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Freitag, 12. April 2013

Wilde Jungs machen einen los

Es ist sehr komfortabel in einer Großstadt zu leben, weil man meist jederzeit spontan etwas unternehmen kann. Manches ergibt zwar einen netten Abend, ist aber nicht unbedingt erwähnenswert. (An dieser Stelle können die Leser des Gruselkabinetts mal dankbar sein, dass ich nicht alles blogge.) Andererseits entdeckt man so oftmals viel Neues, dass einen länger erfreut an diese Abende zurück denken lässt. Die Pickers gehören dazu. Beim ersten kurzen Reinhören vorab war ich etwas erstaunt, dass Franz Ferdinand nun komplett deutsche Songs singen, aber da steckt bei dieser Band musikalisch noch einiges mehr drin – bis hin zu den frühen Beatles. Ganz zu Anfang des Konzerts wirkten die Jungs etwas unterkühlt und lustlos. O.K., kann man ja verstehen – die sehr kleine Location war nicht mal richtig voll und die Massen von kreischenden Teens fehlten vollkommen. Mit dem Opener „Ich will nicht mehr jung sein” wurde auch gleich klar, dass das wohl eigentliche Zielpublikum mehrheitlich nicht so vertreten war. Nun ja, die Jungs werden irgendwann auch nicht mehr jung sein, aber es bleibt ihnen zu wünschen übrig, sich dann noch jung zu fühlen. Nichtsdestotrotz wurde sich sehr schnell warm gespielt. und die straßenmusikerprobte Band legte richtig los. Könnte sehr gut sein, dass sie irgendwann oder sehr bald richtig groß rauskommen – das Zeug dazu hätten die Pickers –, dann würde ich die Konzerte allerdings den kreischenden Teens überlassen.

Mittwoch, 10. April 2013

Gefährdung des Kindeswohl

„Wilde Knaben und ungeduldige Mädchen, die weder der Vater noch die Mutter zu beschwichtigen vermögen, der magische Zug des Buches zähmt sie; [...] sie sitzen laut- und athemlos. Aber das süsse Narkotikum, womit man die unruhige Langeweile dämpft, hat diese Wirkungen: Im Genusse jener Reize, welche die Phantasie fieberhaft erregen, wächst zugleich das Gelüste und der Durst nach dem Reiz immer neuer Gemüthsregungen, süssen Grauens, halsbrechender Phantasieläufe, und es erzeugt sich jene Lesewuth, die nicht selten so stark wird, dass das Kind seinen Bücherdurst, wie ein dem Trunke verfallener Unglücklicher, nicht mehr zu bändigen weiss und zur Befriedigung desselben nicht minder unsittliche Mittel ergreift als Jener. Und dazu ist auch gewiss, das Kinderbuch kann auch leiblich entnerven, und wenn die Eltern sehen, dass ihr Kind, tiefaufathmend vom Ende der schönen Geschichte, mit glühendem Kopfe und gläsernen Augen dasitzt, so dürfen sie fürchten, dass ein solches Lesesiechthum bereits begonnen hat.”

Franz Dula, Schweizerischer Lehrerverband, 1860

Freitag, 5. April 2013

Was einfach mal gesagt werden muss

Da jammert man über das Wetter (berechtigt) oder über die Arbeit (temporär berechtig), aber eigentlich geht es einem doch ziemlich gut. Das muss ich mir sehr oft anhören bzw. höre schon floskelhaft jederzeit ein „Hach, geht’s dir gut!”. Aber das stimmt dennoch gewissermaßen. Sicher gibt es unerfüllte Wünsche, aber so wie es läuft, läuft es sicher nicht schlecht. Das vergangene Jahr und all das, was es einem unvergesslich beibrachte, was Leben und Sterben betrifft, war alles andere als leicht. Aber all das wäre sicher unerträglich gewesen ohne diesen bedingungslosen Beistand. Und das ist das Gute, was mir nach wie vor zur Seite steht. Man sagt viel zu wenig „Danke” (weil man mit der Situation soundso überfordert ist; man selbst keinen Wert auf Danksagungen legt, weil das, was man tut Selbstverständlichkeiten sind), aber nun ist es längst an der Zeit, einfach mal ein fettes DANKE zu sagen.

