Alien
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Donnerstag, 30. Oktober 2014

Schwarzarbeit

Am heutigen Tage erstrahlte mein Arbeitsplatz in tiefster Dunkelheit. Unzählige Schädel grinsten mich von schwarzen Luftballons an. Vom Schreibtisch war nichts mehr sichtbar, da sich darüber auf einem schwarzen Tuch Spinnennetze breit machten. Von einer schwarzen Laterne grüßten Skelette und erhellten die düstere Szenerie etwas. So konnte man auch die ebenfalls schwarze Karte erkennen, durch die man ganz sicher sein konnte: Ja, es ist wieder so weit ...

Dienstag, 28. Oktober 2014

Laut, lauter, Swans

Sound um Sound wird über einem aufgeschichtet, bis auch der entfernteste Winkel zum Bersten gefüllt ist. Es nicht nur unter den Fußsohlen kribbelt, sondern jede einzelne Körperzelle vibriert. Höher und höher schlagen diese Wogen eines Ozeans aus Lärm. Besucher eines Konzertes von den Swans wissen meist, auf was sie sich einlassen. Da, wo bei anderen die Schmerzgrenze längst überschritten wurde und diese entweder an Land flüchteten oder gnadenlos untergegangen sind, stürzen sich jene immer tiefer in die Fluten und lassen sich treiben, bis sie selbst vollkommen aus Lärm bestehen. Düster und laut. Viel lauter wieder als letztes Mal und dennoch nicht nur einfach Lärm. Auch wenn Michael Gira zumindest anfangs etwas angeschlagen war, so führte er wiederum souverän im Laufe des Abends Band und Publikum zum multiplen Lärmorgasmus zusammen.

Samstag, 25. Oktober 2014

Gefühlter Raub

Wenn mir jemand etwas aus der Hand reißt und das so schnell geht, dass ich keine Gegenwehr leisten kann, dann handelt es sich nur um Diebstahl. Fühlt sich aber anders an. Aber so ist nun mal die Rechtslage meinte der Kommissar (oder genauer Polizeihauptkommissar), der ganz klassisch mit seinem Notizbuch bei mir daheim am Tisch saß. Und falls ich den Typen noch mal sehen würde, dann sollte ich ihn nicht ansprechen oder umhauen. Das würde ich auch nicht tun. Dafür aber wohl ganz andere Sachen.

Samstag, 18. Oktober 2014

Krach im Keller

Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich Sudden Infant (erstmals) live gesehen habe, aber mir kommt es so vor, als wenn das schon über ein Jahr her ist. Das liegt vermutlich daran, dass dieses Jahr bisher besonders erlebnisreich war und dabei handelte es sich auch noch vornehmlich um besonders schöne Erlebnisse. Gefühlt war es also Zeit für ein weiteres Konzert von Sudden Infant. Nunmehr nicht mehr als Solokünstler auf der Bühne, sondern mit Verstärkung durch Bassisten Christian Weber und Schlagzeuger Alexandre Babel. Eine sehr gute Entscheidung und vor allem live eine deutliche Bereicherung. Die oft explodierende Mischung aus dringlich vorgetragenen Texten und rhythmischen Lärm ist ganz sicher keine Easy-Listening-Musik, aber gerade weil sie eher anstrengend ist, wird der Dynamik noch mehr Intensität verliehen.

Sonntag, 12. Oktober 2014

Hoch die internationale Surrealität!

Gerade so den tödlichen Männerschnupfen überstanden und zuvor passend so viel Unvernunft wie möglich grassieren lassen, ging es gestern in aller Früh in den Sommer, der sich surreal nennt. Den realen Sommer längst hinter uns, fuhren wir immer weiter in ein zunehmend nebliger werdendes Grau. Normalerweise wäre die umgekehrte Richtung zutreffender gewesen, aber mit der Realität wollten wir ja nichts zu tun haben. Die Sonne kam uns allerdings hinterher geschlichen, so dass die Bewussten Halluzinationen am Mainufer schlendernd bei Sonnenschein angestrebt wurden.

