Antichrist
Regie: Lars von Trier
Darsteller: Willem Dafoe, Charlotte Gainsbourg
Das Böse ist Satan, ist Natur, ist eine Frau. Die Natur ist nicht nur im Wald dort draußen, im schon lange verlorenen Paradies, das immer noch Eden genannt wird. Tief im Innern, genährt von Angst, lauert es auf seinen Auftritt. Die Ängste sind groß und so wächst das Böse. Trauer, Schmerz und Verzweiflung – die drei Bettler, die als Reh mit Totgeburt, sprechender Fuchs und nicht tot zu kriegender Rabe erscheinen – geben sich nicht mit kleinen Almosen zufrieden. Bei diesem Film geht es aufs Ganze. Dem Zuschauer wird viel, vielfach auch alles abverlangt. Kein Popcornkino und demzufolge alles andere als leicht verdaulich, was nicht nur an den detaillierten Gewaltszenen liegt. Mag da manchmal auch etwas zu viel Pathos aufgetragen und zu viel Symbolik hineingestopft sein, zu sehr (küchen-)psychologisiert oder zu sehr misogyne Klischees bemüht werden – sehr beeindruckend ist das zweifelsohne und deswegen auch wieder passend, auch wenn es alles andere als angenehm ist. Eine beunruhigende Wirkung, wenn das „Chaos regiert”, wie der sich selbstzerfleischende Fuchs schon weiß, die man so schnell nicht wieder los wird. Ein äußerst faszinierender filmgewordener Albtraum.
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Trailer
„Hostel” oder „Saw” kann man unter Unterhaltung verbuchen, auch wenn das bestimmt nicht jedermanns Art von Unterhaltung ist – und ich meinersteits so etwas einfach nur langweilig finde. Bei „Antichrist” verhält es sich hingegen vollkommen anders, auch wenn die Szenen mehr als drastisch sind.
@Herr Neon
Sie haben da eine bestimmte Szene vor Augen, schätze ich, oder?
Alles nur Betrug
„Die hohe Obrigkeit und Gerichtsbarkeit, welche einst so viel Hexen aufgriff und ihnen mit Feuer und Schwert den Garaus machte, begnügt sich heutzutage, ihr vorkommende Hexereien nur als gemeinen Unfug oder Betrug zu bestrafen. Bei Kempten kurierte ein Bauer das Vieh und enthexte es auch, Dabei verfuhr er folgendermaßen: er machte Feuer im Kuhstall, nahm zwei Eisenstangen, brachte dieselben zum Glühen und goß Milch darüber. Die dadurch aus dem Eisen entstandene Milchhaut erklärte er für die Haut der Hexe, die somit glücklich verbrannt wäre. Dafür ließ er sich siebzehn Mark zahlen; das Gericht gab ihm aber noch drei Wochen Gefängniß dazu.”
(Zitat aus „Tragödien und Komödien des Aberglaubens” – „Die Gartenlaube”, 1891)
Die Dame neben mir hat sich glaub ich für den Rest des Filmes nicht mehr getraut, die Augen aufzumachen.
Mein nächtlicher Seelenfrieden wurde mir dennoch geraubt, da ich noch sehr lange im internet alles las, was es zu lesen gab.
Ein Kritiker sprach mir aus der Seele: der Film ist eine grandiose Zumutung. Kann ich nur bestätigen!
Aber keine Sorge, auch wenn ich dann sogar noch mal Händels „Lascia ch'io pianga” gehört habe, war mein körperliches Be- und Empfinden danach allerbestens.
(und ist es immer noch)
Dennoch bin ich froh um meine Entscheidung, da der Film ja nun nicht gerade zimperlich mit dem Zuschauer umgegangen ist und ich befürchte, daß das, was ich nicht gesehen habe, schlimmer war als das was ich mir vorstelle.
Oder doch nicht? Vielleicht sehe ich beim nächstem Mal hin...
Die Szene mit Händels Trauerarie war ja auch ausgesprochen schön!
(Psalm 139,2)
Das gibt’s aber zu sehen und zu hören:
Ohne den Psalm jetzt näher zu kennen, aber wann Sie aufstehen weiss ich: am liebsten nicht vor 11:30 Uhr! *gg*
Herrje, die sind ja nackig.Ich konnte auch nichts sehen, weil ich mir die ganze Zeit die Hand vor die Augen gehalten habe. Ich glaube, die Zeugen Jehovas haben mich fernbekehrt! Teufel, die haben's drauf!Ich sehe nirgends ein paar Pumps. Und von Ringelstrümpfen auch keine Spur. Ich glaube nicht, dass Herr Mahakala ohne diese Accessoires irgendetwas macht.
Und die größte Heulboje ist ja wohl eindeutig die Keksin!