Dienstag, 26. März 2013

Die lieben Kollegen, Teil 20

Ebenso wie sich der Schnee nach wie vor auftürmt, sieht’s bei der Arbeit aus. Und kein Ende in Sicht, auch wenn man weiß, dass es doch irgendwann mal wieder besser wird. Dies und das bleibt ungebloggt, weil Zeit und Motivation abhanden gekommen sind (O.K. – meist nur Konzerte, die ja nach wie vor die Leserschaft des Gruselkabinetts nicht zu schätzen weiß. Aber hey – da waren so Legenden bei wie Dieter Moebius und Musik, die aus Geräuschen von Operationen oder neuronalen Aktivitäten von Krebsen stammt). Selbst dem Personalchef geht’s nicht besser. Also, nicht was das Bloggen betrifft, nur so allgemein die Lust und Laune, und man plante gemeinsam nach einem halben Arbeitstag einfach nach Hause zu gehen. Nun ja, meine Forderungen, überall Heizpilze zur Verbesserung der klimatischen Bedingungen aufzustellen (schließlich ist er dafür zuständig für ein gutes Arbeitsklima zu sorgen und das fängt meiner Meinung nach schon vor der Haustür an), ist er nach wie vor nicht nachgekommen und ansatzweise kann ich schon verstehen, dass er da etwas überfordert ist. Immerhin hat meine Chefin erkannt, dass in Zeiten wie diesen eine besondere Förderung der Motivation nötig ist und tätigte spontan einen Einkauf in einem Schokoladen-Outlet. Das hat ziemlich gechoct. Mir ist immer noch etwas schlecht. Morgen wird’s auch nicht besser aussehen, da mein Schreibtisch immer noch ausreichend bestückt ist. Leider nicht nur mit Schokolade, aber immerhin. Also „immerhin” muss ich dann doch mal so schreiben: „IMMERHIN”.

Sonntag, 24. März 2013

American Mary

Kanada, 2012
Regie: Jen Soska, Sylvia Soska
Darsteller: Katharine Isabelle, Antonio Cupo, Clay St. Thomas, David Lovgren,
John Emmet Tracy, Paula Lindberg, Tristan Risk

Nach sehr langer Zeit habe ich mir mal wieder ein blutiges Häppchen von den Fantasy Filmfest Nights gegönnt. Ansonsten ist mir da meist zu viel 08/15-Horror vertreten. Bei diesem Film spritzt das Blut allerdings etwas abseits des Üblichen. Katharine Isabelle (bekannt aus den „Ginger Snaps”-Filmen) spielt sehr grandios eine angehende Chirurgin, die nach und nach in die Subkultur der Body Modification abtaucht. Anfangs braucht die Studentin einfach nur Geld, dass sie eigentlich als Stripperin verdien wollte, aber ehe sie sich versieht, wird daraus ein Job mit dem Skalpell in der Hand. Später wird sie eine der gefragtesten Chirurgen für spezielle Wünsche sein. Doch diesen Weg zu gehen, fällt ihr nicht unbedingt leicht, aber nach einem einschneidenden Erlebnis beendet sie ihr Studium und schnippelt nicht mehr an Truthähnen (siehe Bild) herum. Neben der überzeugenden Hauptdarstellerin weiß dieser Film vor allem durch seine ruhige, atmosphärische Inszenierung in düster-stylischem Look zu beeindrucken- Eine faszinierende Mischung aus Drama, Komödie, Horror, Female-Revenge-Thriller mit einer Prise David Lynch. Der Erstling der Soska-Schwestern „Deal Hocker in a Trunk” dürfte wohl nicht so sehenswert sein, aber die Twistet Twins Production sollte man von nun an unbedingt im Auge behalten.

Official Site
Trailer

Montag, 11. März 2013

Nicht der Weißheit letzter Schluss


Einmal um die Ecke vom RL-Gruselkabinett – mitten in der Stadt

Es nimmt und nimmt kein Ende. Schnee, Schnee und nochmals Schnee. Man kann sich schon bald nicht mehr vorstellen, dass es jemals aufhören wird zu schneien. Langsam komme ich mir vor wie in einem Film von Guy Maddin. Da gibt es auch oft sehr viel Schnee, wie z. B. in der Pseudo-Dokumentation / Filmautobiografie „My Winnipeg” (hier ein eiskalter Ausschnitt), und somnambule Bewohner, die vergeblich versuchen, diesem schneereichen Ort zu entkommen. Wenn man nicht aufpasst und kurz stehenbleibt, wird es einem so wie den Pferden (denen in Winnipeg, nicht denen in der Lasagne) ergehen, nur dass es nicht das Eis ist, das einen gefangen hält, sondern die Schneemassen, die in Bruchteilen von Sekunden über einem vom Himmel hernieder gekommen sind. Tja, grau ist alle Theorie (vor allem, wenn es um so etwas wie den meteorologischen Frühlingsanfang geht) – weiß ist die Praxis.

