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Sonntag, 12. Mai 2013

In der Stadt der Fliesen

Wie schon in Paris begann alles bei den Toten – diesmal dort, wo es explizit Vergnügen bereitet. Man brauchte nicht allzu lange durch die Reihen der kleinen Häuser der Verstorbenen schlendern bis es sehr lebendig wurde. Eine ganze Meute ausgemergelter und zerfetzter Katzen hatte zwischen den Gräbern ihren Stammplatz mit bereitgestelltem Futterspendenvorrat. In Sekundenschnelle war der Inhalt einer Dose weggeputzt. Jetzt weiß ich wie die Redewendung richtig lautet: „wie Katzenfutter auf dem heißen Stein”. Und die Hitze war überall, denn die Zypressen boten wenig Schatten.

Es folgte eine erste unumgängliche Fahrt mit der rumpelnden und auf schmalen Strecken da und dort auch mal an parkenden Autos aneckenden „28” mit diversen Zwischenstopps wie dem Bicatrinken mit Pessoa bei der Brasilianerin oder dem Wechsel zwischen oben und unten mittels des Elevadors de Santa Justa, bis hin direkt zur Alfama, über der das Castelo de São Jorge thront. Von dieser Burg hat man einen überwältigenden Ausblick über Lissabon, von dem man sich nicht so leicht lösen kann, auch wenn es mehrere solcher einzigartig wirkenden Miradouros gibt.

Die Höhe verlassend folgte erstmals ein Eintauchen in das Labyrinth der engen Gassen, dem noch einige folgen sollten. Und nicht nur der dortige recht große Flohmarkt befriedigte die Inhaberin des Gruselkabinetts – sehr viel mehr erfreute ich mich der Kreaturen von Ricardo Casimiro. Die vielfach verarbeiteten antiken Porzellan-Puppenteile bezieht er übrigens aus Deutschland. Und genau dahin wird sich auch demnächst ein Wesen begeben.

Es wurde indes nicht nur Alfama erkundet. Der Bairro Alto wurde natürlich erst abends interessant, wobei in den Nächten eigentlich überall viel los ist. Auch die Hafengegend ist sehr spannend, vor allem, wenn man mit Einheimischen unterwegs ist. Ebenso ist Santos nachts alles andere als tot. In dem Viertel hatten wir unsere private Unterkunft – diesmal gelangten wir sehr unkompliziert in die Wohnung: der Schlüssel war im Briefkasten. In Belém (wenn man gut zu Fuß ist, lohnt sich eine Wanderung am Tejo entlang)versammeln sich nicht nur sehr viele Sehenswürdigkeiten (Stichwort Manuelinik – man kann gar nicht so viel gucken wie viel es da an interessanten Details zu entdecken gibt) oder sehenswerte Kunst (im CCB), sondern auch tropische Gefilde und vor allem die Heimat der originalen Pastéis de Belém sind dort einen Besuch wert. Die schmecken dort ofenfrisch einfach am besten.

Womit wir beim Thema Essen wären. Um Fisch und Meeresgetier kommt man hier selbstredend nicht herum. Insbesondere nicht um Bacalhau – es gibt unendlich viele Variationen für die Zubereitung von Stockfisch. Was zuvor ein hartes Brett Fisch ist landet dann z. B. als Pastéis de Bacalhau (super leckere Stockfisch-Küchlein) oder Bacalhau à Bras (mit Ei, Kartoffeln, Zwiebeln und Olive) auf dem Teller. So ein Fischbrett musste selbstverständlich mit ins Gruselkabinett wandern. Für Fleischesser mag eine flambierte Chouriço (weniger Paprika als in der spanischen Chorizo) interessanter sein oder auch solche Köstlichkeiten wie Carne de Porco à Alentejana (Schweinefleisch mit Teppichmuscheln). Gemüsegerichte stehen zwar meist nicht so im Vordergrund, aber hierbei seien mal die Peixinhos da Horta erwähnt – die Fischlein aus dem Garten sind keine Sardinen im Teigmantel, sondern Bohnen und mehr als empfehlenswert.