Dort wurde man von Dunkelheit empfangen, die allerdings nicht von 1200 an der Decke hängenden Kohlensäcken herrührte, sondern eher zweckdienlich den zahlreichen Filmvorführungen zu Gute kam. Gleich am Eingang wurde man von – wie nicht anders zu erwarten – André Breton begrüßt, leicht zurück gesetzt in Begleitung von Luis Buñuel und Salvador Dalí – wie sollte es anders sein. Höchstpersönlich anwesend waren diese sowie viele weitere mehr oder weniger bekannte Vertreter des surrealenen Films natürlich nicht – Hüte, die von der Decke hingen, bargen in ihrem Innern jedoch Erleuchtung mit kurzen Informationen zu den jeweiligen Persönlichkeiten. Neben den allbekannten und oft gezeigten Gassenhauern „Un chien andalou” und „L’age d’or” gab es eine ganze Menge eher wenig bis gar nicht bekannter Filme auf den vielen Leinwänden größtenteils ausschnittsweise zu entdecken. Genau wie mittig der Ausstellung die geografischen Bewegungen der surrealen Filmkünstler auf einer Weltkarte dargestellt sind, so unternimmt man auch in dieser Ausstellung eine Weltreise. Weit über die bekannte Achse Paris-Prag hinausgehend, landet man beispielsweise in Serbien, Brasilien oder China.

Hierzu muss noch gesagt werden, dass es sich bei dem Gezeigten ausschließlich um Sachen der 20er, 30er Jahre handelt. Der dazugehörige Ausstellungskatalog geht zeitlich noch etwas weiter, aber auch nur sehr begrenzt. Allerdings wäre eine allumfassende Ausstellung wohl nur schwer realisierbar. Immerhin ist es überhaupt das erste Mal, dass sich eine Ausstellung mit dem filmischen Surrealismus befasst. Dass dies Hand und Fuß hatte, konnte man auch wortwörtlich sehen. Optimal gelöst war die akustische Wiedergabe auf engstem Raum bei den Filmen – es ergab sich keine alles übertönende Kakophonie. Nicht so gut war die Beleuchtung der Vitrinen (die ebenfalls gut zu Fuß waren), da man oft Mühe hatte, seinem eigenen Schatten aus dem Weg zugehen. Zu sehen gab es dort viele Original-Exponate wie z. B. das handgeschriebene Manuskript des Surrealistischen Manifests (graphologisch höchst interessant).

In der Gesamtheit war dies eine sehr beeindruckende Ausstellung, die auf eher kleinem Raum unmittelbar erfahrbar eine Fülle an Anregungen gab, um sich im Nachhinein intensiver damit zu beschäftigen. Das betrifft vor allem den globalen Blick über den Pariser Tellerrand hinaus. Der Katalog ist hierbei sowohl davor als auch danach wohl unentbehrlich. Es hat mich also sehr gefreut, dass ich Gast des Hauses sein durfte. Dank Presseausweis gibt es hier auch noch ein paar Fotos zu sehen, die einen kleinen optischen Einblick ermöglichen:







Samstag, 11. Oktober 2014

Och

Och. och ...

