erst jetzt nach Wien gefahren sind?

C. Araxe - 2006.05.24, 22:18

Das habe ich mich vor der Reise nach Wien auch schon oft genug gefragt. Und nun natürlich erst recht.
theswiss - 2006.05.24, 22:27

also, nicht dass ich jetzt gemein sein möchte. Sie verstehen sicher meine Vorfreude ..
C. Araxe - 2006.05.24, 22:39

Damit kann ich leben ...

(Zumal ich schon dabei bin, den nächsten Besuch zu planen.)
waschsalon - 2006.05.24, 22:19

das letzte bild erinnert ein bisschen an eine verunglückte sachertorte.

caliente_in_berlin - 2006.05.24, 22:31

romantische Interpretation ;-)
C. Araxe - 2006.05.24, 22:36

Für Sachertorte ist soundso der Herr Gulogulo zuständig.
caliente_in_berlin - 2006.05.24, 22:38

Habt Ihr eigentlich 'nen Kaiserschmarrn auf mein Wohl gegessen?
C. Araxe - 2006.05.24, 22:44

Ähm, ja ... Wie soll ich das nur erklären. Dem kleinen Monster ist es ja sofort aufgefallen. Also ... ich habe es fertiggebracht, kein einziges Wiener Gericht zu mir zu nehmen (das Stück Stelze, was ich zum Probieren gegessen habe, zähle ich mal nicht mit).

Aber beim Cappuccino-Trinken habe ich öfters an Sie gedacht - dass Sie sicher ebenfalls sehr froh gewesen wären, dass dieser nicht mit Obers serviert wurde.
caliente_in_berlin - 2006.05.24, 22:47

Was ist Obers und was ist Stelze und wieso haben Sie sich gegen einheimisches Essen gewehrt?
theswiss - 2006.05.24, 22:52

so sieht das richtig aus. Falls es jemanden interessiert.
C. Araxe - 2006.05.24, 22:53

Obers = Sahne
Stelze = Haxen

Gewehrt kann man so nicht sagen, es hat sich einfach nicht ergeben. Zumal ich zweimal selbst gekocht habe und das wäre dann doch etwas seltsam gewesen, wenn ich da österreichisch gekocht hätte.
caliente_in_berlin - 2006.05.24, 22:57

ja wieso um himmels willen haben sie denn gekocht???
C. Araxe - 2006.05.24, 22:58

Ich hatte es angeboten und hab's auch gern gemacht.
(Nur in Wien gibt's so dicke Hamster. *g*)
caliente_in_berlin - 2006.05.24, 23:00

und was gabs?
C. Araxe - 2006.05.24, 23:04

Die gefüllten Champignons und eine Tomaten-Zucchini-Hähnchenbrust-Mozarella-Basilikum-Pfanne - jeweils mit Tagliatelle. Typisch Hamburger Gerichte eben. *g*
vienna-beads - 2006.05.24, 23:08

Fr. Araxe kocht wirklich ausgezeichnet! Meine kläglichen Kochkünste würde ich dagegen niemandem antun.

Der einzige Versuch ihr ein Wiener Kipferl unter die Frühstücks-Croissants zu mogeln ist leider gescheitert! ;-)
C. Araxe - 2006.05.24, 23:13

Ah! Jetzt verstehe ich das erst ...
graefin - 2006.05.24, 23:23

Geben sie das Rezept für das Pfannengericht raus? Das klingt ja mehr als lecker!
(und kommt auch besser an als z.B. Labskaus *g*)
C. Araxe - 2006.05.24, 23:27

Dazu gibt es leider kein Rezept. Ich koche immer eher aus dem Handgelenk, das kann man schlecht detaillierter aufschreiben. Aber falls Sie mal wieder etwas länger in Hamburg sind, dann können Sie gerne in der Küche des Gruselkabinetts hospitieren.
graefin - 2006.05.24, 23:47

Na das ist ja mal ein Angebot, wo ich ihre Küche doch so toll finde (vor allem die Rückenfreundlichkeit).
C. Araxe - 2006.05.24, 23:53

*lol*
Ich habe zuerst gedacht, Ihr Kommentar "Was für moderate Eintrittspreise!" steht bei diesem Thread ...
graefin - 2006.05.25, 00:35

Na das wär's gewesen *lol*
Budenzauberin - 2006.05.25, 01:43

Für die gefüllten Champignons sollten Sie aber unbedingenst mal ein Rezept entwerfen - meine Älteste schwärmt noch heute davon, und das will was heißen, wo sie doch meist am Abend schon nicht mehr weiß, was sie auf ihrem Frühstücksbrot hatte! ;-)
C. Araxe - 2006.05.25, 09:18

Hm, ich versuch's mal:

Bei den Champignons (Egerlinge) die komplett Stiele entfernen. Die Stiele zerkleinern - und zwar sehr klein. Stiele und Champignonsköpfe in Olivenöl anbraten > salzen nicht vergessen. Bei geringer Hitze Knoblauch hinzugeben. Köpfe aus der Pfanne holen. Zum Rest in der Pfanne kommt ein Schuss (mir konnte kein österreichischer Ausdruck vermittelt werden) Sahne (Obers) und etwas kleingeschnittener Brie. Nun kann das ganze püriert werden, wenn man lieber eine feinere Sauce mag. Nebenbei (man braucht vier Hände *g*) werden die Köpfe mit Brie gefüllt. Wenn beides gemacht wurde, kommen die Köpfe wieder in die Pfanne, so lange bis bei ganz geringer Hitze (sonst brennt die Sauce an) der Brie in den Köpfen geschmolzen ist. Fertig.
Dazu bieten sich beispielsweise Tagliatelle oder Penne Rigate an.

Das hört sich wahrscheinlich aufwendiger an, als es ist - es ist aber sehr schnell zubereitet.

Wenn man das für etwas mehr Personen zubereitet, wird es etwas schwierig in der Pfanne ausreichend Platz für die gefüllten Köpfe zu finden, dann kann man den letzten Schritt auch in einer größeren Auflaufform im Backofen vollziehen (Die Sauce kommt dann natürlich auch dazu).

Ähm, was machen Sie denn so aufs Frühstücksbrot rauf?
*fg*
graefin - 2006.05.24, 23:20

Hach, immer mehr Gründe nach Wien zu fahren...der Narrenturm würde mich doch sehr interessieren.

C. Araxe - 2006.05.24, 23:29

Das Josephinum ist auch sehr interessant.
graefin - 2006.05.24, 23:48

Was für moderate Eintrittspreise!
Tubias - 2006.05.25, 20:59


Auschwitz. Dresden. Srebrenica. Seveso. Corleone.

Wien fand ich sehr charmant.


C. Araxe - 2006.05.25, 21:34

Der Tod hat viele Gesichter, aber Wien bietet eine der einnehmensten Seiten.