Für schlechtes Wetter hatten wir das Expo-Gelände vorgemerkt. Beim Vormerken blieb es. Stattdessen erfolgte ein Ausflug an den Atlantik zur Costa da Caparica, was bei den hochsommerlichen Temperaturen eine sehr gute Idee war. Keine sehr gute Idee war, dass man Sonnenschirme erst im Sommer ausleihen kann (für uns war das definetiv schon Sommer!), aber die Prinzess do mar rettete uns – ein Boot am Strand, das für uns ein schattiges Plätzchen bereithielt. So heiß es an Land war, so eiskalt war es allerdings im Wasser. Aber was soll man machen, wenn die Wellen des Ozeans rufen?

Ein weiterer vorab geplanter Ausflug führte uns nach Évora – eine Stadt mit viel historischem Background und ebenso vielen noch sichtbaren Zeugen vergangener Zeiten. In der Umgebung gibt es mehrere Hinterlassenschaften der Megalithkultur (Steinkreise, Menhire, Dolmen), aufgrund der Hitze sind wir aber nur im Ort geblieben. Die Zeit der Römer wird in diesem lebendigen Freilichtmuseum mit dem Diana-Tempel am sichtbarsten. Kopfsteingepflasterte, mittelalterliche Gassen prägen den kompletten Stadtkern. Wenn man so durch die pittoreske Innenstadt mit ihren meist weiß herausgeputzten Häuschen wandelt, kann man leicht vergessen, wie schwerwiegend die Krise in Portugal ist, obwohl dies auch gerade Évora sehr stark betrifft. In Lissabon sind verfallene Häuser, oft auch richtige Ruinen, allgegenwärtig, die vielmals dennoch bewohnt sind. In dieser Museumsstadt scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Vergänglichkeit kann man an diesem Ort jedoch in aller Deutlichkeit erfahren. „Unsere Knochen hier warten auf die euren” steht am Eingang zur Capela dos Ossos (Knochenkapelle). Wenn man das Sedletz-Ossarium in Kutná Hora besucht hat, wirkt die hiesige Ansammlung von 5000 Gebeinen recht übersichtlich und künstlerisch zurückhaltend, ist aber dennoch sehr sehenswert.

Das Licht war in Lissabon übrigens nicht sooo einzigartig, auffällig waren eher die vielen herumstreunenden Katzen. Sonne gab es schon an den ersten beiden Tagen mehr als wir den gesamten Winter über hatten. Und es roch immer irgendwie nach Fisch oder Weihrauch oder beidem. Die Steilheit der Straßen vergisst man auch nicht so schnell – vor allem als Flachlandbewohner – und erst recht nicht, wenn man sich mit glatten Schuhsohlen auf glatt gelaufenen Straßen wie z. B. die Calçada do Combro abwärts begeben will. Man braucht sich eigentlich nur hinstellen – runter rutschen geht von allein. Erwähnenswert sei auch noch die Freundlichkeit der Lisboetas. Den Stolz auf ihre Stadt teilen sie mit den Hamburgern – es ist jeweils die schönste Stadt der Welt. Mir fällt es dagegen schwer, mich so eindeutig festzulegen. Es gibt so viele schöne Städte. Lissabon ist eindeutig eine davon.



Mehr Bilder (viel mehr Bilder!)

Donnerstag, 9. Mai 2013

Milchmädchens Freuden

Wieder daheim in nördlicheren und kühleren Gefilden, tue ich mich momentan noch sehr schwer damit, in die Hufe zu kommen. Vorab deshalb ein Fundstück vom „Markt der Diebinnen”. Der geneigte Leser weiß ja um meine Vorlieben, was Milch (insbesondere diese Spezialität) und tote Tiere betrifft. Von daher ist es sicher nachvollziehbar, dass dieses Teil mit ins Gruselkabinett musste:



Demnächst oder irgendwann dann auch mehr von der Reise ins Licht.

Samstag, 4. Mai 2013

Schwierigkeiten mit Leichtgepäck

Allgemein wird immer behauptet, dass alles einfacher ist, wenn man keinen oder möglichst wenig Ballast mit sich herumschleppt. Kommt aber doch nicht so gut, wenn man beschlossen hatte, zu einer mehrtägigen Reise nur einen Rock mitzunehmen und dieser dann kaputt geht.

