Alien
Es ist eine neuere Version von  AlienInsideTwoday  verfügbar!  Aktualisieren  Jetzt nicht!
© 2018-2023 NeonWilderness

Donnerstag, 14. April 2011

Trollkommerzialisierung

Dass das Konzept von 117+ noch nicht ausgereift ist wurde mir klar, als ich Hatr entdeckte.

Sonntag, 10. April 2011

Nasenraub

Seit längerem ist Mundraub als eigenständiger Straftatbestand abgeschafft und wird als Diebstahl nur noch auf Strafantrag verfolgt. Wenn man will, kann man also den Täter dennoch anzeigen. Stellen Sie sich vor, Sie würden Brötchen kaufen und der Bäcker beißt noch einmal davon ab, bevor er sie in die Tüte packt. In diesem Fall bleibt Ihnen demzufolge nicht nur die Empörung über diese Tat. Nach längerem Durchsuchen des Strafgesetzbuches habe ich allerdings nichts gefunden, um jemanden, der einem etwas wegschnuppert, einer gerechten Strafe zuzuführen. Wenn mir also ein Zitronenthymian verkauft wird und dabei noch einmal lange an dem Kraut gerochen wird, bleibt mir nur noch übrig, zur Selbstjustiz zu greifen. Die Nase abzuschneiden erscheint mir in diesem Fall als die passende Strafe. Leider hatte ich kein Messer bei mir.

Dienstag, 5. April 2011

Rattenschwanz

„Denken löst nicht mehr Probleme, als damit einhergehen.”

Helmut Krausser: Die letzten schönen Tage

Samstag, 2. April 2011

Vergangengegenwartheit

Wenn schon das Current 93-Konzert eine Reise in die Vergangenheit war, so führte dieser Aufritt zu einem Land, das es nicht mehr gibt. Ebenso wie Sandow zählte Die Art zu „Die anderen Bands” – das war alternative Musik Made in GDR. Im Gegensatz zu Sandow habe ich die Musik von Die Art allerdings nicht weiter verfolgt. Musikalisch gab es da auch nicht allzu viele Änderungen. Nach 25 Jahren ist es immer noch (oder schon wieder) eine Mischung zu deren Zutaten Punk und Dark Wave gehören. Der Impuls, wieder in die alten Zeiten live hineinzuhören, kam jedoch durch die Vorband kATTWYk. Sehr schade, dass das Ganze quasi schon in der Mittagspause anfing. Aber sehr schön, nach Ewigkeiten Titel wie „Sie sagte” oder „I Love You (Marian)” mal wieder live zu hören Und das so frisch und lebendig, als wären über Zwanzig Jahre nur ein Wimpernschlag.



Auch wenn der Abend früh begonnen hatte, so endete er nicht ebenso. In Folge dessen kann sich eventuell die Weltlage verschlimmern. Hauptverursacher hierfür sind ein paar Punks, die mit Anfang Zwanzig neue Trends setzen wollen, indem sie Hawaii-Hemden tragen. Ich habe lediglich ihre Unkenntnis, was Tom Selek betrefft, aufgeklärt und zum Tragen von Brusthaartoupets geraten.

Donnerstag, 31. März 2011

Bleiberecht

„Eigentlich wasche ich sehr gerne ab”, meinte der Untermieter gestern Abend.

Die Duldung im Gruselkabinett wurde in eine Aufenthaltserlaubnis umgewandelt.

Sonntag, 27. März 2011

Hallucinatory Gnostic Supergroup

Eine Patchouli-Wolke schwebte über dem Eingangsbereich. Zum Konzert von Current 93 kamen sie alle, alle, alle. Aus den entlegensten Zeitwinkeln und/oder von weit weit weit her angereist. Das letzte Konzert von Current 93 war vor ziemlich genau zwanzig Jahren in Hamburg. Drei Fünftel der anwesenden „Nodding Apokalypse Party”-DJs (auf deren Veranstaltung „Beau soleil” zehnmal hintereinander lief) unterhielten sich: „Du hörst immer noch Current 93?” „Ja, seit über zwanzig Jahren die gleiche Musik.” (seufzend) „Aber das ist doch nicht schlimm, wenn die Musik gut ist.” „Es ist auch nicht wegen der Musik schlimm, sondern weil einem dadurch das eigene Alter so bewusst wird.”
Irgendwann hatte ich aufgehört, die ganzen Neofolk-Sachen zu hören, da ich es zunehmend weniger innovativ fand. Inzwischen ist der Sound rockiger, aber so viel anders hörte sich die Musik des äußerst gut dargebrachten Konzertes trotzdem nicht an – die Stimme von David Tibet ist allerdings sehr markant. Statt klassischer Instrumente dominieren nun E-Gitarren. Mit dabei war auch James Blackshaw, dessen virtuoses Gitarrenspiel vor den Swans vergessen wurde zu erwähnen. Dem Alter entsprechend war das Konzert bestuhlt, was sich für die lange Darbietung auch von Vorteil erwies. Liedgut aus alten Zeiten wurde indessen fast gar nicht gespielt, trotzdem war es ein sehr gutes Konzert – vor allem der Sound war einfach perfekt.