Dazumals, nach dem ersten Wohnzimmerkonzert, war ich ja ziemlich euphorisiert und habe gleich mal ein paar Musiker angeschrieben, die ich sehr schätze und bei denen ein Konzert bei mir daheim denkbar wäre. Das waren dann doch nur eine Hand voll oder so, weil sich ja auch nicht alles beim besten Willen im Gruselkabinett umsetzen lassen würde. Um so bedauerlicher finde ich nun, dass ich jetzt eine Zusage bekommen habe. So kann ich mich nur freudvoll an das zuletzt erlebte Konzert erinnern, das ich von Fake Mistress erlebt habe, die ja nicht nur Musikerin ist, sondern sich auch in vielfältiger Weise kreativ betätigt. Die Umgebung des RL-Gruselkabinetts hätte ihr sicher zugesagt. Aber hach, ich kann nur leidvoll feststellen, dass es nicht geht. Es sei denn ... aber nein, Morde im persönlichen Umfeld zählen zu den am besten aufgeklärtesten Mordfällen. Ich versuche es dann doch lieber erst einmal mit etwas Support bei der Suche nach einer hiesigen anderen Location. Hm, oder doch mal etwas mehr wagen? Immerhin dürfte die Polizei hier mehr mit anderem beschäftigt sein. So ein Dönerspieß als Umsetzungsinstrument würde erst einmal ziemlich ablenken. Momentan bin ich demnächst aber erst einmal mit bewussten Halluzinationen beschäftigt.

Freitag, 26. September 2014

Reality Check

Nur weil sich das mit den Wohnzimmerkonzerten (1, 2) leider erledigt hat, heißt das nicht, dass im Gruselkabinett nicht mehr musiziert wird. Der Schlendrian improvisiert unentwegt im Musikzimmer auf seinen geschätzt 1000 Synthesizers (ich habe da mittlerweile den Überblick verloren). Da das mit anderen zusammen durchaus bereichernd sein kann, hat er das Analoge Synthesizer Kollektiv Hamburg gegründet und so tauchen hier öfters wildfremde Menschen mit ihren Synthies auf. Alles fast lautlos, da das reine Kopfhörersessions sind (das Klacken der Tasten hört man schon). Den Teilnehmern ist der Veranstaltungsort oft ebenso fremd. Überraschend ist dann, wenn gerade der Synthesizer der Tasche entnommen wurde und diese beiseite gelegt werden will. Aber oh Wunder, die Tasche ist erneut gefüllt. Die Fellmonster – insbesondere Mortimer –, sind da ganz schnell, wenn es darum geht, sich häuslich niederzulassen. Soweit nun zu den Überraschungen mit lebendigen Bewohnern des Austragungsortes. Dieser an sich ist beim erstmaligen Betreten für viele auch erst einmal überraschend und verleitete einen Neuling zu dem spontanen Kommentar: „Das sieht hier ja aus wie im Gruselkabinett!” Vollkommen richtig erkannt. *g*

Vielleicht sollte ich das mal als Trademark eintragen, auch wenn ich eigentlich nicht vorhabe, dies gewerblich zu nutzen. Nachdem, was ich recherchiert habe, ist nur das „Berliner Gruselkabinett” als trade mark type eingetragen (was für mich aus persönlichen Gründen auch passen würde). Wenn man bedenkt, wie sich vielmals abgemüht wird, eine Corporate Identity aufzubauen und das hier auf den ersten Blick mühelos erkannt wird – also nicht nur die Vermittlung der signifikanten Gesamtheit der Merkmale, sondern schon gleich der richtige Name an sich, dann wäre das vielleicht mehr als eine Überlegung wert.

Donnerstag, 25. September 2014

Drei kleine Italiener ...

… haben mich gestern Abend sehr glücklich gemacht. Einen Tag vorher entdeckt und gleich am nächsten Tag zum Konzert. Soviet Soviet haben schon als Vorband u. a. für A Place to Bury Stranges gespielt, was schon als Referenz sehr gut klang – theoretisch. Praktisch klingt das noch viel besser. Düsterer, jedoch äußerst lebendiger Post Punk, der Musik zwischen Cold Wave und Shoegaze recht eigenständig kreiert – also kein Zuwachs bei den Epigonen von Joy Division. Live waren die drei noch viel überzeugender. Die Energie, die sie versprühten, war hochansteckend und reichte nach einer sehr kurzen Nacht auch noch für heute. Und falls sie dann doch langsam zur Neige gehen sollte, werde ich einfach erneut Soviet Soviet hören. Denn wer hören kann, muss das fühlen.