Montag, 29. April 2013

Und es werde Licht

Dieses Licht, das so einzigartig sein soll. Das Fieber glüht in voller Vorfreude, der Funke wird indes erst am Freitag richtig zünden. Man könnte Pessoa umformulieren in: „Jede Stadt, die wir sehen, sollten wir zum ersten Mal sehen, da es auch tatsächlich das erste Mal ist, dass wir sie sehen. Und so ist jede Stadt immer wieder eine neue Stadt, selbst wenn es die wäre, die man als eben die gleiche wie gestern bezeichnen will. Aber weder ist der Mensch derselbe, noch ist die Stadt dieselbe. Selbst das allgemein Städtische kann nicht dasselbe sein. Es ist schade, dass die Augen der Menschen nicht so beschaffen sind, dies zu begreifen. Wir könnten alle glücklich sein.” Vor allem in Europa wird einem das Wiedererkennen einer Stadt in der anderen durch die Pest der marktwirtschaftlichen Globalisierung mit einem oberflächlichen Blick sehr leicht gemacht. Und all das, was man so als Sehenswürdigkeiten bezeichnet, wird mit dem Blick verglichen, den man schon virtuell gesehen hat oder dann mal hie und da als Old School durch echte Fotos oder Berichte wahrgenommen hat. Und auch all jenes, was letzteres betrifft, entspricht zwar einer gewissen Authentizitä, ist aber dennoch nur ein Blick durch einen anderen. Ich kann mich Pessoa nicht entziehen und so wird mich Bernardo Soares begleiten, wohlwissend, dass wir in einer vollkommen anderen Zeit leben. Aber gleichwohl weiß ich, dass sich vieles auch in heutiger Zeit nicht grundlegend geändert hat. Das Glück liegt im Auge des Betrachters.

Freitag, 26. April 2013

Laternenpfähle irren sich nicht

Freitag, 12. April 2013

Wilde Jungs machen einen los

Es ist sehr komfortabel in einer Großstadt zu leben, weil man meist jederzeit spontan etwas unternehmen kann. Manches ergibt zwar einen netten Abend, ist aber nicht unbedingt erwähnenswert. (An dieser Stelle können die Leser des Gruselkabinetts mal dankbar sein, dass ich nicht alles blogge.) Andererseits entdeckt man so oftmals viel Neues, dass einen länger erfreut an diese Abende zurück denken lässt. Die Pickers gehören dazu. Beim ersten kurzen Reinhören vorab war ich etwas erstaunt, dass Franz Ferdinand nun komplett deutsche Songs singen, aber da steckt bei dieser Band musikalisch noch einiges mehr drin – bis hin zu den frühen Beatles. Ganz zu Anfang des Konzerts wirkten die Jungs etwas unterkühlt und lustlos. O.K., kann man ja verstehen – die sehr kleine Location war nicht mal richtig voll und die Massen von kreischenden Teens fehlten vollkommen. Mit dem Opener „Ich will nicht mehr jung sein” wurde auch gleich klar, dass das wohl eigentliche Zielpublikum mehrheitlich nicht so vertreten war. Nun ja, die Jungs werden irgendwann auch nicht mehr jung sein, aber es bleibt ihnen zu wünschen übrig, sich dann noch jung zu fühlen. Nichtsdestotrotz wurde sich sehr schnell warm gespielt. und die straßenmusikerprobte Band legte richtig los. Könnte sehr gut sein, dass sie irgendwann oder sehr bald richtig groß rauskommen – das Zeug dazu hätten die Pickers –, dann würde ich die Konzerte allerdings den kreischenden Teens überlassen.

Mittwoch, 10. April 2013

Gefährdung des Kindeswohl

„Wilde Knaben und ungeduldige Mädchen, die weder der Vater noch die Mutter zu beschwichtigen vermögen, der magische Zug des Buches zähmt sie; [...] sie sitzen laut- und athemlos. Aber das süsse Narkotikum, womit man die unruhige Langeweile dämpft, hat diese Wirkungen: Im Genusse jener Reize, welche die Phantasie fieberhaft erregen, wächst zugleich das Gelüste und der Durst nach dem Reiz immer neuer Gemüthsregungen, süssen Grauens, halsbrechender Phantasieläufe, und es erzeugt sich jene Lesewuth, die nicht selten so stark wird, dass das Kind seinen Bücherdurst, wie ein dem Trunke verfallener Unglücklicher, nicht mehr zu bändigen weiss und zur Befriedigung desselben nicht minder unsittliche Mittel ergreift als Jener. Und dazu ist auch gewiss, das Kinderbuch kann auch leiblich entnerven, und wenn die Eltern sehen, dass ihr Kind, tiefaufathmend vom Ende der schönen Geschichte, mit glühendem Kopfe und gläsernen Augen dasitzt, so dürfen sie fürchten, dass ein solches Lesesiechthum bereits begonnen hat.”