Samstag, 9. März 2013

In der Stadt der Kräne



Manche Dinge macht man viel zu selten. Nach Berlin zu fahren gehört dazu. Das kann man gar nicht oft genug machen und wenn man nun schon nicht einen Koffer, sondern eine ganze Wohnung in Berlin hat, dann wird es allerhöchste Zeit, endlich mal wieder unsere Stadt (ja, da gibt es berechtigte Eigentumsansprüche) heimzusuchen.

Während ich endlich mal den Besuch des Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité anstrebte, wollte das kleine Monster den Bundestag unsicher machen. Aber es kam ganz anders. In der Zeit, in der mich Zwillinge an die Zweiseitigkeit des menschlichen Daseins und Miteinander im Allgemeinen oder die dramatische Verbundenheit im Besonderen wie in Nino Haratischwilis Roman „Mein sanfter Zwilling” (Pathos steckt ohne Zweifel in Pathologie) erinnerten, bei mir Sammelleidenschaft für Gallensteine
erweckt wurde und ich sehr darüber erfreut war, dass sozusagen eine Visite im Depot (noch größere Sammelleidenschaftserweckung) möglich war, landete das kleine Monster im Hauptstadtstudio der ARD und ging dort auf Sendung.

Unausweichlich war dann wieder Kreuzberg. Zu meiner Freude ist die Gentrifizierung dort doch noch nicht so vorangeschritten wie befürchtet, auch wenn sich wieder viel verändert hat. Nach wie vor gibt es aber die Galerie von endartist und Nasenflötenprotagonist Klaus „Chicken” Theuerkauf, der sich zunehmend der (oft nicht ganz jugendfreien) Objektkunst zuwendet. Dadurch, dass sich gleich ein Gespräch ergab, habe ich leider ganz vergessen, Fotos zu machen. Nachdem die Nahrungsaufnahme ein großes Thema war, machten wir uns dann zu unserem Lieblingsitaliener („Parlamento Degli Angeli”) auf, um himmlisch genießen zu können.

Seit diesem Besuch ist in Friedrichshain neben der Strychnin-Galerie die Zozoville-Galerie Pflicht und zwangsläufig gab es wieder wie jedes Mal Zuwachs für’s Gruselkabinett – u. a. was für Milchjunkies und eine Vermisstenmeldung.

Allet in allem also wieder voll jut. Nur das Wetter war teilweise nicht sehr knorke, von wegen Sibirien und so.

Mittwoch, 27. Februar 2013

Die lieben Kollegen, Teil 19

Da meinte doch der oberste Geschäftsführer zu mir, ich solle mir mal meine Chefin unter den Arm klemmen und bei ihm vorbeischauen.

Die Arbeitslast wird echt immer größer.

Sonntag, 24. Februar 2013

Klänge für den Untergang



Das, was beim letzten Konzert von kATTWYk ein Grauwert am Horizont war, erblickte nun als Telomer erstmals das Licht der Bühne. Musikalisch zwar anders gewandet – wobei dieses Gewand auch wieder mit viel Dunkelheit gewebt wurde –, aber wiederum getragen von morbid-dekadenter Poesie. Die Selbstbeschreibung der Band ist wieder so aussagekräftig, dass sie unbedingt zitiert werden muss: „Telomer haben sich der Schönheit der Auflösung verschrieben. Mit Wonne und Grimm strebt alles dem Ende entgegen. Kalte Analysen der Welt in unterschiedlichen Erregungszuständen: Nervosität, Verzweiflung, Zynismus, Aufbegehren unter dem Vorbehalt der Vergeblichkeit. Die Menschen in diesen poetisch radikal destillierten Geschichten sind nicht gut, und der Erzähler scheint nicht viel mehr zu verlieren zu haben als seinen Verstand.
Die Kerbhölzer der Mitglieder von Telomer stecken tief in den Achtzigern, als es draußen auch nicht besser war, nur halt anders. So klingt die Hamburger Band nach Rost und Germanium, nach Eisblumen und Schmutzanstrich. Es schleppt, es treibt, es beißt, es flaniert durch Sanierungsgebiete. Schön, wenn der Schmerz nachlässt.”
Die Erwartungen an dieses neue Bandprojekt waren mit Sicherheit nicht zu hoch, denn der erste Auftritt wusste auf Anhieb zu überzeugen. Etwas störend war nur, dass der Gesang lautstärkemässig nicht so gut abgemischt war. Und auf ein paar schunkelnde Pseudopunks hätte man auch verzichten können. Aber ansonsten: Bitte mehr davon!

