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Montag, 29. Januar 2018

Let the Corpses Tan (Laissez bronzer les cadavres)

Belgien / Frankreich, 2017
Regie: Hélène Cattet, Bruno Forzani
Darsteller: Marc Barbé, Bernie Bonvoisin, Dorylia Calmel, Stéphane Ferrara, Elina Löwensohn, Hervé Sogne

Zu den besten Filmen des Fantasy Filmfests zählen für mich „The Strange Color of Your Body's Tears” und vor allem „Amer” (der erste und nach wie vor beste Film von Hélène Cattet und Bruno Forzani). Dementsprechend habe ich mich auf das dritte Werk der beiden Regisseure bei den auf den White Nights gezeigten Filmen am meisten gefreut. Diesmal gibt es sogar fast eine richtige Handlung. Hauptort ist der auf Korsika gelegene verfallene Rückzugsort einer etwas nun ja exzentrischen Künstlerin. Weitere Personen bereichern den Schauplatz wie beispielsweise ein Schriftsteller und seine ihm folgende Familie oder ein Gangsterboss mit seinen Kumpanen, die gerade einen Goldtransporter überfallen haben. Spätesten als noch zwei Polizisten folgen, geht eine überbordende Schießerei los. Diese ist aber ebenso wie die Handlung insgesamt vollkommen zweitrangig. Der Giallo steht erneut Pate und das Einzige was zählt, sind Bild und Ton. L’art pour l’art in seiner reinsten Form. Ein Rausch der Sinne, der aufs Neue mehr als faszinierend ist. Dieses Exzessive ist ganz gewiss nicht für jeden geeignet, aber wenn man so etwas mag, dann über alles.

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The Endless

USA, 2017
Regie: Justin Benson, Aaron Moorhead
Darsteller: Justin Benson, Tate Ellington, Callie Hernandez, James Jordan, Emily Montague, Ric Sarabia, Lew Temple

„Resolution” ist nicht nur ebenfalls ein Film der beiden Regisseure, der mir sehr gut gefallen hat, sondern auch ein Teil von „The Endless”. Hier beginnt der Film gleichfalls weniger mysteriös. Zwei Brüder sind vor 10 Jahren einer Sekte entkommen, die mit einem UFO-Todeskult in Zusammenhang gesetzt wurde. Aaron, der Jüngere, verspürt Sehnsucht nach der damaligen Gemeinschaft. Ein Video ist auch nun wieder der Auslöser zu einer Reise in die Vergangenheit. Den beiden Hauptdarstellern wird wie auch den übernatürlichen Erscheinungen erneut der meiste Platz eingeräumt. Der sehr eigene kreative Umgang mit Übersinnlichem ist zum einen zutiefst verwirrend, zum anderen vor allem sehr beeindruckend. Hierbei geht es nicht darum, etwas (eindeutig) zu erklären, sondern um das genaue Gegenteil. Dieses Science-Fiction-Horror-Szenario ist alles andere als leicht konsumierbar und entzieht sich jeder Konventionalität.

Ich bin mir sicher, dass noch mehr Rätselhaftes folgen wird und muss nun auch noch unbedingt „Spring” nachholen.

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The Little Hours

Kanada / USA, 2017
Regie: Jeff Baena
Darsteller: Fred Armisen, Alison Brie, Dave Franco, Kate Micucci, Aubrey Plaza, John C. Reilly, Molly Shannon

Frei (sehr frei) von Boccaccios „Dekameron” inspiriert geht es in dieser Komödie um Sex und An­ti­kle­ri­ka­lis­mus. 14. Jahrhundert in der Toskana: in einem Kloster sind die jungen Nonnen von ihrem öden Alltag mehr als frustriert. Um so erfreuter sind sie, als ein junger Mann im Kloster aufgenommen wird, der sich bald vor dieser Freude nicht mehr retten kann. Aber auch zuvor waren die Nonnen alles andere als brave Mädchen und erst recht nicht auf den Mund gefallen. Hier sollte man gleich einmal ein Glas Messwein erheben und auf die sehr humorvoll umgesetzte Entlarvung der Scheinheiligkeit unter dem Kreuz anstoßen. Glücklicherweise ist das alles nicht zu klamaukig geraten, etwas mehr Biss hätte allerdings ruhig enthalten sein können. So ist es eher ein locker-leichter Spaß, der verdammt unterhaltsam ist.