Dienstag, 23. September 2014

Die lieben Kollegen, Teil 31

„Oh, ich habe gerade deinen Stift angeknabbert. Entschuldige!”
„Ähm ... kannste jetzt behalten.”
„Ah, Dankeschön!”

Bei solchen Kollegen sollte man aufpassen, dass man höchstens mal einen Stift herumliegen hat.

Samstag, 20. September 2014

Ausgeblutet

Ach ja ... das war’s jetzt wieder mit dem Fantasy Filmfest.

R100

Japan, 2013
Regie: Hitoshi Matsumoto
Darsteller: Mao Daichi, Hairi Katagiri, Nao Ômori, Lindsay Kay Hayward, Eriko Satô, Shinobu Terajima, Ai Tominaga, Naomi Watanabe, You

Nach „Symbol” konnte man sich schon vorab vorstellen, dass man es hierbei wiederum mit einem total verrückten Film zu tun hat wie er wohl nur aus Japan kommen kann. Ganz so klamaukig wie „Symbol” beginnt R100 zwar nicht – es wird bald aber nicht minder absurd. Es ist ein Glück, dass ich diesen Film sehen durfte – hat er doch eine Altersfreigabe ab 100 Jahren. Mit mir zusammen wurde er nicht nur von den anderen Zuschauern im Kino gesehen, sondern auch von Zuschauern im Film, die sich abmühten, ihn zu interpretieren. Ein Mann führt ein unscheinbares Leben als Angestellter in einem Möbelhaus und als Vater eines kleinen Sohnes. Das ändert sich Schlag auf Schlag [sic], als er einen Vertrag bei einem BDSM-Club eingeht, wodurch er unkündbar für ein Jahr öffentliche Besuch von Dominas erhält. Das, was zunächst wie die vollkommene Erfüllung seiner Wünsche aussieht, schlägt bald gehörig über die Stränge. Für Freunde absolut aberwitzigen Humors voll überbordend kreativer Einfälle strengstens empfohlen!


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Honeymoon

USA, 2014
Regie: Leigh Janiak
Darsteller: Hanna Brown, Ben Huber, Henry Lawrence, Rose Leslie, Harry Treadaway

Ein Pärchen verbringt seine Flitterwochen in einer Waldhütte in Kanada. Ruhig und harmonisch geht es los, glücklich verbringen die beiden die erste Zeit. Das ändert sich schrittweise, nachdem die junge Braut schlafwandelte. Zusehends verändert sie sich und die Beziehung des Paares zueinander. Oder bildet sich dies der Ehemann alles nur ein? Umschreiben könnte man diesen Film als Mystery-Horror – für mich allerdings alles andere als ansprechend. Spannend oder atmosphärisch inszeniert fand ich das jedenfalls nicht, zu plump wurde die Handlung abgewickelt. Den beiden Hauptdarstellern konnte ich ebenfalls nichts abgewinnen, zu eindimensional waren die Figuren gezeichnet. Um dies also gleichfalls als Beziehungsfilm bezeichnen zu können, fehlte für mich psychologische Substanz. Tja, da habe ich dieses Jahr nun doch mal wieder für mich persönlich eine Gurke erwischt.


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The Strange Color of Your Body's Tears

Belgien / Frankreich / Luxemburg, 2013
Regie: Hélène Cattet, Bruno Forzani
Darsteller: Sylvia Camarda, Anna D'Annunzio, Sam Louwyck, Klaus Tange, Jean-Michel Vovk