Donnerstag, 24. März 2011

Akustische Rauschzustände

„Der gesunde Verstand sagt uns, dass die Dinge der Erde nur sehr wenig Realität besitzen und dass es Wirklichkeit einzig in den Träumen gibt. Um das natürliche wie das künstliche Glück zu verdauen, braucht es zunächst einmal den Mut, es hinunterzuschlucken ...”
Charles Baudelaire

Als ich erfuhr, dass sich Kai Grehn für ein neues Hörspiel Charles Baudelaire vornehmen wollte, wusste ich eigentlich schon vorher, dass dies wieder nur ein außergewöhnliches Hörspiel werden kann. Nach zwei Jahren sind „Die künstlichen Paradiese” nun endlich vollendet.
Das Gedicht „Berauschet euch! (Enivrez-vous)” diente als Ausgangspunkt für sehr unterschiedliche Interpretationen von zwölf Musikern / Bands wie z. B. alva noto, Nouvelle Vague, Anne Clark, Tuxedomoon und Sandow. Die Worte Baudelaires, gesprochen von Alexander Fehling und Jeanne Moreau, sind Rahmen und zugleich poetische Essenz, die diese vielfältigen musikalischen Auswüchse zu einem einzig(artig)en Rausch vereinen.

Um auf die Ursendung hinzuweisen, kommt dieser Beitrag leider zu spät, es gibt aber noch weitere Sendetermine:

24.03.2011
18.00–19.30 Uhr
SR2 (bis zum 31. März, 18.00 Uhr hier komplett online hörbar)

30.03.2011,
21.30–23.00 Uhr
hr 2 (Live-Stream)

22.06.2011
22.04–23.30 Uhr
rbb – Kulturradio (Live-Stream)



„Man muss immer trunken sein! Das ist alles, die einzige Lösung. Um nicht das furchtbare Joch der Zeit zu spüren, das eure Schultern zerbricht und euch zur Erde beugt, müsst ihr euch berauschen, zügellos.
Doch womit? Mit Wein, Poesie oder mit Tugend, womit ihr wollt. Aber berauschet euch!”

Sonntag, 20. März 2011

Beim „Mütterchen mit Krallen”

Wenn man der hässlichen Fratze des Tourismus nicht allzu tief in die leeren Augen schaut, dann ist Prag immer noch sehr schön. Und hin und wieder gelingt es auch, die alte Schönheit inmitten billigen Glanzes und sich drängender Massen zu entdecken. Einfacher ist es, wenn man sich vom Zentrum entfernt – die Zeit scheint dort langsamer vergangen zu sein. Noch mehr Ruhe findet man auf dem Olšany-Friedhof, der mit seinen vielen Grüften (die älteste stammt aus dem Jahre 1799) und sehr alten Gräbern für mich zu den schönsten Friedhöfen Europas zählt. Gleich daneben befindet sich der Neue Jüdische Friedhof, der nicht auf so eine lange Zeit zurückblicken lässt, wie der Alte Jüdische Friedhof, dafür ist man dort weitestgehend allein und neben dem Grab von Franz Kafka lohnt sich ein Besuch dieses 1890 gegründeten Friedhof allemal. Um tiefer in das Leben und die Welt von Franz Kafka einzutauchen, empfiehlt sich das gleichnamige Museum, das mit seinen reichhaltigen Dokumenten und audio-visuellen Exponaten existenzielle Räume und eine imaginäre Topografie erschaffen hat. Nicht nur für Flachlandbewohner sind die vielen Möglichkeiten, Prag von erhöhten Standpunkten zu überblicken, sehr reizvoll. Neben den vielen Stufen zum Hradschin, von dem man einen beeindruckenden Ausblick hat, ist beispielsweise auch der Petřín-Hügel mit seinem Eiffelturmnachbau nicht minder attraktiv. Im Untergeschoss des Aussichtsturms befindet sich eine grandiose Ausstellung über die Erfindungen des genialen Jára Cimrman (Erfinder, Dramatiker, Komponist, Geburtshelfer, Philosoph, und Gynäkologe. Er meldete am Patentamt in London insgesamt 237 eigene Erfindungen an. Alle wurden sofort abgelehnt, bis auf zwei, die später abgelehnt wurden.), der mich sehr stark an Prof. Jakob Pilzbarth erinnert. Was andere Welten betrifft, sind diese leider sehr wenig vertreten, insbesondere die der tschechischen Surrealisten, die außerhalb Frankreichs zu den bedeutendsten zähl(t)en und auch immer noch sehr aktiv sind. Die Galerie von Jan und Eva Švankmajer gibt es glücklicherweise noch und war für mich schon ein Paradies an sich. Ebenso beglückend war die Reise nach Kutná Hora, dessen Altstadt UNESCO-Weltkulturerbe ist und das mit der Mittelböhmischen Galerie (GASK) mehr als besuchenswert ist. Ganz besonders aber wegen dem Sedletz-Ossarium – ein Beinhaus, in dem schätzungsweise 40.000 menschliche Skelette äußerst kunstvoll auf sehr dekorative Weise verarbeitet wurden. Frühes Aufstehen war hierbei angesagt, wenn man diese morbide Pracht für sich allein haben wollte. Das klappte nur nicht so ganz. Eine japanische Reisegruppe gesellte sich auch gleich morgens dazu. Deren Memento mori dauerte allerdings trotz Fukushima nur maximal fünf Minuten. Über Prag und auch Kutná Hora ließe sich bestimmt noch stundenlang weiter schreiben, aber nun komme ich doch zum Ende dieses Reiseberichtes (das mit dem Krokodil- und Kängurufleisch lasse ich z. B. weg), der alle twitterigen Leser soundso schon überfordern dürfte.