Franz Dula, Schweizerischer Lehrerverband, 1860

Freitag, 5. April 2013

Was einfach mal gesagt werden muss

Da jammert man über das Wetter (berechtigt) oder über die Arbeit (temporär berechtig), aber eigentlich geht es einem doch ziemlich gut. Das muss ich mir sehr oft anhören bzw. höre schon floskelhaft jederzeit ein „Hach, geht’s dir gut!”. Aber das stimmt dennoch gewissermaßen. Sicher gibt es unerfüllte Wünsche, aber so wie es läuft, läuft es sicher nicht schlecht. Das vergangene Jahr und all das, was es einem unvergesslich beibrachte, was Leben und Sterben betrifft, war alles andere als leicht. Aber all das wäre sicher unerträglich gewesen ohne diesen bedingungslosen Beistand. Und das ist das Gute, was mir nach wie vor zur Seite steht. Man sagt viel zu wenig „Danke” (weil man mit der Situation soundso überfordert ist; man selbst keinen Wert auf Danksagungen legt, weil das, was man tut Selbstverständlichkeiten sind), aber nun ist es längst an der Zeit, einfach mal ein fettes DANKE zu sagen.

Dienstag, 26. März 2013

Die lieben Kollegen, Teil 20

Ebenso wie sich der Schnee nach wie vor auftürmt, sieht’s bei der Arbeit aus. Und kein Ende in Sicht, auch wenn man weiß, dass es doch irgendwann mal wieder besser wird. Dies und das bleibt ungebloggt, weil Zeit und Motivation abhanden gekommen sind (O.K. – meist nur Konzerte, die ja nach wie vor die Leserschaft des Gruselkabinetts nicht zu schätzen weiß. Aber hey – da waren so Legenden bei wie Dieter Moebius und Musik, die aus Geräuschen von Operationen oder neuronalen Aktivitäten von Krebsen stammt). Selbst dem Personalchef geht’s nicht besser. Also, nicht was das Bloggen betrifft, nur so allgemein die Lust und Laune, und man plante gemeinsam nach einem halben Arbeitstag einfach nach Hause zu gehen. Nun ja, meine Forderungen, überall Heizpilze zur Verbesserung der klimatischen Bedingungen aufzustellen (schließlich ist er dafür zuständig für ein gutes Arbeitsklima zu sorgen und das fängt meiner Meinung nach schon vor der Haustür an), ist er nach wie vor nicht nachgekommen und ansatzweise kann ich schon verstehen, dass er da etwas überfordert ist. Immerhin hat meine Chefin erkannt, dass in Zeiten wie diesen eine besondere Förderung der Motivation nötig ist und tätigte spontan einen Einkauf in einem Schokoladen-Outlet. Das hat ziemlich gechoct. Mir ist immer noch etwas schlecht. Morgen wird’s auch nicht besser aussehen, da mein Schreibtisch immer noch ausreichend bestückt ist. Leider nicht nur mit Schokolade, aber immerhin. Also „immerhin” muss ich dann doch mal so schreiben: „IMMERHIN”.

Sonntag, 24. März 2013

American Mary

Kanada, 2012
Regie: Jen Soska, Sylvia Soska
Darsteller: Katharine Isabelle, Antonio Cupo, Clay St. Thomas, David Lovgren,
John Emmet Tracy, Paula Lindberg, Tristan Risk

Nach sehr langer Zeit habe ich mir mal wieder ein blutiges Häppchen von den Fantasy Filmfest Nights gegönnt. Ansonsten ist mir da meist zu viel 08/15-Horror vertreten. Bei diesem Film spritzt das Blut allerdings etwas abseits des Üblichen. Katharine Isabelle (bekannt aus den „Ginger Snaps”-Filmen) spielt sehr grandios eine angehende Chirurgin, die nach und nach in die Subkultur der Body Modification abtaucht. Anfangs braucht die Studentin einfach nur Geld, dass sie eigentlich als Stripperin verdien wollte, aber ehe sie sich versieht, wird daraus ein Job mit dem Skalpell in der Hand. Später wird sie eine der gefragtesten Chirurgen für spezielle Wünsche sein. Doch diesen Weg zu gehen, fällt ihr nicht unbedingt leicht, aber nach einem einschneidenden Erlebnis beendet sie ihr Studium und schnippelt nicht mehr an Truthähnen (siehe Bild) herum. Neben der überzeugenden Hauptdarstellerin weiß dieser Film vor allem durch seine ruhige, atmosphärische Inszenierung in düster-stylischem Look zu beeindrucken- Eine faszinierende Mischung aus Drama, Komödie, Horror, Female-Revenge-Thriller mit einer Prise David Lynch. Der Erstling der Soska-Schwestern „Deal Hocker in a Trunk” dürfte wohl nicht so sehenswert sein, aber die Twistet Twins Production sollte man von nun an unbedingt im Auge behalten.