Wie schon vorab geschrieben, war bei diesem Film die Vorfreude am größten. Ein paar Tage vorm Fantasy Filmfest habe ich mir zur Einstimmung auch noch mal „Amer” und fast alle Kurzfilme angesehen, welche viel direkter dem Giallo gewidmet sind als „Amer”. Ohne vorherige Erklärung wäre ich nun von „The Strange Color of Your Body's Tears” ziemlich überrascht gewesen, denn die filmische Entwicklung geht hier wieder zurück zu den Kurzfilmen. In der Ankündigung war jedoch zu erfahren, dass dies theoretisch der erste Langspielfilm von Hélène Cattet und Bruno Forzani ist, aber erst nach „Amer” realisiert wurde. So wundert es dann nicht, dass hierbei ebenso wie in den Kurzfilmen genretypische Elemente des Giallo wie z. B. schwarze Lederhandschuhe und Messerklingen wieder exzessiver eingesetzt werden. Die Handlung kann man hierbei erneut vernachlässigen: ein Mann kehrt von einer Geschäftsreise zurück, daheim ist seine Frau verschwunden und er gerät bei seinen Nachforschungen immer mehr in das Labyrinth der Geheimnisse des Hauses und seiner Bewohner sowie seiner eigenen Phantasien. Schnell verliert sich die Eindeutigkeit von dem, was man Realität nennen könnte. Wenn man sich bei „Unter the Skin” noch herausgefordert fühlt, den Film intellektuell zu erfassen, über Deutungsmöglichkeiten nachzudenken, so ist dieser Film nur rein sinnlich erfahrbar. Künstlerische Bilderwelten und die intensive Klangkulisse überfluten einen geradezu. Für viele Zuschauer war das zu viel oder sie waren soundso überfordert und verließen scharenweise das Kino. Der Rest ließ sich hypnotisieren und spendete diesem Werk transgessiver Ästhetik am Ende Applaus.


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Donnerstag, 18. September 2014

Metalhead

Island, 2013
Regie: Ragnar Bragason
Darsteller: Þorbjörg Helga Dýrfjörð, Halldóra Geirharðsdóttir, Thora Bjorg Helga, Ingvar E. Sigurðsson


Die 12-jährige Hera verliert ihren Bruder durch einen blutigen Arbeitsunfall. Sein Tod ist der Auslöser, ihm in seine musikalische Welt zu folgen und das ist die des Heavy Metal. Das ist nun nicht so meine Welt, aber da es sich vornehmlich eher um die Easy-Listening-Variante handelt, also eher klassischen Metal, stört die größtenteils eingesetzte Musik wohl niemanden weiter. Auch als junge Erwachsene ist die Hauptdarstellerin ihrem Musikgeschmack treu geblieben und macht inzwischen ihre eigene Musik. In ländlicher Einöde ist sie damit sehr einsam, aber sie will auch bewusst Außenseiter sein. Den Tod ihres Bruders hat sie ebenso wie ihre Eltern immer noch nicht verarbeitet. Verständnis findet sie (fast) nirgendwo. Ihr Rebellieren mutet allerdings mitunter etwas pubertär an, trotzdem sammelt sie mit ihrer Emotionalität mühelos Sympathiepunkte. Die isländische Umgebung passt sehr gut zu diesem melancholischen Außenseiter-/Jugenddrama, dass sich eher spröde und still (Musik mal außen vor) gibt. Schön anzusehen – allerdings wenn auch nicht oberflächlich, so doch auch nicht mit sehr viel Tiefgang versehen.


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Starred Up

Großbritannien, 2013
Regie: David Mackenzie
Darsteller: Scarlett Johansson, Paul Brannigan, Scott Dymond, Krystof Hádek, Jeremy McWilliams, Michael Moreland