Mehr Bilder

Samstag, 12. März 2011

Senioren-Tanztee

Die Jahre rinnen dahin und ehe man sich versieht, findet man sich auf einer Gothics-über-30-Party wieder. So ein bisschen Bewegung und unter die Leute kommen soll ja ganz gut sein für's fortgeschrittene Alter. Dass da aber so viele ihrer Pflegestation entkommen sind, um das Tanzbein zu schwingen oder einfach nur flotter Musik zu lauschen und über die guten alten Zeiten zu plauschen, hätte ich nicht gedacht. Dank knallharter Personalausweis-Kontrolle waren keine jungen Hüpfer anwesend, dafür um so mehr Leute, die man von irgendwann früher kennt. Aktiv im Alter zu sein, ist jedenfalls ausgesprochen empfehlenswert.

Donnerstag, 10. März 2011

Schwarze Witwe

Monstergroße Innereien

Das versaute Hündische hat es sich sehr bequem gemacht. Ab und zu gähnt es, nur um sich anschließend auf die andere Seite zu wälzen. Wenn ich es wegtreten will, blinzelt es mich an und meint nur träge, dass ich doch genug Zeit haben würde. Ich halte in der Bewegung inne und lasse es weiter ruhen. Zusehends übernehme ich diese Trägheit und frage mich, warum man eigentlich unbedingt etwas tun muss, wenn man momentan die Zeit hat, auch mal nichts zu tun.

Montag, 7. März 2011

Bei Nacht und Nebel



Man nehme einen Wald und verpflanze ihn auf eine Bühne, lasse einen bedrohlichen mitunter recht industrialmäßigen Sound erschallen, Nebelschwaden um Nebelschwaden ziehen und das alles ins rechte Licht setzen. Das war bei „This is how you will disappear” schon beeindruckend genug. Ein dermaßen faszinierendes Bühnenbild gibt es selten zu sehen. Aber das Stück hat noch mehr zu bieten – drei Darsteller, die zwischen Grauen und Schönheit agieren und diese beunruhigende Atmosphäre immer weiter steigern. Unweigerlich muss man an „Antichrist” denken, zumal das alles fast filmisch inszeniert wurde. Tiere tauchen ebenfalls auf: ein Falke und eine Schneeeule, deren Rufe bestimmt „Chaos regiert” bedeuten. Dieses magisch-schöne, verstörend-unheimliche Stück von Gisèle Vienne vergisst man nicht so schnell.

Die Nacht war noch jung und hielt noch mehr Nebel und stählerne Klänge bereit, die dann allerdings vorzeitig endeten, als sich echter Rauch dazwischen mischte. Nun ja, eine heiße Nacht muss für mich nicht unbedingt reales Feuer beinhalten.

Samstag, 5. März 2011

Zweitchance für melancholische Perfektionisten

„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben”, meinte Gorbatschow und irrte. Denn manchmal hält das Leben für Zuspätgekommene eine erneute Gelegenheit bereit und so gab es zum sehr schnell ausverkauften Konzert von Interpol noch ein Zusatzkonzert am folgenden Tag. War also nicht so schlimm, wenn man sich nicht rechtzeitig Tickets besorgt hatte, allerdings durfte man beim Zusatzkonzert auch nicht allzu sehr rumtrödeln, da das dann schließlich ebenfalls ausverkauft war. Wenn eine Band gerade erst einen Tag vorher in gleicher Location gespielt hat, dann befürchtet man doch etwas, dass da einen Tag später vielleicht die Luft etwas draußen ist. Solche Gedanken waren jedoch vollkommen unbegründet. Laut Doppel-Konzertbesuchern soll der zweite Gig sogar weitaus besser gewesen sein. Mit so viel sichtbaren Spaß bei der Sache hatte ich Interpol bisher nie erlebt, sonst ging es ja immer sehr cool zu. Die sonstige Distanziertheit von Paul Banks war diesmal etwas verloren gegangen, ebenso wie Jackett und stylische Frisur. Bassisten sind zuvor ja auch einige abhanden gekommen. Aber ansonsten gab es keine Defizite, sondern im Gegenteil einen Gewinn an düsternen Hörgenuss.