Official Site
Trailer

Montag, 11. März 2013

Nicht der Weißheit letzter Schluss


Einmal um die Ecke vom RL-Gruselkabinett – mitten in der Stadt

Es nimmt und nimmt kein Ende. Schnee, Schnee und nochmals Schnee. Man kann sich schon bald nicht mehr vorstellen, dass es jemals aufhören wird zu schneien. Langsam komme ich mir vor wie in einem Film von Guy Maddin. Da gibt es auch oft sehr viel Schnee, wie z. B. in der Pseudo-Dokumentation / Filmautobiografie „My Winnipeg” (hier ein eiskalter Ausschnitt), und somnambule Bewohner, die vergeblich versuchen, diesem schneereichen Ort zu entkommen. Wenn man nicht aufpasst und kurz stehenbleibt, wird es einem so wie den Pferden (denen in Winnipeg, nicht denen in der Lasagne) ergehen, nur dass es nicht das Eis ist, das einen gefangen hält, sondern die Schneemassen, die in Bruchteilen von Sekunden über einem vom Himmel hernieder gekommen sind. Tja, grau ist alle Theorie (vor allem, wenn es um so etwas wie den meteorologischen Frühlingsanfang geht) – weiß ist die Praxis.

Samstag, 9. März 2013

In der Stadt der Kräne



Manche Dinge macht man viel zu selten. Nach Berlin zu fahren gehört dazu. Das kann man gar nicht oft genug machen und wenn man nun schon nicht einen Koffer, sondern eine ganze Wohnung in Berlin hat, dann wird es allerhöchste Zeit, endlich mal wieder unsere Stadt (ja, da gibt es berechtigte Eigentumsansprüche) heimzusuchen.

Während ich endlich mal den Besuch des Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité anstrebte, wollte das kleine Monster den Bundestag unsicher machen. Aber es kam ganz anders. In der Zeit, in der mich Zwillinge an die Zweiseitigkeit des menschlichen Daseins und Miteinander im Allgemeinen oder die dramatische Verbundenheit im Besonderen wie in Nino Haratischwilis Roman „Mein sanfter Zwilling” (Pathos steckt ohne Zweifel in Pathologie) erinnerten, bei mir Sammelleidenschaft für Gallensteine
erweckt wurde und ich sehr darüber erfreut war, dass sozusagen eine Visite im Depot (noch größere Sammelleidenschaftserweckung) möglich war, landete das kleine Monster im Hauptstadtstudio der ARD und ging dort auf Sendung.

Unausweichlich war dann wieder Kreuzberg. Zu meiner Freude ist die Gentrifizierung dort doch noch nicht so vorangeschritten wie befürchtet, auch wenn sich wieder viel verändert hat. Nach wie vor gibt es aber die Galerie von endartist und Nasenflötenprotagonist Klaus „Chicken” Theuerkauf, der sich zunehmend der (oft nicht ganz jugendfreien) Objektkunst zuwendet. Dadurch, dass sich gleich ein Gespräch ergab, habe ich leider ganz vergessen, Fotos zu machen. Nachdem die Nahrungsaufnahme ein großes Thema war, machten wir uns dann zu unserem Lieblingsitaliener („Parlamento Degli Angeli”) auf, um himmlisch genießen zu können.

Seit diesem Besuch ist in Friedrichshain neben der Strychnin-Galerie die Zozoville-Galerie Pflicht und zwangsläufig gab es wieder wie jedes Mal Zuwachs für’s Gruselkabinett – u. a. was für Milchjunkies und eine Vermisstenmeldung.

Allet in allem also wieder voll jut. Nur das Wetter war teilweise nicht sehr knorke, von wegen Sibirien und so.