Knastfilme, auch mit jugendlichen Straftätern, gibt es eigentlich schon genug. Wenn aber David Mackenzie der Regisseur ist, dann kann man (oder zumindest ich) davon ausgehen, dass man es hier mit einem einzigartigen Film zu hat, der einen straken Eindruck hinterlässt. Die Atmosphäre dieses Films ist voll angestauter Aggression, die man förmlich riechen kann. Eine Kleinigkeit genügt und schon explodiert alles in Brutalität. Das passiert sehr schnell und sehr oft. „Starret Up” ist ein englischer Ausdruck für die frühzeitige Überführung aus dem Jugendknast in ein Erwachsenengefängnis. Der 19-jährige Eric Love ist so ein Fall – hoffnungslos scheint es, dass er seinem Gewaltpotential je entkommen kann. Nun verlegt in den Hochrsikobereich, sind es nicht nur korrupte Wärter und andere gewalttätige Häftlinge, mit denen er nur schwer klarkommt, sondern auch sein Vater befindet sich hier. Die ambivalente Beziehung der beiden zueinander wird sehr facettenreich dargestellt. Auch wenn das Gewalttätige bei mehr oder weniger allen Darstellern dominiert, kann man trotzdem sehr nachvollziehbar die Verletzlichkeit dahinter erkennen. Insgesamt ergibt das eine so realistische Intensität, der man sich nicht entziehen kann, auch wenn man es vielleicht oft möchte. Sehr sehenswert, wenn man es aushält.


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Mittwoch, 17. September 2014

Under the Skin

Großbritannien, 2013
Regie: Jeremy Saulnier
Darsteller: Scarlett Johansson, Paul Brannigan, Scott Dymond, Krystof Hádek, Jeremy McWilliams, Michael Moreland


Es ist unmöglich, diesen Film treffend zu beschreiben und noch unmöglicher, ihn zu deuten. So rätselhaft wie das Verhalten eines Wesens in weiblicher Hülle – und so rätselhaft wie seine Augen die Menschheit wahrnehmen, so rätselhaft und vieldeutig ist dieses Werk, das unter dem Label Science Fiction (es ist ja nicht mal eindeutig, ob es sich bei diesem Wesen um einen Alien handelt) zumindest mit Sicherheit falsch eingeordnet wird. Denn hierbei handelt es sich um reines Arthouse-Kino, das einen beispielsweise an die Kunstfilme von Matthew Barney denken lässt. Isolation, Identität und Verführung sind Themen, die visuell greifbar werden. Mag sein, dass dieser Film nicht einfach zugänglich ist. Man muss sich in der Tat auf ihn einlassen können. Dann jedoch wird man wie die männlichen Opfer von der mysteriösen Hauptdarstellerin verführt und hinabgezogen in eine unbeschreibliche Tiefe, die einen gefangen hält und immer weiter in sich einspinnt. Sehr faszinierend. Und man muss diesen Film unbedingt mindestens noch einmal ansehen. Nicht, um ihn zu verstehen, sondern um noch tiefer hineinzugleiten.


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Blue Ruin

USA, 2013
Regie: Jeremy Saulnier
Darsteller: Macon Blair, Amy Hargreaves, Bonnie Johnson, Daniel L. Kelly, Kevin Kolack, Eve Plumb, Devin Ratray, David W. Thompson, Brent Werzner


Am Rande der Gesellschaft lebt Dwight und hat nicht viel mehr als einen rostigen Schrotthaufen als Auto. Das ist das zunächst äußerlich Sichtbare. In seinem Innern ist jedoch noch viel mehr, nämlich vornehmlich tief sitzende Rachegefühle gegenüber dem Mörder seiner Eltern. Als dieser aus dem Gefängnis entlassen wird, bekommt er Gelegenheit, Vergeltung zu üben. Damit setzt sich eine langsam, aber stetig weitere Kreise ziehende Gewaltspirale in Gang. Außergewöhnlich ist an diesem Rachethriller die sehr ruhige und sensible Inszenierung. Selten, dann aber sehr heftig, steht die Gewalt im Vordergrund. Ebenso hervorzuheben ist die äußerst realistische Darstellung. Trotzdem bei diesem Film einiges untypisch umgesetzt wurde (und das im positiven Sinne, denn meist ist dies schon sehr anspruchsvoll), kennt er dennoch nur die genretypische Richtung. Wenn man hierbei mehr die ausgetretenen Pfade verlassen hätte, wäre daraus sicher ein Film geworden, den ich sehr gemocht hätte.


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