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Cold Skin

Frankreich / Spanien, 2017
Regie: Xavier Gens
Darsteller: John Benfield, Aura Garrido, Iván González, David Oakes, Ray Stevenson, Ben Temple

Ein junger Wetterforscher wird zu Anfang des 1. Weltkrieges auf einer einsamen Insel mitten im tosenden Meer in kalten Gefilden des südlichen Polarkreises ausgesetzt. Der Vorgänger der Wetterstation, welche er übernimmt, ist spurlos verschwunden. Einzig ein grimmiger Leuchtturmwärter haust auf diesem rauen Eiland. Dieses glaubt der junge Mann zumindest bis zu seiner ersten Nacht an seinem neuen Wohn- und Arbeitsplatz… Nachts wird es auf der Insel jedoch ziemlich lebendig. Es folgen weitere Entdeckungen und Erkenntnisse, die schon recht spannend inszeniert sind. Äußerst störend wirken sich allerdings gehäuft vorkommende Unlogik als auch platte Weisheiten aus. Insgesamt ist die Handlung all zu grobschlächtig konstruiert. Wirklich beeindruckend sind jedoch die grandiosen Landschaftsaufnahmen, so dass dieses Abenteuer-Horror-Fantasy-Drama dennoch sehenswert ist.

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A Beautiful Day (You Were Never Really Here)

USA, 2017
Regie: Lynne Ramsay
Darsteller: John Doman, Alex Manette, Alessandro Nivola, Joaquin Phoenix, Judith Roberts, Ekaterina Samsonov

Joe, ein traumatisierter Kriegsveteran, verdient sich seinen Lebensunterhalt damit, entführte Minderjährige aus den Fängen von Mädchenhändlern zu befreien. Viel mehr als einen Hammer braucht der wortkarge Einzelgänger dazu nicht. Ebenso wie der Hauptdarsteller schlägt der Film hammerhart auf sehr unterkühlte Art zu. Neben der gewalttätigen Seite von Joe werden dabei durchaus auch seine verletzlichen und fürsorglichen Wesenszüge gezeigt. Die Distanz bleibt jedoch bestehen, auch wenn das Geschehen zunehmend intensiver wird. Das Packende dieser kühlen Intensität ist neben dem hypnotischen Soundtrack von Radiohead-Gitarrist Jonny Greenwood vor allem in der überzeugenden Leistung des Hauptdarstellers Joaquin Phoenix begründet. Auf fiebrig und ruhig zugleich inszenierte Weise fesselt dieses Thriller-Drama sehr gekonnt.

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Deutscher Kinostart: 26.04.2018

The Shape of Water (Das Flüstern des Wassers)

USA, 2017
Regie: Guillermo del Toro
Darsteller: Sally Hawkins, David Hewlett, Richard Jenkins, Doug Jones, Michael Shannon, Octavia Spencer, Michael Stuhlbarg

Eine ungewöhnliche Liebe in Zeiten des kalten Krieges: die stumme Putzfrau Elisa nähert sich zunehmend auf sehr emotionale Weise einem Amphibienwesen, das in einem Forschungslabor der Regierung – Elisas Arbeitsplatz – gefangen gehalten und malträtiert wird. Der Wassermann teilt ihre Vorlieben für Eier, Musik, Film und Katzen. Letzteres allerdings auf etwas andere Weise. Eine Beziehung unter äußerst schwierigen Voraussetzungen – aber wo die Liebe hinfällt…
Regisseur Guillermo del Toro ist kein Unbekannter („Hellboy”, „Pans Labyrinth” etc.) und eher für düstere Werke bekannt, bei denen sich allerdings auch schon da und dort mehr oder weniger Kitsch und Pathos in der Dunkelheit verstecken. Bei diesem Fantasymärchen gleitet er nun vollkommen im Süßwassergefilde. Aber mit Herz! Sehr stark erinnert der Film beispielsweise an „Die fabelhafte Welt der Amélie”. Insgesamt, vor allem aber durch das Setdesign, ist das alles sehr schön anzusehen und durch und durch eine Hommage ans Kino. Wenn es denn mal auch eine Schnulze sein darf, dann kann man an dieser Romanze nicht vorbei schwimmen.

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Deutscher Kinostart: 15.02.2018