Freitag, 22. Februar 2013

Frühling wo bist du?

Ja, ich weiß, was der Kalender sagt. Und ja, es gab in den letzten Jahren viel eisigere Winter. Jedoch so lästig wie diesen Winter fand ich bisher keinen. (Glaube ich zumindest momentan, aber Erinnerungen sind unzuverlässiger als jeder Wetterbericht.) Kein Schneeflockentanz, der einen erfreuen könnte, sondern wieder nur einen Strich auf der Liste ergeben, die der Winter haushoch führt. Das Schlimmste an all dem ist die Dauermüdigkeit und -trägheit. Zaghaft vernimmt man zwar zunehmend der Vögel Zwitschern, da und dort blinzeln ein paar Knospen und Triebe und teilweise wird man zumindest gedanklich etwas wacher, aber das sind nur ein paar Funken in der Eisigkeit. Früher hat man dem Winter den Mittelfinger gezeigt und all der Kälte getrotzt. Manchmal schleicht sich der Gedanke ein, dass ich nun doch dem Alter verfallen bin, aber dieser Überdruss mit den begleitenden Symptomen ist allüberall zu verorten, egal wohin man schaut – auch bei den jungen Leuten (selbst wenn das nicht viel zu sagen hat bei der Jugend heutzutage, könnte man dem entgegen halten). Bleibt also nur, alle Reserven zu mobilisieren und auf ins Wochenende zu ziehen fern jeder Lethargie. Nun ja, ich werde mich heute Abend redlich bemühen, Hasen zu schaukeln und Kobras zu bändigen.

Sonntag, 17. Februar 2013

Die zehn Klingen der Blutseligkeit

Bei den unschönen Ereignissen im letzten Jahr sind teilweise all die schönen Dinge oft viel zu sehr überschattet worden. So wurde auch gar nicht bekannt gegeben, dass ich inzwischen neben dem Schädelbohrer nun auch einen Schröpfschnepper (auch unter der Bezeichnung Scarificator mehr oder weniger bekannt) mein Eigen nennen darf. Im Gegensatz zum Aderlassgerät wiederum ein sehr handliches Teil, dass sehr gut als ständiger Begleiter geeignet ist. Mit einem Dreh springen die zehn Klingen heraus und ruckzuck ist für Frischblut gesorgt, bevor man sich versehen hat. Der Praxistest hat erwiesen, dass das schneller geht als man es sich vorstellen kann. In einer Zeit, in der jede Sekunde kostbar ist, ein nicht zu unterschätzender Vorteil an Effizienz. Mal ganz vom Überraschungsfaktor abgesehen, der keine Möglichkeit der Abwehr zulässt. So habe ich nun immer die Okkasion für einen kleinen Imbiss zwischendurch. Von meiner damaligen Wunschliste bleibt nun also nur noch die Schädelsäge übrig. Aber wie das so mit Wünschen ist – im Laufe der Zeit kommen auch immer wieder neue Begehrlichkeiten hinzu, schließlich bin ich immer für neue Inspirationen offen. So wird sich sicher noch das eine oder andere Objekt der Begierde einfinden.

Freitag, 8. Februar 2013

Betörender Grabgesang

Eine Stimme, die einen wie ein warmer, weicher Mantel Sarg umfängt – tiefer und dunkler geht es kaum. Bei einer Band, die sich nach einem Song von Nick Cave benennt, ahnt man gleich, dass es sich hierbei nicht um heitere Klänge handelt und so wird musikalisch tief in die Gruft hinab gestiegen. Eine volle Ladung 80er Gothic Rock tönt einem da entgegen – die Sisters of Mercy oder Bauhaus winken einem aus nächster Nähe zu. Man könnte die Musik dem Dark Wave zuordnen, wenn O. Children nicht ihr eigenes Genre erfunden hätten: New Grave. Richtig neu ist das natürlich dennoch nicht, aber so einer Stimme kann man einfach nicht widerstehen. Und so war das ein Konzert, das so einige zum Schmelzen brachte. Teilweise schmolzen bei einigen leider auch die Gehirnarreale, die für das Sozialverhalten zuständig sind, dahin, denn anders ist es nicht zu erklären, dass man Fotos vom Sänger macht, indem man ihm sein Handy beim Fotografieren quasi ins Gesicht drückt. Aber Musik scheint ja generell seltsame Verhaltensweisen zum Vorschein zu bringen, wie z. B. die Annahme, dass so etwas als Hymne für’s Gruselkabinett taugt. O. Children kommt da jedenfalls schon weitaus eher in Frage.